«Es war ein einfaches Mila-Training, vor dem ich gemerkt hatte, dass ich die 100’000er-Marke knacken könnte. Das erwähnte ich beiläufig und das allgemeine Erstaunen war gross», sagt Markus Indermaur über den Tag, an dem er die sechsstellige Anzahl Laufkilometer erreichte. Aufhebens gemacht hat er deswegen nicht, der Coach habe im nächsten Training aber einen «Sprudel» mitgebracht.
Dann haben wir kurz angestossen.
Markus Indermaur empfängt im gemütlichen Garten in einem ruhigen Balgacher Wohnquartier. Es ist sofort gut zu spüren: Da sitzt ein Mann, der zufrieden damit ist, was er erreicht hat. Im Vordergrund zu stehen, scheint ihm aber nicht allzu sehr zu behagen. «Mein Trainer hat mehr über die 100’000 km gesprochen als ich selber», sagt Indermaur. Natürlich bedeutet ihm die Marke viel, wichtiger ist ihm aber anderes wie etwa die schöne Kameradschaft in der Mila (Mittwoch-Laufgruppe) Rheintal. Es scheint, als wären die 100’000 Kilometer einfach die logische Folge von Indermaurs Freude am Sport.
Es war nicht vorgezeichnet, dass der in Berneck aufgewachsene Markus Indermaur eine solche Karriere als Läufer machen würde. Die ersten Erfahrungen sammelte er mit 17 Jahren. «Ich mag mich genau an den 10. Juni 1984 erinnern, es war ein bleibendes Erlebnis», sagt er über den Tag, als er erstmals mit Mila-Gründer Benno Moser lief. Getroffen hat er ihn per Zufall.
Es war ein heisser Sommertag in Berneck und nach drei Kilometern suchte ich ein Plätzchen im Schatten, um mich abzukühlen. Benno hat mir gesagt, ich müsse halt mehr trainieren.
Von «ausser Konkurrenz» zu zwei Sportvereinen
Wenig später lief er, noch ausser Konkurrenz, an einem Rangturnen des STV Balgach. Auf Anhieb gelang ihm dort über 1000 Meter die zweitschnellste Zeit. Er schloss sich dem Verein an, fast gleichzeitig auch der Mila. Für den STV Balgach war er auch auf der Bahn unterwegs, mit der Mila mehr in Riet und Hügeln. Indermaur sammelte Kilometer um Kilometer, bis deren Anzahl sechsstellig wurde.
Das weiss der 59-Jährige genau, weil er akribisch Buch führt – über jedes Training, alle Läufe, jeden Kilometer. Er kann zu jedem Lauftag etwas erzählen, denn auch besondere Ereignisse notiert er, «etwa, wenn wir in kniehohem Schnee unterwegs waren.» Indermaur kannte jahrelang kein schlechtes Wetter, das ihn vom Laufen abgehalten hätte, es gebe nur schlechte Kleidung. Heute trainiert er immer noch viel, sagt aber auch:
Wenn ich hinausgehe und sehe, dass sich aus Altstätten eine schwarze Wand auf die Region zubewegt, kann ich auch einfach die Schuhe wieder ausziehen und in die Ecke stellen.
41 Laufjahre und keine ernsthafte Verletzung
Wer 41 Jahre läuft, erlebt viel. Es gibt Höhepunkte, die Markus Indermaur nicht vergisst. So etwa die Teilnahme an einem Lauf auf dem Nürburgring, die er von der Mila zur Hochzeit geschenkt bekam. Indermaur arbeitet in einer Autogarage, interessiert sich auch für Motorsport. «Diese Rennstrecke ist legendär und es war sehr besonders, auf ihr zu laufen», sagt er. Und: Ihm gelang eine hervorragende Leistung, im Feld von mehr als 1000 Läufern wurde er Elfter.
Auch sehr gern erinnert er sich an seinen ersten Marathon, den er 25-jährig in Frankfurt bestritt. Er sei ganz bewusst ohne Uhr gelaufen, weil er keine Erfahrung über diese Distanz hatte – und erreichte das Ziel in zwei Stunden und 35 Minuten. Es ist bis heute seine Bestzeit im Marathon – danach sei er am Start nie wieder so unbekümmert gewesen wie in Frankfurt.

Als Highlight bewertet er auch die Tatsache, dass er sich in den 41 Jahren als Läufer nie ernsthaft verletzt hat. «Es ist wichtig, auf den Körper zu hören, ein Gefühl zu entwickeln und nicht zu viel zu wollen», sagt Markus Indermaur. Natürlich habe er mal die Muskeln gespürt, sei müde gewesen – dann gelte es, sich mit einer kürzeren Distanz zufrieden zu geben.
Seinen Lieblingslauf hat er erst einmal verpasst
Früher lief Markus Indermaur pro Woche 60 bis 70 Kilometer, heute sind es noch 30 bis 40. Er geniesse es heute, habe keinen getakteten Trainings- und Laufplan mehr. Vielmehr gefällt ihm in der Mila der interne Vergleich mit seinen langjährigen Laufkollegen. Geht er alleine laufen, ist er oft ohne grosse Pläne unterwegs:
Ich kann die Schuhe binden und weiss gar nicht, wohin ich gehe, es geht einfach los.
Dieses Jahr nimmt Markus Indermaur noch an zwei Events in der Region teil: erst am Rhyathlon, dann am Altstätter Städtlilauf. Dieser ist sein Lieblingslauf, ihm fühlt er sich besonders verbunden, weil er früher in der Organisation mithalf. Verpasst hat er ihn erst einmal. «Als Einheimische kennt man sich dort. Es ist wie der eigene Lauf, für den man auch etwas gemacht hat. Und die Kulisse im Städtli ist immer sensationell.»
Zu den 100’000 km sind seit dem Erreichen der Marke mindestens 300 dazugekommen – und es geht weiter.
Markus Indermaur ist in 41 Jahren 100’000 Kilometer gelaufen