19.02.2021

Rheintaler heiraten fleissig: Mehr Hochzeiten trotz Pandemie

Während Corona Trauzeremonien erschwert, kann das Virus zivile Hochzeitspläne kaum durchkreuzen.

Von Seraina Hess
aktualisiert am 03.11.2022
Angela und Markus Lüchinger aus Rüthi hatten Glück: Rund drei Tage vor dem Lockdown im Frühling heirateten die beiden im Trausaal des Altstätter Frauenhofs und feierten das Ereignis anschliessend mit Freunden und Familie. An ein Fest wäre in den Wochen darauf nicht mehr zu denken gewesen, an eine grosse Gesellschaft erst recht nicht. Doch obschon viele Rheintaler Paare ihre Feier absagen mussten, liessen sich offenbar die wenigsten um die Trauung bringen – zumindest nicht um die standesamtliche Eheschliessung, die stets erlaubt, teilweise aber stark eingeschränkt war. Im Gegenteil: Gemäss Robin Wessner, Leiterin des Zivilstandsamts Rheintal, heirateten 2020 in Altstätten, Au, Berneck, Widnau, Diepoldsau, Balgach, Rebstein, Marbach, Eichberg, Oberriet und Rüthi insgesamt 312 Paare und somit 25 mehr als noch im Vorjahr. Die wenigsten haben den Termin verschobenGeringfügig weniger Hochzeiten als im Vorjahr gab es hingegen beim Zivilstandsamt der Region Rorschach, dem auch Rheineck, Thal und St. Margrethen angegliedert sind. Separate Zahlen für diese drei Gemeinden stellt das Amt zwar nicht zur Verfügung. Im gesamten Einzugsgebiet, zu dem auch Berg SG, Goldach, Mörschwil, Rorschach, Rorschacherberg, Steinach, Tübach und Untereggen zählen, heirateten gemäss Leiter Dominik Stillhard 230 Paare und damit 20 weniger als im Jahr 2019. Weder beim Zivilstandsamt der Region Rorschach noch beim Zivilstandsamt Rheintal kam es zu terminlichen Engpässen im Sommer und im Herbst, als Lockerungen der Corona-Massnahmen wieder umfangreichere Hochzeiten zuliessen. «Nur wenige Paare haben ihren Termin vom Frühling in den Sommer verschoben. Die Ziviltrauung findet bei den meisten auch in diesen Zeiten wie geplant statt», sagt Robin Wessner. Was eher vertagt werde, seien kirchliche Trauungen oder freie Trauzeremonien (siehe Zweittext). «An diesen Festakten ist es dem Brautpaar ein grösseres Anliegen, die Liebsten dabei zu haben», begründet die Standesbeamtin.Trauzeugen erlaubt, aber keine GästeAuch 2021 zögern Paare nicht, standesamtlich zu heiraten. Zwischen Au und Rüthi sind Trautermine so gut gebucht wie in gewöhnlichen Zeiten, obschon es momentan nicht möglich ist, Familie und Freunde dabei zu haben, während man den Bund fürs Leben schliesst. Aktuell sind Trauungen und die Begründung eingetragener Partnerschaften nur auf die gesetzlich vorgeschriebene Amtshandlung beschränkt. Dazu sind nur der Zivilstandsbeamte, das Paar, zwei Trauzeugen sowie bei Bedarf ein Dolmetscher zugelassen.  Bis zum beliebtesten Traudatum – dem 21. Mai 2021 mit bereits zehn gebuchten Hochzeiten im Rheintal – könnte das Verbot öffentlicher Veranstaltungen allerdings wieder aufgehoben und Gäste wieder zugelassen werden. Freie Termine für Kurzentschlossene gibt es sowohl beim Zivilstandsamt Rheintal als auch der Region Rorschach noch genug: «Wir können in der Regel auf die Wunschtermine der Brautpaare eingehen – auch dieses Jahr», sagt Dominik Stillhard.   Jetzt ziehen nur noch Micro Weddings Corona hat nicht nur manchen Paaren den schönsten Tag im Leben erschwert, sondern auch Berufsleuten, die in der Hochzeitsbranche tätig sind. Dazu gehören Hochzeitsfotografen wie Tom Zünd aus Balgach. «Viele meiner Kunden konnten ihre Hochzeit, die für Mai oder Juni angesetzt war, zwar noch in den August oder September verschieben.» Manche hätten ihre Zeremonie aber auch gleich ins aktuelle Jahr verlegt. Von 18 Hochzeiten, die Zünd in der bevorstehenden Saison bereits in seinem Terminkalender fixiert hat, sind acht solche, die eigentlich 2020 hätten stattfinden sollen. Und die Zurückhaltung von Paaren sei noch immer spürbar, sagt Zünd: «Neue Auftragsanfragen bekomme ich natürlich auch jetzt – aber in aller Regel erst für das Jahr 2022.»Fast keine kirchlichen Trauungen mehrEs sind vor allem Zeremonien, die mit vielen Gästen hätten gefeiert werden sollen, die nun vertagt werden. Etwa solche in der Kirche. «Wir hatten im letzten Jahr nur eine kirchliche Trauung. Diese war damals zwar regelkonform mit einer Gesellschaft von unter 100 Personen und Apéro im Freien – doch obschon das Paar auf ein anschliessendes Fest verzichtete, war die Hochzeit mit der Angst vor Ansteckungen verbunden», sagt Silke Dohrmann, Pfarrerin in Widnau und Kriessern. Bis auf eine Trauung liege die Hochzeitsplanung in ihrer Kirchgemeinde völlig brach, wie sie sagt: «Die meisten warten ab, bis alles ausgestanden ist.»Weddingplannerin Priscilla Haid sagt: «Viele Paare legten die Planung der Feier im Lockdown auf Eis.» (Bild: ps) Ähnliches berichtet Weddingplannerin Priscilla Haid aus Tübach. Die Aufträge seien vor allem 2021 spürbar zurückgegangen – ganz anders allerdings im letzten Jahr kurz nach dem Lockdown: «Viele Paare legten ihre Hochzeitsplanung auf Eis und merkten nach den Lockerungen im Mai, dass sie es alleine nicht mehr schaffen, bis August eine Traumhochzeit auf die Beine zu stellen. Also holten sie sich Hilfe.» Haid spürt auch, dass sich die Micro Wedding – eine Hochzeit mit weniger als 30 Gästen – in der Schweiz etabliert. Eine solche plant sie diesen Sommer auch bei Burgweine Enk in Lüchingen. «Von Vorteil ist, dass man bei einer kleinen Gesellschaft auf Qualität anstatt auf Quantität setzen kann», sagt Haid. Trotzdem macht sie ihre Kunden nach wie vor darauf aufmerksam, dass auch in der anstehenden Hochzeitssaison jederzeit terminliche Flexibilität gefragt sein könnte, wie es bereits das Coronajahr 2020 gezeigt hat. (seh)