11.10.2020

Musikgenuss gibt’s nur noch ohne Tanz

Der MV Diepoldsau macht aus der geplanten «Shownight» ein reines Konzert. Andere Abendunterhaltungen werden ganz abgesagt.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Yves SolenthalerDer Musikverein Diepoldsau-Schmitter lädt am 21. November ein zu «MVD live – ein anderes Konzerterlebnis im 2020». Das musikalische Erlebnis ersetzt die Abendunterhaltung, eben die «Shownight», des Vereins. Anders als in pandemiefreien Jahren gibt’s keinen Bar- und Festbetrieb, allerdings serviertes Essen und Trinken nach dem Konzert. Der Einlass ist kostenlos, dennoch gibt’s ab 9. November einen Online-Vorverkauf – damit jede Besucherin und jeder Besucher erfasst wird.Die Zuschauerzahl in der Mehrzweckhalle Kirchenfeld ist auf knapp 300 Personen beschränkt, damit die Abstandsregeln eingehalten werden. Die Gruppen treten so auf, wie sie seit dem Ende des Lockdowns aus Platzgründen proben: Geteilt in zwei Aktivformationen. Zudem spielt die Jugendmusik, und auch die «Beginners» bekommen einen Auftritt. Weniger Auftritte, mehr ArbeitIvan Nett ist Präsident des MV Diepoldsau. Es habe sich schon lange abgezeichnet, dass der Unterhaltungsabend nicht in gewohnter Form durchgeführt werden könne, sagt Nett: «Die Ausgangslage war: Die Unterhaltung ist nicht möglich, was machen wir jetzt?» So wie ihm ging es fast allen Verantwortlichen in Rheintaler Musikvereinen und -gesellschaften. Diepoldsau ist mit seiner Idee eines Konzerts mit Covid-19-Schutzkonzept vorgeprescht. Aber im Grunde geht es überall ums Gleiche: Als Verein präsent zu sein und den Musikanten Auftrittsmöglichkeiten zu bieten. Darauf mussten sie in diesem Jahr lange ganz verzichten, inzwischen gab und gibt es einige spärliche Gelegenheiten. «Wenn wir in diesem Sommer öffentlich spielten, war das Interesse der Zuschauer immer besonders gross», sagt Albert Bärtsch, Präsident der MG Konkordia Widnau.Das Bedürfnis besteht gegenseitig und verstärkt sich, je weniger es bedient werden kann: Die Musiker wollen musizieren und das Publikum hat Lust auf musikalische Unterhaltung. Corona zwingt die Vereine dazu, gangbare Wege zu suchen, um diese Wünsche zu erfüllen. Die Musikvereine treten weniger auf als sonst, «wir sind aber viel stärker gefordert», sagt Bärtsch, «wir können nicht einfach einen Plan aus der Schublade ziehen.» Flexibilität, Kreativität, Reaktionsvermögen der Mitglieder und vor allem der Planer seien sehr stark gefordert. Im Fall der MG Konkordia ist noch ungewiss, ob es für das abgesagte Jahreskonzert einen Ersatz gibt. Er scheut einen Event, weil dann ein Coronabeauftragter bestimmt werden müsste: «Diese Person würde haften, wenn etwas geschieht. Das können wir nicht verantworten.» Die Widnauer Musiker spielen am 5. Dezember ein Platzkonzert bei der katholischen Kirche. «Vielleicht musizieren wir am 8. November, an dem das grosse Konzert geplant war, auch draussen.»Vielleicht lässt das aber das Wetter nicht zu. Dies befürchtet auch Philipp Färber vom Musikverein Berneck, der seinen Musiknachmittag am 14. November geplant hat. Die Musikantinnen und Musikanten sollen dann unter freiem Himmel spielen – vielleicht gibt’s ja einen schönen Föhntag.Kirchenkonzert statt Unterhaltung in Oberriet Der Musikverein Harmonie Oberriet hat seine Unterhaltung vom 28. November in ein Kirchenkonzert umgewandelt. «Ein gut eineinhalbstündiger Musikgenuss ohne Restaurationsbetrieb und – je nach geltenden Vorschriften – vielleicht mit Maskenpflicht», sagt Präsident Mario Fritz. So hatten die Oberrieter Musiker in den letzten Wochen ein Ziel beim Üben. Sie haben den Probebetrieb erst nach den Sommerferien wieder aufgenommen.Auch Vereine, die ihre Unterhaltung erst im nächsten Jahr geplant haben, machen sich Gedanken. Dominik Traxler, Präsident des MV Rebstein, sagt, er thematisiere diese Woche an der Sitzung die Frage, was mit dem eigenen Anlass vom Januar geschieht. Die MG St. Margrethen führt ihre Unterhaltung jeweils im April durch. Auch dort wird, wie Präsident Daniel Furrer sagt, spätestens in einem Monat ein Grundsatzentscheid fallen. Der Verein muss viel Infrastruktur von aussen organisieren, wodurch Fixkosten entstehen, die eine allfällige kurzfristige Absage extrem schmerzhaft machen.