13.08.2018

Manchmal gehört auch Eleganz dazu

Der FC Widnau erkämpft sich in Bazenheid mit einem 0:0 verdient den ersten Punkt in der neuen Liga. Teamgeist, Disziplin und Einsatz bilden die Grundlage zum Punktgewinn. «Es war ein guter Start», sagt Widnaus Mittelfeldspieler Daniel Lässer.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni Bruggmann90 Minuten Fussball ohne ein einziges Tor – wie langweilig! Das stimmt für den Saisonstart mit dem Spiel in Bazenheid nicht. Zuerst bestimmt Widnau das abwechslungsreiche Geschehen und kommt schon in der siebten Minute durch Jasmin Abdoski zur besten Chance des ganzen Spiels.Gegen Schluss dominiert dann aber das Heimteam klar und es braucht einen perfekten Nemanja Babic im Widnauer Tor, um den einen Punkt noch über die Zeit zu retten.Daniel Lässer ist in der Offensive daheimTrotz Einsatz und Kampfgeist: Manchmal gehört zum Fussball auch Eleganz. Zum Beispiel, wenn man dem Widnauer Daniel Lässer zuschaut. Er spielt im offensiven Bereich, hilft aber oft auch hinten aus und verhält sich defensiv so geschickt, dass er immer wieder einen Zweikampf gewinnt. Aber richtig wohl fühlt er sich im Angriff.Er tritt einen Freistoss über die gesamte Platzbreite aus dem Stand so genau, dass der Ball seinem Mitspieler vor die Füsse fällt. Er schiesst einen direkt auf ihn zurollenden Ball flach aufs Tor; in neun von zehn Fällen gehen solche Schüsse über den Ballfänger. Mit schnellem Antritt, geschickter Körpertäuschung und enger Ballführung überläuft er mühelos mehrere Gegner und dringt so in die gefährliche Zone ein.Zwei-, dreimal wäre nach einem Sololauf ein Zuspiel zu einem Mitspieler besser gewesen. Der Angreifer wirkt gelegentlich eigensinnig. «Das wird sich ändern», sagt Daniel Lässer, «wenn mein Fitnessstand besser ist. Dann wird automatisch auch die Übersicht besser.» Seine Vorbereitung auf die Saison sei nicht optimal gewesen, sagt er, weil er einen Sprachaufenthalt in England gemacht habe.Von Diepoldsau über St. Gallen nach WidnauDer kleine Daniel Lässer kommt mit fünf Jahren zusammen mit seinen Kameraden zum FC Diepoldsau-Schmitter. «Da ist die Freude am Fussball entstanden», sagt er. Später besucht er die United School of Sports in St. Gallen und spielt gleichzeitig im Nachwuchs des FCSG.«Für diese Superzeit bin ich dankbar. Ich konnte Schule und Fussball verbinden, habe gute Erfahrungen gemacht und Disziplin gelernt.» Und nun spielt er seit zwei Jahren beim FC Widnau, zu dem er durch seinen Freund Timo Faleschini gekommen ist. «Ich habe genau den richtigen Verein, das richtige Team gefunden. Jetzt bin ich am Ziel.»Die Aussage erstaunt. Sie kommt von einem, der so viel Talent hat und erst 23 Jahre alt ist. Vom einem, der in der Schweizer U18-Nationalmannschaft spielte. Von einem, der in der 1. Liga Promotion in St. Gallens Nachwuchsteam Stammspieler war. Von einem, der beim FCSG kurz in der Super League am linken Flügel stürmte und bei seinem ersten Einsatz im Match gegen den FC Thun sofort ein Tor schoss.Ist er in der 2. Liga interregional am Ziel?Nie zu 100 Prozent auf den Fussball gesetzt«Ich denke und lebe zweispurig», sagt er, «und habe nie zu hundert Prozent auf den Fussball gesetzt. Verletzungen am Sprunggelenk haben mir den Entscheid dann abgenommen. Der Abschied vom Spitzenfussball fiel mir leicht. Ich war nicht enttäuscht, sondern dankbar.»Das glaubt man dem jungen Mann. Gefragt, was denn die schönste Erinnerung an seine Fussballzeit sei, kommt ihm zwar das Tor in Thun in den Sinn, aber dann sagt er ganz klar: «Das war mein Tor zum 2:1 im Heimspiel am 2. Juni dieses Jahres gegen Weesen. Damit wurde unser Aufstieg in die 2. Liga interregional Tatsache.»«Ich denke und lebe zweispurig»: Die zweite Spur ist der Beruf. Vater und Onkel führen die Firma Lässer Stickmaschinen in Diepoldsau mit 220 Mitarbeitenden. Da sieht er seine Zukunft. Dafür investiert er, will er eine gute Ausbildung machen. In nächster Zeit beginnt er das Studium der Betriebswirtschaft an der HTW in Chur.