08.01.2019

Mit dem Dreikönigskuchen in der Tiefgarage gefangen

Es gibt Vorfälle, die ärgerlich sind – aber auch amüsant. Vorfälle, die man nicht bloss mit Humor nehmen kann, sondern muss. Dazu die Frage: Haben Sie schon mal in einem Parkhaus festgesessen?

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
 Ich selbst, immerhin 58, konnte bis vor vier Wochen jedes Parkhaus ungehindert wieder verlassen, dafür blieb mir in jüngster Vergangenheit die Ausfahrt gleich zweimal verwehrt. Das erste Mal in Feldkirch, an diesem Sonntag in Altstätten.In Feldkirch war jeder Humor noch tabu. Denn das dort zu erlebende, unverantwortliche Chaos, gepaart mit Sturheit, war in keiner Weise lustig. Obschon die Zahl der wartenden Autos bald auf zwanzig gestiegen war, mochte sich die via Fernsprechanlage erreichte Person partout nicht erbarmen. Die Schranke blieb unten. Bis zur Erlösung verstrich bei gehässiger Stimmung eine gute Dreiviertel­stunde.In Altstätten blieb die Ausfahrt diesen Sonntag um halb zehn Uhr einer Frau verwehrt. Das Ausfahrtticket liess sich nicht einschieben. Über den Notrufknopf bei der Schranke konnte die Autofahrerin zunächst zwar jemanden erreichen, dann allerdings herrschte Funkstille; die Frau blieb lange im Unklaren, ob und bis wann das Problem gelöst würde. Ein weiterer Kontakt war nicht mehr möglich.Ich selbst war ins Parkhaus gefahren, um kurz beim Beck vorbeizuschauen. Ich hatte einen Dreikönigskuchen dabei, auf den die Familie sich freute. Als die Schranke gegen zehn Uhr noch immer unten war und nichts Ermunterndes geschah, rief ich den Bernecker Stefan Schreiber an, von dem ich weiss, dass er mit Vermietungen für das Gebäude zu tun hat, um ihn um Hilfe zu bittenInzwischen hatte ich damit begonnen, mich am Dreikönigskuchen gütlich zu tun. Als drei der neun Kugeln verdrückt waren, ging nach einer halben Stunde doch noch die Schranke hoch. Die Frau, die unter Zeitdruck stand und ohne Musik ausgeharrt hatte, drehte erleichtert den Schlüssel im Zündschloss. Aber ausgerechnet jetzt sprang der Motor nicht an. Drei, vier Versuche – keine Chance. Die Schranke war nicht so geduldig wie wir Tiefgaragenbenützer und senkte sich wieder.Zufällig fuhr Alex Arnold, Eichbergs Gemeindepräsident, daher. Er half, das hoffnungslos festsitzende Auto von der Schranke wegzuschieben, wofür es allerdings noch einer dritten Kraft bedurfte, die zum Glück schon kurz darauf verfügbar war. Um Viertel nach zehn traf Fridli Kühnis ein, der von Stefan Schreiber freundlicherweise verständigte Abwart, der das System herunterfuhr, um es sogleich wieder hochzufahren. Mit dem erhofften Erfolg.Ticket rein, Schranke hoch – auf Wiedersehen!König bin ich übrigens nicht geworden. Weder beim Kuchenessen im Parkhaus noch später daheim. Von mir, dem Ungekrönten, sämtlichen Parkhausbetreibern nach zweifacher Erfahrung den folgenden Tipp: Bei Problemen als erstes kulant Schranke hochfahren, sie keinesfalls mehr nach unten bewegen und nun, ohne Kunden festsitzen zu lassen, das Problem beseitigen. Dann wären wir als Kunden, unabhängig vom Dreikönigs­kuchen, immer König.Gert Bruderer