04.07.2019

Neue Parkfelder, weniger Autos? Falsch!

Das Oberfahr-Quartier sollte auf seiner Verbindungsstrasse ins Dorf acht eingezeichnete Parkplätze erhalten. Als sie eingezeichnet waren, zeigte sich: Sie störten. In dieser Geschichte steckt eine besondere Logik.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Die Parkplätze waren schon eingezeichnet und wurden rege benützt. Doch sie bereiteten im Oberfahr das Gegenteil der beabsichtigten Freude. Speziell der landwirtschaftliche Verkehr wollte sie wieder entfernt haben. Nicht nur dem Bauern, der unmittelbar bei den Parkplätzen zu Hause ist, sondern drei weiteren Landwirten waren die Parkfelder im Weg.Die Oberfahrstrasse, auf der sie eingezeichnet waren, verläuft zwischen Binnenkanal und Oberfahr-Quartier so schnurgerade in Richtung Osten wie der Kanal in Richtung Süden. Auf dieser übersichtlichen, fünf Meter breiten Strasse, die mit einem Trottoir versehen ist, waren die Parkfelder wechselseitig angeordnet. Auf dem Weg ins Wohnquartier Oberfahr, wo mittlerweile gegen 300 Menschen zu Hause sind, fuhr man zunächst an drei rechts eingezeichneten Parkplätzen vorbei, sodann folgten linkerhand zwei weitere sowie noch einmal drei am rechten Strassenrand.Markierte Parkfelder für weniger AutosObschon die acht Parkplätze zuvor nicht als eingezeichnete Parkfelder bestanden hatten, waren sie keine Erweiterung, sondern eine Verringerung des Parkplatzangebots, wie die Gemeinde erklärte. Neu eingezeichnete Parkfelder, damit weniger Leute ihr Auto abstellen? Dieser Logik liegt das Recht zugrunde, dass auf der Gemeindestrasse grundsätzlich jeder das Auto abstellen darf, sofern keine Parkfelder markiert sind.Sind hingegen Felder eingezeichnet, darf vor und hinter diesen auf einer Strecke von 25 Metern nicht mehr parkiert werden. Auch im Sinne der Kantonspolizei sollten die acht eingezeichneten Parkplätze auf der Oberfahrstrasse ein ungeordnetes Parkieren verhindern.Spielplatz schafft verschiedene ProblemeDer Gemeinderat bezog sich mit seinem Wunsch nach den acht Parkfeldern auf die im Sommer immer wieder beobachtete «Übernutzung des Spielplatzes Oberfahr» an schönen Wochenenden. Tatsächlich ist die Beliebtheit des Spielplatzes, den Auswärtige leidenschaftlich bevölkern, vielen Einheimischen schon seit langem ein Dorn im Auge. Nicht nur viele abgestellte Autos, sondern auch viel weggeworfener Abfall wird als Problem erachtet.Mit den neu markierten Parkfeldern auf der Oberfahrstrasse sollte das Problem gelindert werden. Doch die markierten Parkfelder kamen bei den Einheimischen wie gesagt gar nicht gut an. Acht Parteien wehrten sich mit einer Einsprache gegen sie. Die Parkplätze, argumentierten sie, behinderten den «wichtigen Zubringerverkehr auf der Oberfahrstrasse massiv». Die Landwirte mit ihren mächtigen Maschinen sähen ihre Arbeit ebenso erschwert wie die Feuerwehr, die sich «durch die wechselseitig abgestellten Autos schlängeln müsste».Mit Blick auf den Spielplatz meinten die Einsprecher, der Ort für die Parkplätze sei «komplett falsch gewählt». Den Weg zum Spielplatz halten sie für gefährlich, denn auf direktem Weg lasse sich nicht zum Spielplatz gelangen. Der direkte Weg führe über ein landwirtschaftliches Grundstück und sei als Privatstrasse gekennzeichnet.Parkverbot ist keine AlternativeSchon bevor es zur Einsprache kam, hatte die Gemeinde die Bedenken eines Landwirts vernommen und daher eine Verbreiterung der Oberfahrstrasse zwecks Einhaltung der Normen beschlossen. Drei Wochen nach Eingang der Einsprache gab die Gemeinde ihr Vorhaben auf. Der Druck der Einsprecher hatte zum Kurswechsel bewogen. Die Parkplatz-Gegner hatten beobachtet, dass auf der Oberfahrstrasse insgesamt viel weniger parkiert werde, wenn keine Parkfelder markiert seien (obschon dann im Grunde jeder sein Auto hinstellen dürfte).Ein Parkverbot für die Oberfahrstrasse als Alternative kommt nicht in Frage. Die Kantonspolizei «hat mehrfach bestätigt, dass ein Parkverbot entlang der Oberfahrstrasse nicht bewilligt würde», wie es im Protokoll zum Gespräch am Runden Tisch heisst. Denn wie gesagt ist es erlaubt, auf Gemeindestrassen am Rand beliebig zu parkieren, wenn keine Parkfelder vorhanden sind.Somit bleibt alles beim Alten. Zwar ist damit ein unbestrittenes Problem auch künftig ungelöst, aus Sicht der Parkplatz-Gegner wird es aber wenigstens nicht noch verschärft.