Am Dienstagabend ereignete sich im DFB-Pokal eine Partie, die nur zwei Sieger verdient hätte. Der VfB Stuttgart setzte sich bei der Eintracht Braunschweig nach Penaltyschiessen durch – das Spiel war 4:4 ausgegangen, ehe die Elfmeter über den Spielausgang entscheiden mussten.
Fast genau gleich entwickelte sich das Duell zwischen Amriswil und Rebstein am Mittwochabend. Die beiden Drittliga-Spitzenteams lieferten sich einen Fight, in dem keine einzige Minute langweilig war. Es wogte hin und her; erst führte Amriswil 1:0, dann Rebstein 2:1, dann wieder Amriswil 3:2 und 4:3 und in der Nachspielzeit gelang dem FCR das 4:4, ehe es zum Penaltyschiessen kam.
Amriswil verpasst den Fairplay-Preis
Los ging es mit je einer guten Chance pro Mannschaft und vor allem sehr viel Druck von den Thurgauern. Dann ging Amriswil verdient 1:0 in Führung. Dem Tor von Tomas Neziraj haftet aber ein Schönheitsfehler an: Der Ball hatte beim Angriff über die rechte Seite die Linie deutlich überquert und die Fahne, in der Hand eines Amriswiler Ersatzspielers neben der FCA-Bank, ging hoch. Das Spiel ging weiter, der FCA erzielte das 1:0 – das nach einer Rückfrage beim die Fahne haltenden Spieler und der FCA-Bank bestätigt wurde. Die Thurgauer verpassten es, sich für den Fairplay-Preis zu bewerben und nahmen lieber das verdiente und gleichzeitig unverdiente Tor.
Und stachen damit in ein Wespennest. Denn der FC Rebstein griff nun vehement an und keine Minute nach dem 1:0 stand es 1:1. Samuel Stiendl setzte sich über die rechte Seite sehenswert durch und bediente Philip Baumgartner, der nur noch einschieben musste. Und nur weitere drei Minuten später endete ein Angriff über Alessandro Gottscher und Erion Aslani bei Malik Aliev, der aus spitzem Winkel wuchtig das 2:1 für die Rheintaler erzielte.
Amriswil dreht das Spiel erneut
Damit war das Startfurioso der beiden Mannschaften noch nicht beendet. In der 25. Minute kam Amriswil zu einem Eckball, in dessen Folge der Ball zum 2:2 im Tor landete. Als Torschütze wurde Dario Kessler ausgerufen. Danach flachte die Partie erstmals ab, es gab aber weitere Chancen. Bei diesen zeichneten sich die starken Tormänner Kevin Fend (Rebstein) und Gjon Neziraj (Amriswil) aus. Und als alle mit dem Pausenresultat von 2:2 rechneten, traf Amriswils Robin Wirth zum 3:2, weil er zu wenig konsequent angegangen wurde.
Die zweite Hälfte begann wie die erste: mit viel Druck vonseiten Amriswils. Doch die Chancen brachten kein weiteres Tor; vor allem, weil Noah Gottscher in der 50. Minute den Ball in allerletzter Sekunde von der Linie wegputzte. Dann fing Rebstein sich, näherte sich dem Tor durch eine Chance von Aslani an und traf zum 3:3. Nico Dietrich verwandelte einen Freistoss aus 25 Metern herrlich in die obere Ecke, Gjon Neziraj war absolut chancenlos (55.).
Drama bis zum allerletzten Moment
Amriswil operierte wie zuvor auch in der Folge vor allem mit weiten Bällen auf den extrem wirbligen Tomas Neziraj, doch auch Rebstein überspielte das Mittelfeld meist mit Steilpässen. So blieb das Spiel auch spannend, als die spielerische Qualität allmählich abnahm, als die Akteure ob des horrenden Tempos müder wurden. Doch beide Teams suchten den Sieg, ehe Amriswil in der 83. Minute zu einem Penalty kam. Captain Eldin Muharemi verwandelte zum 4:3 – das letzte Kapitel in diesem Epos war aber noch lange nicht geschrieben.
Rebstein blies zur Schlussoffensive und Trainer Ralph Heeb wechselte alle verfügbaren Offensivkräfte ein. Dann traf Rico Köppel die Latte, Manoah Egbon konnte den Abpraller nicht verwerten. Auch Andrin Cabezas scheiterte, ehe Amriswil die goldene Chance auf das 5:3 hatte, aber aus bester Position nicht traf. Weil die Thurgauer diese Chance nicht verwerteten, blieb es spannend. Und in der 93. Minute stocherte Alessandro Gottscher im Fallen einen Ball über die Linie – 4:4. Es folgten noch zwei brandgefährliche Ecken der Thurgauer, bis es ins Penaltyschiessen ging.
In diesem war es auffällig, wie viele Teenager beim FC Rebstein Verantwortung übernahmen: Manoah Egbon (17), Jayden Tanner (17), Malik Aliev (18); sie alle traten aus elf Metern an und verwandelten. Weil auch alle Amriswiler trafen, ging es mit 5:5 in die Verlängerung. In dieser scheiterte Rebsteins Granit Shahini (Latte), doch auch das war noch nicht das Ende: Kevin Fend parierte den nächsten FCA-Elfer und es ging weiter. Danach traf Fend selber, sein «direkter» Gegner aber auch. Als nächster lief Sascha Haltiner an. Rebsteins Nummer vier versorgte den Ball sicher, der darauf folgende Schütze tat dies nicht – und Rebstein qualifizierte sich mit 11:10 für die nächste Cuprunde.
OFV-Cup 3.-5.Liga
Amriswil – Rebstein 10:11 n.P. (3:2, 1:2)
Tellenfeld – 117 Zuschauer – SR: Sidler.
Tore: 12. T. Neziraj 1:0, 13. Baumgartner 1:1, 16. Aliev 1:2, 25. Kessler 2:2, 45. Wirth 3:2, 55. Dietrich 3:3, 83. Muharemi (Penalty) 4:3, 93. A. Gottscher 4:4.
Penaltyschiessen: Köppel 0:1 – 1:1 – Cabezas 1:2 – 2:2 – Egbon 2:3 – 3:3 – Tanner 3:4 – 4:4 – Aliev 4:5 – 5:5 – Shahini Latte – Amriswil gehalten – Fend 5:6 – 6:6 – Haltiner 6:7 – Amriswil gehalten.
Rebstein: Fend; Shahini, Haltiner, Dietrich, N. Gottscher; Aliev, A. Gottscher, Köppel; Stiendl, Aslani; Baumgartner. Eingewechselt: Cabezas, Egbon, Ergens, Tanner.
Rebstein siegt in einem epischen Cup-Duell in Amriswil