Der Quartierverein aus dem Kreis 10 der Stadt Zürich ist mit Jahrgang 1941 zehn Jahre jünger als der FCW. Er ging aus einer Fusion des Fussballclubs Höngg und des Sportclubs Talchern hervor. Bereits sechs Jahre nach der Gründung spielten die Zürcher für eine Saison in der ersten Liga. 1957 musste Höngg in die dritte Liga absteigen, doch die Blau-Roten schaffen postwendend wieder den Durchmarsch in die erste Liga.
Der neue Sportplatz Hönggerberg, der noch immer die Heimat des Clubs ist, wurde im Februar 1971 mit einem Spiel gegen den FC Zürich eingeweiht. Auf schneebedecktem Terrain und bei klirrender Kälte gab es eine 1:15-Niederlage für die Höngger, die damals Zweitligist waren. In den kommenden Jahren wechselten sich Auf- und Abstiege in munterer Reihenfolge ab: 1972 und 1980 waren die Abstiege in die dritte Liga nicht mehr abzuwenden. Lange blieben die Zürcher aber nie in der gleichen Spielklasse. 1989 konnte der Fall in die vierte Liga nur ganz knapp – im allerletzten Saisonspiel – abgewendet werden. Mit einer fast perfekten Saison ohne Niederlage und mit zwölf Punkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten konnte 1999 abermals der Zweitliga-Aufstieg gefeiert werden. Sofort fassten die Zürcher Fuss und verpassten zwischen 2000 und 2004 den Aufstieg in die Interregio jeweils nur knapp. Am 19. Juni 2005 konnte er dann mit einem 2:1-Sieg in Urdorf endlich eingefahren werden. Bereits zwei Jahre später klopfte Höngg an die Tür zur ersten Liga, die Basler Old Boys standen jedoch noch vor der Sonne. Ein Jahr später klappte es souverän: Der FC Alle aus dem Jura hatte als Zweiter bereits zwölf Zähler Rückstand.
Sechs Punkte aus den ersten sechs Spielen
Nach einer guten ersten Spielzeit in der drittobersten Schweizer Liga war die zweite Saison die Schwierige: Höngg stieg wieder ab, um eine Saison später gleich wieder aufzusteigen. 2014 ging es wieder hinab in die Interregio, wo sie zwei Spielzeiten lang knapp am Aufstieg scheiterten. 2017 klappte es wieder mit dem Erstliga-Aufstieg. Seither belegten die Zürcher jeweils einen Mittelfeldplatz, ohne Ambitionen nach vorne, aber auch ohne je in arge Abstiegsbedrängnis geraten zu sein.
Diese Saison steht Höngg nach den ersten sechs Begegnungen mit zwei Siegen (jeweils 2:1 beim SV Schaffhausen und gegen Wettswil-Bonstetten) und vier Niederlagen zu Buche. Bei Stadtrivale Kosova und gegen Baden gab es je eine 0:2-Niederlage, in Freienbach verloren die Zürcher 1:3 und am letzten Sonntag zu Hause gegen Collina D’Oro mit 1:2. Das zweite Gegentor, das den bereits fast sicher geglaubten Punktgewinn noch vereitelte, fiel erst in der Nachspielzeit.
Für Aufsteiger Widnau liefen die letzten drei Spiele gar nicht mehr wunschgemäss. Gegen Freienbach (0:3), bei Collina d’Oro (0:5) und in Dietikon (0:4) gab es deutliche Niederlagen. Mit vier Punkten liegt Widnau in der Tabelle auf dem 14. Platz und damit noch über dem Strich. Die SV Schaffhausen, von der man sich Ende
August mit einem Noah-Thönig-Tor in letzter Sekunde 1:1 trennte, und die St. Galler Reserven liegen momentan auf den beiden Abstiegsplätzen.
Sportchef und Co-Trainer Daniel Lüchinger spricht die beiden Auswärtsniederlagen an: «Wenn du solche Fehler machst wie wir im Tessin und in Dietikon, wird es gegen jeden Gegner ganz schwierig.» Sieben der neun Gegentreffer in diesen beiden Begegnungen seien durch Fehler selber verursacht worden. Lüchinger: «Aber das ist genau der Unterschied. In dieser Liga werden solche Fehler gnadenlos bestraft.» Bei Collina d’Oro war das Spiel nach dem 3:0 der Tessiner in der 40. Minute entschieden. Gegen Dietikon lag Widnau durch zwei individuelle Fehler bereits nach zehn Minuten 0:2 in Rückstand.
«Danach waren wir bis 20 Meter vor dem Tor ebenbürtig», so Lüchinger. Der definitive Knackpunkt war der dritte Gegentreffer, den der französische Mittelstürmer Freddy M’Biye in der 63. Minute erzielte. Lüchinger sagte: «Danach haben wir uns aufgegeben.» Das 0:4 durch Peter Ugljesic in Minute 76 war der Schlusspunkt des Spiels. «Wir haben jetzt dreimal nacheinander verloren», sagt der Co-Trainer und fügt an: «Diese Situation ist neu für die Mannschaft, dies kannte das Team in den letzten Jahren nicht. Aber wir wissen, dass es in der ersten Liga solche Situationen geben kann. Jetzt heisst es: Charakter zeigen und aufstehen.» Beim Fussball scheine nicht immer die Sonne, sagte Lüchinger. «Wir waren sehr verwöhnt in den letzten Jahren. Dass die Resultate aber so hoch ausgefallen sind, sollte nicht sein und darf nicht mehr passieren.»
Verletzungspech bei Widnauer Aktivposten
Leider hat bei Widnau auch die Verletzungshexe wieder zugeschlagen. Für den technisch und läuferisch starken Offensivakteur Ceyhun Tüccar dürfte die Saison wohl zu Ende sein. Der 27-Jährige, der für Österreich fünf U19-Länderspiele bestritt, riss sich das Kreuzband. Es ist ein herber Verlust für das Team: «Ceyhun fehlt uns natürlich sehr im Spiel nach vorne», sagte Lüchinger. Auch ein Spieler, der sowohl offensiv als auch defensiv stets Topleistungen brachte, wird dem Team noch länger fehlen: Der 22-jährige Kevin Egbon. «Bis auf Weiteres kann er wegen seinen Knieproblemen keinen Fussball mehr spielen», bedauert Lüchinger. Fehlen wird am Sonntag auch Raoul Marino. Er sitzt die letzte seiner vier Spielsperren aus dem SV-Schaffhausen-Spiel ab.
Gegen Höngg gibt es nun im siebten Spiel einen neuen Anlauf. Mit einem Sieg gegen die Zürcher könnte sich Widnau gegen hinten ein wenig Luft verschaffen. «Über den SV Höngg wissen wir wenig bis gar nichts», sagte Lüchinger. Und: «Das Gute an der ersten Liga ist, dass wir die Spiele online verfolgen können. Daher können wir uns ein wenig auf die Stärken der Gegner vorbereiten.» Höngg liege in der Tabelle in Reichweite. «Von daher wäre es nicht schlecht, wenn wir am Sonntag punkten könnten. Es wäre vor allem auch gut für die Moral», so Lüchinger. Es gebe in dieser Liga keine schlechten Mannschaften:
Wir müssen in jedem Spiel an unsere Grenzen gehen, um zu punkten – und vor allem müssen wir auf uns selber schauen.
Nach drei Niederlagen in Serie: Widnau will zu Hause gegen Höngg zurück in die Spur finden