Heerbrugg vor 2 Stunden

Neue Aufnahmeregelung, mehr Schüler: Weshalb die Zahlen Rektorin Judith Mark nicht überraschen

So viele Anmeldungen zur Kantonsschulprüfung wie in den letzten Jahren gab es in der Ostschweiz noch nie. Rektorin Judith Mark sagt, wie die Situation in Heerbrugg ist und was sie von der neuen Aufnahmeregelung hält.

Von Sandra Schweizer Csillany
aktualisiert vor 2 Stunden

Noch nie haben sich im Kanton St. Gallen so viele Schülerinnen und Schüler für die Kantonsschulprüfungen angemeldet wie in den letzten drei Jahren. Das schreibt das «St. Galler Tagblatt» in einem kürzlich erschienenen Artikel. Zusätzlich ändern sich die Aufnahmemodalitäten im Kanton: Unter anderem zählen Vornoten aus der Sekundarschule und neu die Fächer Englisch sowie Natur, Mensch und Gesellschaft. Dafür gibt es keine mündlichen Prüfungen mehr. Wie sieht die Situation an der Kantonsschule Heerbrugg aus, und welche Auswirkungen könnte das neue Aufnahmeverfahren haben?

In den letzten Jahren gab es in der Ostschweiz einen Rekord bei den Anmeldungen zur Kanti-Prüfung. Wie sehen die Zahlen in Heerbrugg aus?

Judith Mark: Wir haben ebenfalls festgestellt, dass in den Jahren 2022 und 2023 die Anmeldezahlen mit je 192 Anmeldungen tatsächlich ungewöhnlich hoch waren. Seither sind sie aber wieder leicht rückläufig.

Worauf führen Sie das 
zurück? Bisher entschieden sich speziell im Rheintal auch leistungsstarke Schüler oft für eine Berufslehre.

Es handelt sich um eine moderate Zunahme, die von einem sehr tiefen Wert ausgeht. Wir haben das nicht wissenschaftlich überprüft, aber vielleicht tragen die Anstrengungen des Kantons Früchte, sowohl die gymnasiale Maturitätsquote als auch die Berufsmaturaquote leicht anzuheben. Eine Erhöhung der Maturitätsquote hat es zudem auch schweizweit gegeben – die Veränderung im Rheintal ist also nicht überraschend.

Bis 2033 rechnet das Bundesamt für Statistik für den Kanton St. Gallen mit bis zu 40 Prozent mehr neu eintretenden Kanti-Schülern. Teilen Sie diese Einschätzung, was das Rheintal anbelangt?

Uns scheint das eher hochgeschätzt. Wir gehen aber davon aus, dass die Zahl der neu eintretenden Kantonsschülerinnen und -schüler zunehmen wird. Einerseits wird die Zunahme demografisch bedingt sein, andererseits ist auch eine Erhöhung der Maturitätsquote möglich. Gemäss den neuesten vorliegenden Zahlen aus dem Jahr 2022 hat das Rheintal eine gymnasiale Maturitätsquote von 12,9 Prozent, gesamtschweizerisch liegt sie bei 22,9 Prozent, was mehr als 70 Prozent höher ist.

Sollten trotzdem deutlich mehr Schülerinnen und Schüler eintreten, wie wappnet sich Heerbrugg für den Ansturm?

Die Schulraumplanung wird kantonal angegangen. Entsprechend wird das Bildungsdepartement, das ein Auge auf die Entwicklung hat, in Zusammenarbeit und in Absprache mit uns Massnahmen treffen. Aktuell haben wir noch Räume für wenige zusätzliche Schülerinnen und Schüler.

Ab nächstem Jahr wird ein neuer Aufnahmemodus eingeführt: Welche sind die Vor- und Nachteile?

Der Aufnahmeentscheid wird breiter abgestützt sein und verschiedene Perspektiven berücksichtigen. Künftig wird die Beobachtung aus der Sekundarschule einfliessen, gleichzeitig müssen die Schülerinnen und Schüler an einem bestimmten Tag eine gute Leistung zeigen. Vornoten und Prüfungsergebnisse ergänzen sich, beide haben einen guten prognostischen Wert. Die Lehrpersonen an der Sekundarschule und auch an den Mittelschulen sprachen sich in früheren Befragungen für die Beibehaltung der Aufnahmeprüfung aus – dem wird Rechnung getragen. Ich sehe in der neuen Regelung vor allem Vorteile und keine Nachteile.

Wird die Neuerung zusätzlich zu einem Anstieg der Zahlen führen?

Wir glauben nicht. Schülerinnen und Schüler prüfen sicher sorgfältig, ob sie sich zur Aufnahmeprüfung anmelden wollen, und wissen, dass dabei der Einbezug der Vornoten entscheidend ist. Es wird auch weiterhin eine Aufnahmeprüfung geben, auf die sich die Schülerinnen und Schüler vorbereiten müssen. Zudem wird die Wirtschaft auch künftig attraktive Lehrstellen anbieten. Andere Faktoren wie die Demografie werden entscheidender sein für die Entwicklung der Schülerzahlen.

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