Im Oktober 2009 machte sich die Schweizer U17-Nati an die WM nach Nigeria auf. Ohne grossen Kredit gestartet, nahm die Sensation nach dem letzten Gruppenspiel und dem 1:0-Sieg gegen Brasilien, das mit späteren Weltstars wie Casemiro, Coutinho, Alisson und Neymar angetreten war, Fahrt auf.
Am 15. November war es geschafft: Mit einem 1:0 im Final gegen den Gastgeber, vor 60'000 Fans im Moshood Abiola National Stadium von Abuja, wurde die Schweiz Weltmeister. Stars wie Granit Xhaka, Ricardo Rodriguez oder Haris Seferovic, der den Final mit seinem Kopfballtor entschied, waren Teil des Kaders. In sechs von sieben Spielen stand auch der damals 16-jährige Tessiner Bruno Martignoni, der im Halbfinal gegen Kolumbien (4:0) ein Tor erzielte, in der Stammelf des sensationellen WM-Teams von Trainer Dany Ryser.
Fussball und Oktoberfest
Die Aegeten wird zur Wiesn! Der FC Widnau organisiert am Sonntag mit seinem Supporter-Verein ein zünftiges Oktoberfest. Ab 12 Uhr macht Alpen-DJ Heiner mit Livemusik Stimmung. In der Festwirtschaft warten Weisswürste, Poulets, Brezeln und Grillwürste auf die hungrigen Matchbesucherinnen und -besucher. Wer mit Dirndl und Lederhose vorbeikommt, geniesst Gratis-Eintritt. Ein paar Gründe mehr, den Sonntag ab Mittag auf der Aegeten zu verbringen.
Was dies mit dem Spiel zwischen Widnau und Mendrisio zu tun hat? Einiges. Denn Martignoni wechselte per 1. Juli 2025 von Locarno zu Mendrisio und dürfte am Sonntag aller Voraussicht nach auf der Aegeten spielen. Bislang hat der U17-Weltmeister bei allen Saisonspielen über die volle Distanz in der Innenverteidigung agiert.
Mit Antoine Rey steht ein anderer Bekannter in der Stammelf der Südtessiner. Der 39-jährige Mittelfeldakteur bestritt über 350 Spiele für Lausanne, Lugano und Chiasso. Ein weiterer Mendrisio-Spieler kennt die Aegeten; sein letztes Spiel in Widnau ist rund fünf Monate her. Der 19-jährige Ruben Bakwetila stand im Mai bei Schaffhausen II unter Vertrag und gewann mit seinem Team beim späteren Aufsteiger 3:0.
Während 17 Saisons in der Nationalliga B
Gegründet wurde der FC Mendrisio, im Volksmund «Momò» genannt, im Jahr 1912. Der erstmalige Aufstieg in die NLB glückte 1948, vier Jahre blieb er in der zweitobersten Liga. Auch 1968 feierte er den NLB-Aufstieg. Einen Sensationstransfer vermeldeten die Tessiner zur Saison 1979/80: José Altafini, 1958 mit Brasilien Weltmeister, spielte für ein Jahr in Mendrisio, das prompt nochmals in die NLB aufstieg. Insgesamt 17 NLB-Saisons stehen für «Momò» zu Buche. Bekanntestes Eigengewächs des Clubs ist Claudio Sulser, der via Vevey zu GC wechselte, 49 Länderspiele für die Schweiz absolvierte und dabei 13-mal traf.
Mendrisio war danach Stammgast in der 1. Liga, abgesehen von vier Saisons (2019/20 bis 2022/23) in der Interregio. Schon vor 25 Jahren spielten Mendrisio und Widnau in der gleichen Erstliga-Gruppe. Im September 2000 gewannen die Tessiner im Rheintal 5:0. Auch beim Rückspiel im März 2001 reüssierte Mendrisio und siegte 2:0. Der FCM beendete die Saison auf Platz 14. Widnau, einen Platz dahinter, musste in den sauren Apfel beissen und den Gang in die 2. Liga antreten. Die letzte Saison schloss Mendrisio auf dem 14. Platz ab, in dieser Spielzeit liegt es aktuell auf Platz zwölf, hat allerdings ein Spiel weniger, weil das Derby gegen Collina d’Oro am letzten Freitag verschoben werden musste.
0:5 verloren und doch nicht schlecht gespielt
Für Widnau hingen die Trauben am letzten Samstag auf dem Zürcher Juchhof zu hoch. Gegen den verlustpunktlosen Leader YF Juventus setzte es ein 0:5 ab. Co-Trainer und Sportchef Daniel Lüchinger sagt: «Es tönt fast ein wenig verrückt, wenn ich sage, dass wir nicht so schlecht waren. Aber es war so. Obwohl wir sehr tief standen, spielten uns die Zürcher mit maximal zwei Ballkontakten gnadenlos aus. Es war wie ein Trainingsspiel. Ich habe noch nie eine so dominante Mannschaft gesehen, so etwas habe ich auf diesem Niveau noch nie erlebt. Nicht einmal St.Gallen oder die Grasshoppers im Cup waren uns derart überlegen.» Viele Chancen hatte Widnau beim übermächtigen Gegner nicht: «Wir fuhren den einen oder anderen Konter, wovon zwei mit einer Notbremse gestoppt, aber nicht geahndet wurden. Vielleicht wäre das Resultat dann nicht so hoch ausgefallen.»
Nun heisst es: abhaken und weiterkämpfen. Mit Mendrisio kommt ein Gegner, der eher in Reichweite liegt als YF Juventus. «Mendrisio habe ich zweimal gesehen. Es zeigt ein sehr flüssiges Spiel und hat eine ausgezeichnete Offensive. Wir müssen aufpassen und konzentriert bleiben», sagt Trainer David Gonzalez. Und: «Wir müssen die Leistung auf den Platz bringen, die wir gegen YF Juventus gezeigt haben. Wir sind auf dem richtigen Weg.» Dass die Liga wenig Fehler verzeiht, ist Fakt. «Wir treiben viel Aufwand und müssen irgendwann dafür belohnt werden. Es wäre schön, würden die drei Punkte am Sonntag in Widnau bleiben.» Auch Lüchinger sieht es so: «Mit einer kämpferischen, kompakten Mannschaftsleistung kriegen wir unsere Torchancen.»
Einige Abwesende und ein Rückkehrer
Fehlen werden die Langzeitverletzten Ceyhun Tüccar und Kevin Egbon, auch Besart Bajrami ist nicht dabei. Zudem ist Daniel Lässer weiter fraglich. «Er dürfte zu 90 Prozent nicht einsatzfähig sein», so Lüchinger. Wieder dabei ist dafür Diego Liechti. Der Captain hat seine Gelbsperre am letzten Samstag abgesessen. Mit der Unterstützung der Fans und der Gewissheit, dass man fussballerisch auch in dieser Liga bestehen kann, ist ein positives Resultat möglich. Dann kann auch das Oktoberfest auf der Aegeten noch etwas länger dauern.
Mendrisio kommt mit einem U17-Weltmeister auf die Aegeten