Altstätten 01.03.2024

Nach 502 Jahren ist Schluss: Kapuzinerinnen verlassen das Kloster Maria Hilf

Die drei letzten Schwestern des Klosters Maria Hilf haben gemeinsam den Entscheid gefällt, in das Alterszentrum der Stiftung St.Anna in Luzern umzuziehen. Eine jahrhundertelange Tradition endet.

Von Sabine Rüthemann/red
aktualisiert am 01.03.2024

«Es ist ein Ort, an dem wir bleiben können», betont Sr. M. Angelika Scheiber, die somit letzte Frau Mutter des Klosters Maria Hilf. Leicht fällt der Abschied nicht. Doch ohne Nachwuchs und mit Gebäuden, die nicht barrierefrei und viel zu gross sind, gibt es in Altstätten keine Zukunft mehr für die sehr kleine Kapuzinerinnengemeinschaft.

Aktuell wohnt noch Sr. M. Angelika Scheiber (69) im Kloster Maria Hilf. Bereits im letzten Herbst umgezogen sind Sr. M. Bernadette Eberhard (84) und Sr. M. Johanna Suter (79). «Es gefällt ihnen sehr gut in der Innerschweiz, Pflege und Umfeld sind optimal», betont Sr. M. Angelika. Noch etwas länger, um Pendenzen zu erledigen und zu räumen, wird die letzte Frau Mutter im Kloster Maria Hilf bleiben. Drei bisherige Angestellte unterstützen sie bis zu ihrem Wechsel nach Luzern, der auf Mitte August 2024 geplant ist.

Neue Nutzung ist in Planung

Pater Josef Vrdoljak (85) wird vorläufig weiterhin im Kloster Maria Hilf bleiben und wohnen. Der Franziskaner Pater aus Bosnien-Herzegowina ist Spiritual des Klosters Maria Hilf und wirkt als geschätzte Aushilfe in den umliegenden Seelsorgeeinheiten. Berta Klauser (66), die seit fünfeinhalb Jahren im Kloster wohnhaft war, wohnt seit Januar 2024 im Haus Viva in Altstätten. Vorbereitungen für die künftige Rechtsform und spätere Nutzung der Anlage im Zentrum von Altstätten laufen in den nächsten Wochen und Monaten an. Verhandlungen mit verschiedenen Institutionen laufen bereits.

Verschiedene Gemeinschaften leben zusammen

Seit mehr als fünfzehn Jahren leben verschiedene Schwesterngemeinschaften im Mutterhaus der St. Anna-Schwestern. Die drei Schwestern aus dem Rheintal sind nicht die einzigen aus dem Kapuzinerinnenorden, die künftig im Zentrum St.Anna leben werden. Auch die Gemeinschaft aus Stans mit der Oberin der Kapuzinerinnen-Föderation, Sr. Sabine Lustenberger, wohnt seit Ende November 2023 in Luzern. Jede Gemeinschaft lebt ihr eigenständiges Leben. Sie teilen jedoch einzelne Lebenselemente wie Gebet, Liturgie, Mahlzeiten.

Aktuell wohnt noch Sr. M. Angelika Scheiber (69) im Kloster Maria Hilf.
Aktuell wohnt noch Sr. M. Angelika Scheiber (69) im Kloster Maria Hilf.
Bild: pd

«Eine Tür um die andere ist aufgegangen», sagt Sr. M. Angelika. Sie war in den vergangenen Jahren zunehmend allein verantwortlich und mit den vielfältigen Aufgaben sehr gefordert. Ihre Erleichterung über die getroffenen Entscheidungen ist spürbar. Die Arbeit ist jedoch der Frau Mutter bis heute nicht ausgegangen. Trotz Umzug der beiden Schwestern ist sie weiterhin gefordert, das Kloster instand zu halten und zusätzlich zu räumen und zu entsorgen.

Einiges Material wie Krankenbetten und Pflegematerial geht an das Hilfswerk der spirituellen Weggemeinschaft «Mutter der Barmherzigkeit» in Albanien, ebenso verschiedenste Bettwäsche, Frotteewäsche, Hygieneartikel, Stoffe etc. Es gibt noch viel zu tun, bis zu dem Moment, da das Kloster Maria Hilf die Türen definitiv schliessen kann und die letzte Seite der Klosterchronik geschrieben ist. Geplant ist, einen Flohmarkt durchzuführen für alles, was zum Entsorgen viel zu schade ist. Wertvolle Kulturgüter sind bereits gesichert worden.

Alterszentrum der St. Anna-Stiftung

Die St. Anna Stiftung mit Sitz in Luzern führt seit 1998 die sozialen Werke der St. Anna-Schwestern weiter. Sie beschäftigt rund 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, vor allem in der Betreuung, Begleitung und Pflege von älteren Menschen, Frauen und Kindern in Not, in der Kinderbetreuung, in der Entwicklungszusammenarbeit sowie in der Gastronomie, Hotellerie und Hauswirtschaft. In den vergangenen Jahren realisierte die St. Anna-Stiftung und die St. Anna-Schwestern ein zeitgemässes Alterszentrum mit spiritueller Ausrichtung. Hier finden Ordensleute ein altersgemässes Zuhause. Auch die Schwestern aus dem Rheintal finden hier nicht allein eine Wohnmöglichkeit, sondern dürfen gleichzeitig ihr Ordensleben weiterführen und werden ihren Bedürfnissen entsprechend betreut und gepflegt.