Eigentlich seien sie gleicher Meinung wie der Schulrat, sagt Katrin Schlenker vom Komitee zur Sicherstellung des Oberstufen-Winterschulbusses in Thal.
Es ist sinnvoll, dass die Kinder den Schulweg mit dem Velo zurücklegen – in den Monaten, wo es sicher und nicht so nass und dunkel ist.
Vor eineinhalb Wochen informierte der Thaler Schulrat die Eltern aus Altenrhein und Staad darüber, dass der Oberstufen-Winterschulbus nach Thal ab diesem Winter nicht mehr fährt. Die Schulwege seien sicher, gut gepflegt und auch in den Wintermonaten grundsätzlich gut befahr- und begehbar, sagte Schulratspräsidentin Miriam Salvisberg in dieser Zeitung. Der Schulrat wolle mit der Entscheidung ausserdem einen gesunden Lebensstil und die Selbstständigkeit der Kinder fördern.
Schulrat sucht Gespräch mit Eltern
Gegen den Entscheid des Schulrats haben sich Katrin Schlenker und drei weitere Mütter in einem Komitee zusammengeschlossen. «Wir sind damit nicht einverstanden und wollen etwas dagegen machen.» Die vier Frauen verfassten einen Brief an den Schulrat, den laut Schlenker 33 Eltern unterschrieben hätten. «Relativ kurzfristig» hätten sie dann beschlossen, Unterschriften gegen die Schulbus-Abschaffung zu sammeln.
An der Zwetschgenchilbi in Altenrhein am vergangenen Wochenende seien über 300 Unterschriften zusammengekommen. «Der Rückhalt in der Bevölkerung für den Schulbus liegt bei nahezu 100 Prozent», sagt Schlenker. Auch viele ältere Personen hätten den Winterschulbus als Kinder jeweils selbst genutzt und das Anliegen der Eltern deshalb unterstützt.
Schulratspräsidentin Miriam Salvisberg bestätigt, dass die Petition beim Schulrat eingegangen ist, «mit rund 300 Unterschriften von Personen aus Thal und ausserhalb». Der Schulrat habe sich am Dienstag besprochen und werde mit dem Komitee sowie den Mitgliedern der Elternmitwirkung nächste Woche eine Besprechung durchführen.
Fehlende Velostreifen, enge Stellen
Anders als der Schulrat findet das Komitee, dass der Schulweg im Winter zu gefährlich sei für die Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler. In Buriet verlaufe der Schulweg entlang der Töberstrasse, ohne Veloweg und mit zahlreichen Engstellen, heisst es in der Petition.
Gefährliche Situationen sind keine Ausnahme, sondern die Regel.
Katrin Schlenker sagt, dass die Kinder auf der Töberstrasse im Winter zeitweise nicht am Strassenrand fahren könnten, weil dort der Schnee hingeräumt werde. Auch in Buechen-Staad sei es wiederholt zu kritischen Verkehrssituationen gekommen, weil der Veloweg über den Buechberg abrupt ende, heisst es in der Petition weiter.
Selbstständigkeit zu fördern sei wichtig, aber nicht auf Kosten der Sicherheit der Kinder. Diese sei nicht gewährleistet, wenn die Schülerinnen und Schüler den bis zu zehn Kilometer langen Schulweg bei Dunkelheit, Regen, Schnee und tiefen Temperaturen mit dem Velo zurücklegen müssten. Ausserdem habe der Verkehr in den vergangenen 40 Jahren massiv zugenommen, weshalb die Schulwege gefährlicher seien als früher.
Veloweg ist aus Sicht des Schulrats zumutbar
«Es ist korrekt, dass die 550 Meter auf der Töberstrasse eine eher gefährliche Strecke sind, welche die 24 Schülerinnen und Schüler aus Altenrhein jeweils zurücklegen», sagt Miriam Salvisberg. Der Gemeinderat habe davon Kenntnis und suche Lösungen, was jedoch aufgrund der Gemeindegrenze genau an dieser Strasse nicht einfach sei. Die Jugendlichen seien sich der Situation bewusst und könnten mit gutem Licht und geeigneter, reflektierender Kleidung ihre Sicherheit erhöhen.
Die Strecke über den Nagelstein beim Buechberg sei vor einigen Jahren mit einem breiten Veloweg ausgebaut worden und heute viel sicherer.Salvisberg sagt:
Natürlich ist beim Überqueren der Strasse bei der Bushaltestelle Nagelstein Vorsicht geboten, was für Oberstufenschülerinnen und -schüler aus meiner Sicht zumutbar ist.
Bevölkerung habe Budget und damit Bus abgesegnet
Der Winterschulbus fährt jeweils von Dezember bis zu den Sportferien im Februar, morgens, mittags, abends und für die Turnstunden in der Bützelturnhalle. Gemäss Schulratspräsidentin Miriam Salvisberg ist der hohe organisatorische und finanzielle Aufwand im Verhältnis zur tatsächlichen Nutzung des Schulbusses mit ein Grund für die Abschaffung.
Das Elternkomitee fordert in seiner Petition, dass der Schulrat Zahlen zu Kosten und Nutzung des Busses offenlegt und seine Entscheidungsfindung transparent macht. Zudem solle der Bus zumindest im kommenden Winter weiterhin verkehren, weil die Bevölkerung den Schulbus im Rahmen des Gemeindebudgets bereits genehmigt habe. Eine nachträgliche Streichung dieses Postens sei «rechtlich wie politisch fragwürdig». Schulratspräsidentin Salvisberg weist darauf hin, dass im Budget 2025 die drei Wochen im Dezember für den Winterbus-Betrieb einberechnet sind. Die Kosten für den Bus, der jeweils während sieben bis neun Wochen fährt, würden sich auf 35'000 bis 40'000 Franken belaufen, schreibt sie auf Anfrage.
Auch das Argument, dass Frosttage wegen des Klimawandels weniger würden, will das Komitee nicht gelten lassen. In den vergangenen Wintern sei es mehrfach zu kritischen Witterungsbedingungen gekommen. In den Monaten, in denen der Schulbus nicht verkehrt, fahren die Jugendlichen mit dem Velo in die Oberstufe nach Thal. Dann sei es heller und sicherer, sagt Katrin Schlenker. Nun hoffen sie und die anderen Eltern, dass der Schulrat Thal seinen Entscheid überdenkt und den Schulbus im Winter beibehält.
Nun melden sich Eltern zu Wort: «Gefährliche Situationen sind keine Ausnahmen, sondern die Regel»