05.04.2018

Puff weicht Totenkopf-Lounge

Das Dorf ist um ein Etablissement ärmer und um eine Bar reicher: Wo einst das «Haus 72» beheimatet war, wird seit Samstag ein Shisha-Lokal betrieben. Der Gastronom hat die Liegenschaft gekauft.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Seraina HessDraussen ist es taghell, in der Bar schummrig. Die Fenster zwischen den schwarzen Lederbänken wurden mit Folie abgedunkelt, das blau beleuchtete Wasserblasenspiel zwischen Fumoir und Nichtraucher-Bereich sowie die Totenköpfe, die sich in jeglicher Form als Motiv in der gesamten Bar wiederfinden, vermitteln den Eindruck eines Nachtclubs – kurz nach 18 Uhr an der Hauptstrasse 72 in Au. Seit Ende letzten Jahres gehört die Liegenschaft dem 32-jährigen Salvatore Zafarana aus Staad. Im Obergeschoss befindet sich seine Wohnung, darunter sein erstes eigenes Lokal, das er «Rockstar-Lounge» nennt. Der langjährige Barkeeper des St. Galler Nachtclubs «Elephant» hat renoviert und mächtig investiert. Wie viel, das möchte er nicht preisgeben. Wasserpfeifen (Shishas), Cocktails und Kaffee – das wird heute im Lokal angeboten, allerdings keine Liebesdienste mehr, wie es im Gebäude bis vor ein paar Monaten noch üblich war.Freier klingelten vergeblichDas Etablissement «Haus 72», das sich viele Jahre im Gebäude befand, gibt es seit Ende 2017 nicht mehr. Wie Zafarano sagt, habe der vorherige Eigentümer, dem die Liegenschaft laut Gemeinde-Mitteilungsblatt seit 2001 gehörte, diese aus Altersgründen abstossen wollen. Der Mietvertrag des Etablissements konnte nicht verlängert werden.Während Zafarano das Gebäude in den vergangenen drei Monaten renovierte, hätten ab und an ehemalige Kunden geklingelt. Inzwischen habe sich die Schliessung des Puffs aber herumgesprochen, wohl auch im nahen Ausland. Und Ausweichmöglichkeiten gibt es in Au bekanntlich genug.Gemeinde erachtet Schliessung als «positiv»Über die Schliessung des Etablissements ist man auf der Gemeindeverwaltung nicht unglücklich, bestätigt der Gemeindepräsident auf Anfrage: «Wir haben kein Problem mit den Erotikbetrieben im Dorf, aber wenn sie weniger werden, ist das grundsätzlich positiv», sagt Christian Sepin. Innerhalb der Gemeinde hätten die Betreiber jedenfalls keinen neuen Standort eröffnet, dafür wäre eine Nutzungsbewilligung nötig gewesen. Ein Gesuch liegt der Verwaltung nicht vor. Unklar ist, ob sich das ehemalige «Haus 72» andernorts niedergelassen hat.