15.08.2018

Pegram komponiert erste Messe

Tom Pegram leitet seit achtzehn Jahren den Katholischen Kirchenchor. Am Patrozinium trägt der Chor mit den Bernecker Sängern eine Marienmesse vor: Die Uraufführung einer Eigenkomposition des Chorleiters.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Monika von der LindenTom Pegram sitzt im Saal des Pfarreiheims. Dort studiert er seit achtzehn Jahren mit dem Katholischen Kirchenchor Au Werke grosser Meister der Kirchenmusik ein. Vor ihm liegt die Partitur der Marienmesse. Das Spezielle an ihr: Tom Pegram hat sie selbst geschrieben. Die Uraufführung der Marienmesse steht kurz bevor. Am Kirchenfest der Pfarrei Maria Geburt gestaltet ein siebzigköpfiger Chor die Liturgie mit und singt die lateinische Messe. Der Chor setzt sich zusammen aus Sängerinnen und Sängern des Bernecker sowie des Auer Kirchenchors; die Kirchenchöre der Seelsorgeeinheit. Tom Pegram interpretierte im Laufe seiner Musikerkarriere immer wieder berühmte Komponisten. Die Auseinandersetzung mit Mozart, Haydn und Schubert machte ihn mit dem lateinischen Gesang vertrauter. Als sich in seinem Kopf Töne zu Melodien zusammenfanden, überwältigten ihn seine Ideen. «Ich musste sie zu Papier bringen», erzählt er von dem Moment im Februar letzten Jahres, als die Idee, eine Messe zu komponieren, Gestalt annahm. Nebst seiner Arbeit als Musikschullehrer, Chorleiter und Orchesterdirigent arbeitete Pegram täglich intensiv an der Chorpartitur und wenig später an der Orchesterbegleitung. Ende Juni 2017 war das musikalische Werk fertig. Es folgte die Übertragung der 115-seitigen Partitur in den Computer. Im September nahmen die beiden Kirchenchöre die Proben auf. Der Gesamtchor ist in der Lage, alle Stimmen reichlich besetzten. Es entsteht ein grosser Chorklang.Lateinische Messen passen nicht zum ZeitgeistEine zeitgenössische Messe ist meist auf Deutsch oder in Mundart geschrieben. Tom Pegram aber wählte Latein für die Marienmesse. «Die Sprache ist weicher, fliessender und es ist leichter, zu einem lateinischen Text zu komponieren», sagt er. Deutsch sei eher härter, gröber und schwerfälliger. Die Romantik und die Klassik beeinflussten Tom Pegram. Die Musik der Marienmesse sei eher konservativ als zeitgenössisch einzuordnen. Es gibt keine schrägen Dissonanzen und keine schwierig zu singenden Rhythmen. Dennoch passe das Werk in die Gegenwart, ähnlich wie die Stücke der grossen Meister. «Sie werden ewig da sein.» Die Melodien und Rhythmen sind ein Produkt dessen, was Pegram erlebte. Sie sind so einzigartig wie die Person, die sie schuf. Die Messe hat eine klassische Struktur und entspricht der katholischen Liturgie. Zusätzlich hat der Komponist zu Ehren der Kirchenpatronin ein Ave Maria zur Gabenbereitung eingefügt. Die grösste Schwierigkeit beim Komponieren war, nicht zu kompliziert zu schreiben und technisch hohe Anforderungen nur zurückhaltend einzusetzen. «Der Laienchor soll ja dem Werk gewachsen sein», sagt Pegram. Damit es dennoch einen guten Boden hat und insgesamt imposant wirkt, gestaltete Tom Pegram die Orchesterbegleitung – gespielt von Berufsmusikern – anspruchsvoller. Und die kleine Fuge am Ende des Glorias fordert den Chor speziell. Spannend wie bei einer Geburt«Er meistert sie aber sehr gut. Jetzt freuen wir uns auf die Uraufführung», sagt Tom Pegram. Lese er die Partitur, könne er hören, was er geschrieben habt. Wie das Gesamtwerk klingt, erfährt Tom Pegram aber erst einen Tag vor der Uraufführung: Dann singt der Chor erstmals unter Orchesterbegleitung.«Es ist so spannend wie bei einer Geburt.» Trüge der Chor die Messe ohne Unterbrechung vor, dauerte sie vom ersten bis zum letzten Ton genau dreissig Minuten. Tom Pegram blättert in der Partitur und blickt hoch. Freude und Stolz sind ihm ins Gesicht geschrieben. «Die Marienmesse ist das Grösste, was ich bis jetzt geschrieben habe», sagt er. Sie ist die Krönung seines kompositorischen Schaffens.Kürzlich besuchte er eine Chorleiterin in Amerika. Sie besuchten gemeinsam die Schule. «Ich habe ihr die Partitur geschenkt», sagt er. «Sie wird die Messe aufführen.»Die Uraufführung der Marienmesse von James Thomas Pegram ist am Patrozinium, am Sonntag, 9. September, um 9.30 Uhr in der katholischen Kirche Au. Die Gesamtleitung hat der Komponist selbst inne. Solisten sind: Birgit Plankel: Sopran, Julia Gloor: Violine, Ulrike Neubacher: Harfe. Es spielt ein Berufsorchester mit Musikern aus der Schweiz und aus Österreich. Den Bernecker Chor bereitete Rudolf Berchtel vor.