Diepoldsau vor 4 Stunden

Schweizer Memorial-Projekt: Verein entwickelt Inhalte für ein Zentrum zur Fluchtgeschichte

Diepoldsau wird Standort eines neuen Vermittlungszentrums zur Fluchtgeschichte während des Nationalsozialismus. Mit dem offiziellen Projektstart und der Beauftragung des Jüdischen Museums Hohenems ist ein bedeutender Meilenstein erreicht, wie das Bundesamt für Kultur mitteilt.

Von pd/red
aktualisiert vor 2 Stunden

Das Zentrum ist Teil des vom Bundesrat 2023 beschlossenen Schweizer Memorials für die Opfer des Nationalsozialismus, das auf drei Grundpfeilern basiert: Erinnern, Vermitteln, Vernetzen. Während in Bern ein zentraler Erinnerungsort geschaffen wird, soll das Vermittlungszentrum im St.Galler Rheintal insbesondere die historischen Fluchtrouten und Schicksale entlang der Grenze zur Sprache bringen. Die Wahl fiel auf Diepoldsau – jenen Ort, an dem im Sommer 1938 viele Menschen vor nationalsozialistischer Verfolgung in die Schweiz flüchteten.

Neue Arbeitsstelle erhält 1,25 Mio. Franken bis 2028

In den letzten zwei Jahren hatte der Kanton St. Gallen die Vorarbeiten koordiniert. Mit dem Startschuss des neu gegründeten Vereins «Netzwerk Schweizer Memorial für die Opfer des Nationalsozialismus» geht die Verantwortung nun an eine neue Trägerschaft über. Finanziert vom Bundesamt für Kultur (BAK), beauftragt der Verein das Jüdische Museum Hohenems mit der fachlichen Entwicklung. Zu diesem Zweck wird dort die «Arbeitsstelle Schweizer Memorial Vermittlungszentrum Flucht» eingerichtet. Die Zusammenarbeit ist vorerst bis Ende 2028 vertraglich geregelt. Für diesen Zeitraum stellt das BAK 1,25 Millionen Franken bereit. Weitere Finanzierungsquellen werden jedoch benötigt, insbesondere für den Bau und die spätere Umsetzung des Zentrums.

Begleitausstellung im Museum Prestegg

Bereits jetzt laufen konkrete Projekte zur inhaltlichen Ausgestaltung. So wurde der grenzüberschreitende Hör-Radweg «Über die Grenze» um Stationen in der Schweiz erweitert. Zudem entsteht derzeit die Ausstellung «Rettende Schweiz? Flucht im Rheintal» im Museum Prestegg in Altstätten, die vom Jüdischen Museum Hohenems kuratiert wird. Sie wird am 31. August eröffnet und bleibt rund eineinhalb Jahre zugänglich. Geplant ist ein umfassendes Begleitprogramm mit Lesungen, Exkursionen und Filmveranstaltungen.

Auch institutionell ist die Kontinuität gewährleistet: Barbara Thimm und Ayat Solsaeva, die bereits mit dem vom Kanton St.Gallen berufenen wissenschaftlichen Beirat die Vorbereitungsphase geprägt hatten, bleiben zentral involviert. Unter ihrer Leitung wurden Finanzierungspläne erarbeitet, Standortkonzepte entwickelt sowie eine erste grosse Fachtagung im Juni 2024 in St.Gallen durchgeführt.

Das Projekt steht für eine enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen der Schweiz und Österreich. Es will nicht nur historisches Wissen vermitteln, sondern auch aktuelle Fragen von Flucht und Solidarität in Erinnerung rufen.

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