18.01.2019

Raiffeisen schloss sehr erfolgreich ab

Die Rheintaler Raiffeisenbanken blicken auf ein turbulentes, aber gleichwohl sehr erfolgreiches Jahr zurück.  Am Mittwoch stellten sie den Jahresabschluss 2018 vor. Erneut konnte ein Rekord-Bruttogewinn erzielt werden.

Von Andrea C. Plüss
aktualisiert am 03.11.2022
Trotz des gestiegenen Geschäftsaufwands verzeichnen die Rheintaler Raiffeisenbanken für 2018 einen Bruttogewinn von über 22,4 Mio. Franken, was einer Steigerung von 1,44 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Nach 2017 nochmals ein Rekordergebnis. Vor allem im Kerngeschäft, dem Hypothekargeschäft, wurde mit einem Wachstum von 224,6 Mio. Franken ein Ergebnis erzielt, das deutlich über den Vorjahren liegt (+ 6,4 %). Das im vergangenen Jahr anhaltend tiefe Zinsniveau hat die Nachfrage nach Hypotheken nochmals befördert. Häufig sei eine Filiale der Rheintaler Raiffeisenbanken die erste Anlaufstelle, wenn es um eine Hypothek gehe, sagte Oswald Wetli (Unteres Rheintal) und führte dies nicht zuletzt auf das dichte Vertriebsnetz zurück. 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betreuen die Kundinnen und Kunden in 15 Rheintaler Filialen. Es handle sich um ein qualitatives Wachstum auf hohem Niveau, machte Oswald Wetli deutlich. «Wir beurteilen jede Anfrage sorgfältig und individuell nach strengen Vorgaben.»Kundenvermögen  wuchsen weiter2018 war für die Wirtschaft und die Märkte generell ein bewegtes Jahr. Im Februar und im letzten Quartal des vergangenen Jahres mussten auch die Rheintaler Raiffeisenbanken diverse Rückschläge am Aktien- und Anlagenmarkt hinnehmen. Gerade die Depotvolumen litten durch die negative Börsenentwicklung und führten dazu, dass das Wachstum «sehr bescheiden» ausfällt. Aufgrund der Turbulenzen fällt der Anstieg bei den verwalteten Kundenvermögen mit 2,06% nur gering aus und liegt bei total 70 Mio. Franken. Das Wachstum bei den Kundengeldern ist konstant und liegt bei 2,59%.Eigenkapitalbasis  ausgebaut Mit den Worten «Wir haben gut gearbeitet» kommentierte Oswald Wetli (Unteres Rheintal) die nochmals gestärkte Eigenkapitalbasis. Das Eigenkapital beläuft sich auf 338 Mio. Franken und wuchs damit um fast 12 %, sprich 35 Mio. Franken. Erfolge resultierten aus dem Zinsgeschäft, in dem die Rheintaler Raiffeisenbanken einen Ertrag von 40,7 Mio. Franken erwirtschafteten (+ 4,24%), und ebenfalls aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft, das um 0,7 Mio. Franken verbessert abschloss (+11,2%). Der Erfolg aus dem Handelsgeschäft (+ 2,93 Mio.) sei vor allem vom Währungswechsel der Privat- und Geschäftskunden im Grenzgebiet getrieben worden, sagte Andreas Schmid (Diepoldsau-Schmitter). Der übrige ordentliche Erfolg liegt 113000 Franken unter dem Vorjahresergebnis, was einem Rückgang um 6,37 % entspricht. Die Jahresrechnung 2018 schliesst mit einem Jahresgewinn von 5,77 Mio. Franken. Mit einer Steigerung von 18,81% resultierte ein höherer Gewinnzuwachs als im Vorjahr. Umstieg auf Rainbow abgeschlossen Im vergangenen Jahr haben die Rheintaler Raiffeisenbanken verstärkt in Infrastruktur und IT-Ausstattung investiert. Und ebenfalls in Personal. Der Geschäftsaufwand, der sich aus Sach- und Personalkosten zusammensetzt, ist gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Mio. Franken gestiegen (+ 6,87%).«Rainbow läuft», stellte der diesjährige Gastgeber der stets im Januar stattfindenden Medienorientierung, Thomas Haas, Bankleitungsvorsitzender der Raiffeisenbank Mittelrheintal, erfreut fest. Rainbow heisst die neue Bankensoftware von Raiffeisen Schweiz. Ursprünglich geplant war der Umstieg zum Jahreswechsel 2017/2018, aber das Grossprojekt verzögerte sich. «Die Umstellung auf Rainbow war die grösste Veränderung im Tagesgeschäft», sagte Haas. Alle Kundendaten seien mittlerweile erfolgreich migriert.Sicherheitsorientierte  Kreditpolitik  Reto Zellweger (Berneck-Au) orientierte über die Qualität des Kreditportfeuilles. Demnach weisen 98% der Ausleihungen eine hypothekarische Deckung auf; weniger als 1% hat keine Sicherheiten. Dazu gehören jedoch auch Ausleihungen an die öffentliche Hand. Über 93% der Finanzierungen fallen in den Wohnbereich oder in landwirtschaftliche Liegenschaften. Der restliche Anteil verteilt sich auf Büro- und Geschäftshäuser sowie auf gewerbliche und industrielle Objekte.Erfreulich seien die sehr tiefen Wertberichtigungen (-19,41%), die die vorsichtige und sicherheitsorientierte Kreditpolitik unterstrichen, stellte Reto Zellweger fest. Zweittext:Normalisierung erwartetAusblick Einen Wirtschafts- und Marktausblick für das laufende neue Jahr zu geben, heisst für Roland Kläger (Leiter Raiffeisen Investment Solutions) immer auch, noch einmal kurz zurückzublicken. Vier Zinserhöhungen seitens der US-Notenbank Fed habe es 2018 gegeben, der Handelskonflikt zwischen den USA und China nahm seinen Anfang und die neue italienische Regierung liess die Eurozone aufhorchen. Die Risikoherde bleiben«Zahlreiche Risikoherde bleiben uns 2019 erhalten», zog Kläger ein Resümee. Im Hinterkopf behalten müsse man natürlich auch einen No-Deal-Brexit Ende März; wenn er denn komme. Kommen wird, folgt man Roland Kläger, mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit ein Jahr der «kontinuierlichen Normalisierung». Bei diesem Szenario schreitet die geldpolitische Normalisierung voran und das Wachstum schwächt sich gegenüber 2018 etwas ab. Auch Unternehmensgewinne dürften moderater ausfallen. Die Tiefzinsphase dürfte sich dem Ende zuneigen. Die US-Notenbank Fed nimmt dabei weiterhin eine Führungsrolle ein. Raiffeisen erwartet 2019 zwei weitere Zinserhöhungen.  Stimmung hat Höhepunkt überschrittenAuch wenn sich die Stimmung bei den Unternehmen etwas abgekühlt habe, deuteten die Konjunkturindizes weiterhin auf ei­-ne Expansion und positive Wachstumsraten hin, führte Kläger aus.  Für die Schweiz scheint ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts (BIP) von 1,2 Prozent denkbar. Der Euro-Franken-Kurs dürfte das Jahr über zwischen 1.12 und 1.09 Franken pendeln und sich gegen Ende bei 1.09 Franken einpendeln. Die Inflation wäre in einem Bereich um 2 Prozent anzusiedeln. Der Immobilienmarkt wird voraussichtlich weniger starke Preissteigerungen zu verzeichnen haben, dürfte aber für Investoren nach wie vor rentabel bleiben. Der Detailhandel bleibt unter Druck (Onlineshopping, Einkaufstourismus). (acp)