Widnaus neuer Trainer David Gonzalez setzte in Baden alle sechs neuen Spieler ein, fünf davon von Anfang an. Sie machten ihre Sache wie auch die Etablierten ordentlich bis gut. Auch die DNA des Aufsteigerteams, der Zusammenhalt auf dem Platz, war unverändert zu erkennen.
Gonzalez ärgerte sich nach dem Match über verpasste Chancen in der zweiten Halbzeit, niedergeschlagen wirkte er aber nicht: «Wir haben ein gutes Spiel gezeigt.» Baden habe eine «brutale Qualität, das ist fast schon Promotion League». Aber wenn Daniel Lässer und die eingewechselten Lars Ivanusa und Timon Cabezas eine ihrer Möglichkeiten verwertet hätten, wären die Gastgeber wohl ins Schwimmen gekommen, denn ihre Kräfte schwanden nach einer Stunde auch, das Pressing liess deutlich nach.
Widnau hatte eher die besseren Möglichkeiten, aber der Sieg für den FC Baden ist verdient, weil er ballsicherer agierte und in seinen Druckphasen – vor allem zu Beginn der zweiten Halbzeit – zeigte, dass er die spielstärkere Mannschaft ist.
Badener Doppelwechsel zur Pause
Zur Pause wechselte Badens Trainer Genesio Colatrella zwei Spieler aus, ein grösseres Kompliment hätte er dem Aufsteiger kaum machen können. Allerdings führten die zwei neuen Spieler dazu, dass Baden den Druck aufs Widnauer Tor erhöhte. So fiel bereits in der sechsten Minute nach Wiederbeginn das Badener Führungstor. Kurz zuvor hatte Goalie Leo Hetzel mit einer Parade das Gegentor noch verhindert. Zum 2:1 durch Alessandro Barletta kamen die Badener aber ziemlich einfach, weil die Widnauer in Gedanken wohl noch bei der Szene zuvor waren. «Auch beim ersten Gegentor machten wir’s ihnen zu einfach», sagt Co-Trainer Daniel Lüchinger. Ein Fehler von Alessio De Simeis und ein Abpraller von Goalie Hetzel ermöglichen Nenad Zivkovic in der 25. Minute den Ausgleich.
Vier Minuten vorher war Widnau in Führung gegangen. Noah Thönig hatte von einem Abwehrfehler profitiert und wurde von Goalie Lars Hunn im Strafraum gefoult. Daniel Lässer verwertete den Strafstoss gegen die Fankurve der Aargauer souverän.
Die rund 50 Ultras des FC Baden begrüssten ihre Mannschaft mit einer Choreo und sangen während des ganzen Spiels. Dies war für die Widnauer ungewohnt, Captain Diego Liechti musste bei den Anweisungen deshalb lauter schreien. Ebenfalls mehr als 50 Fans des FC Widnau reisten mit dem Car ins Stadion Esp in Fislisbach, wo der FC Baden seit 1988 spielt.
Der FC Baden 1897 ist, abgesehen von den U21-Teams St. Gallens und Winterthurs, Widnaus diesjähriger Gegner mit dem grössten Namen. Baden spielte in den 1980er- und 1990er-Jahren in der Nationalliga B und machte erst vor zwei Jahren nochmals einen Abstecher in die nun Challenge League genannte zweithöchste Spielklasse.
Vor 40 Jahren spielte der FC St. Gallen in Baden
In der Saison 1985/86 spielte der FC Baden sogar in der höchsten Liga der Schweiz. Der FC St. Gallen bestritt sein einziges NLA-Spiel in Baden, damals noch auf dem Sportplatz Scharten, vor fast genau 40 Jahren – am 17. August 1985. Die Espen schlitterten damals knapp an einer Blamage vorbei: Das 1:0-Siegtor von Walter Hörmann fiel erst in der 90. Minute. Baden gewann die ganze Saison kein Heimspiel und holte in 30 Partien ganze acht Punkte. Mitabsteiger in der damaligen 16er-Liga war der FC Grenchen, der inzwischen in der 2. Liga regional spielt.
Widnaus Aussenverteidiger Tobia Walt, der ein paar Mal zu seinen gefürchteten Rushes ansetzen konnte, sagte, es sei schön gewesen, in dieser Ambiance und auf diesem Niveau zu spielen. «Trotz der Niederlage haben wir gesehen: Die Gegner kochen auch mit Wasser. Ich freue mich sehr auf die kommende Saison.»
1. Liga Classic, Gruppe 3
Baden – Widnau 3:1 (1:1)
Esp – 570 Zuschauer.
Tore: 21. Lässer (Penalty) 0:1, 25. Zivkovic 1:1; 51. Barletta 2:1, 83. Brack 3:1.
Baden: Hunn; Lewis (46. Suter), Isufi, Fazlic, Kolua (84. Muff); Barletta, Huruglica (70.Mbengi), Kalt, Brack; Rhein (46. Popov), Zivkovic (70. Capone).
Widnau: Hetzel; Giovetti, Liechti, Weber, Walt; Beck (58. Ivanusa), Shala (84. M. Metzler), Lässer (84. D’Amico), De Simeis (86.Marino), Thönig; Sylaj (58. Cabezas).
Gelbe Karten: 21. Hunn, 36. Sylaj.
Weitere Ergebnisse: Kosova – Höngg 2:0, Baden – Widnau 3:1, SV Schaffhausen – Collina d’Oro 1:1, Wettswil-Bonstetten – Freienbach 2:2, Taverne – Eschen/Mauren 1:0, Tuggen – Dietikon 3:2, Winterthur U21 – YF Juventus 1:3, St. Gallen U21 – Mendrisio 2:2.
Mutmacher trotz Niederlage: Widnau hält mit Baden gut mit