30.11.2018

Seit Olympiasilber ist vieles anders

Seit Marc Bischofberger an den Olympischen Winterspielen in Pyeongchang (Südkorea) die Silbermedaille gewonnen hat, hat sich im Leben des 27-Jährigen viel verändert. Besonders fällt auf: Bischofberger ist plötzlich überall zu sehen. Und er ist seit dem Sommer Profi.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Ist von Marc Bischofberger die Rede, ist das Etikett «Olympia-Silbermedaillengewinner» nicht fern. Es ist passend, streicht es doch den grössten Erfolg in der bisherigen Karriere des Obereggers heraus. Selbstverständlich kann er auch anders umschrie­ben werden: Er ist ein Kämpfer, als Skicrosser von Natur aus ein Draufgänger. Er ist Weltcupsieger, der Gesamtweltcupsieger.Doch zurzeit ist Bischofberger vor allem Olympia-Silbermedaillengewinner.Was ein solcher Erfolg auf dieser grössten Bühne der Sportwelt mitbringt, erfuhr er im Sommer. In seiner Agenda standen plötzlich jede Menge öffentliche Auftritte, an denen er von Fans umringt wurde, die um ein Autogramm baten oder um ein Selfie mit ihm, dem Olympia-Silbermedaillengewinner. Alle wollten ein Stückchen Bischi. An der Kilbi in Marbach oder an der Gewerbeausstellung in Walzenhausen, um nur zwei Beispiele zu nennen.Bischofberger sieht den Rummel um sich positivFür Bischofberger war das Neuland, zumindest in diesem Ausmass. Es fiel ihm leicht. «Ich mache das gern», sagt er und lacht verschmitzt, als müsste er sich dafür rechtfertigen, das Bad in der Menge zu geniessen. Dabei kommen die Leute ja zu ihm.«Es ist schön, interessieren sich so viele für Skicross», sagt Bischofberger. Für Skicross, sagt er, nicht für ihn. Der Oberegger ist authentisch geblieben, so abgedroschen das bei Sportlern auch klingen mag. Wohl macht ihn gerade das so beliebt, wie bei Roger Federer, der nicht nur für seine Erfolge, sondern auch wegen seiner Persönlichkeit verehrt wird.Auch das Fernsehen hat das gemerkt und ihn an den Super-Zehnkampf eingeladen. An der Seite der Läuferin Fabienne Schlumpf, der Beachvolleyballerin Tanja Hüberli und des Schwingers Matthias Sempach kämpfte er um den Sieg. Für Bischofberger war es wieder eine neue Erfahrung, wieder ein grosser Auftritt (der mit dem Sieg gekrönt wurde). «Es war eine Ehre, mit anderen grossen Sportlern mitzumachen», sagt er. Er sei nervös gewesen, 12000 Zuschauer seien bei den Rennen jeweils nicht da.«Ich bin wieder ganz der Alte»Für Bischofberger war’s das jetzt aber mit Auftritten abseits der Piste. Jetzt gilt der Fokus wieder dem Grund, weshalb er bekannt geworden ist: Dem Sport. Bischofberger hat diese Saison viel vor, es ist eine wichtige, weil er in der letzten so erfolgreich war. Von Bischofberger wird viel erwartet, auf ihm lastet der Druck, sich bestätigen zu müssen.Das nimmt er sich auch vor. Er will im Weltcup unter die besten drei und an der WM im Februar in Utah eine Medaille holen. «Das sind hohe, aber machbare Ziele», sagt er.Gegen Ende der letzten Saison hat Bischofberger einen Teilriss des Kreuzbands im Knie erlitten. Er hat diesen beim gleichen Arzt wie Carlo Janka und ebenso wie dieser konservativ, ohne Operation behandeln lassen. Die Vorbereitung auf die Saison hat das weniger belastet, als vermutet werden könnte. «Ich merkte, dass die Stabilität im Knie da war. Das war mir wichtig, so konnte ich trainieren», sagt Bischofberger. Mittlerweile sei die Sicherheit zurück, er trainiert ganz normal, wie alle anderen. «Ich bin wieder ganz der Alte.»Die erste Saison als Vollprofi steht anWie viele andere Schweizer Skicrosser nahm er kürzlich an den österreichischen Meisterschaften und einem Europacuprennen im Pitztal teil. Beim ersten fuhr er auf Rang 19, fünf Teamkollegen waren besser. «Das Rennen habe ich verbockt, aber es hat wohl geholfen, den Kopf von der Verletzung weg zurück in den Rennmodus zu bringen», sagt Bischofberger. Das zweite Rennen lief viel besser, er wurde Sechster, nur noch ein Schweizer war vor ihm.Der Weltcup geht am 10./11. Dezember in Arosa los. Das ist später als geplant. Das erste Rennen wäre in Val Thorens gewesen, wo Bischofberger seinen ersten Weltcupsieg feierte. Doch dort liegt zu wenig Schnee und der trockene Sommer hat dazu geführt, dass die Wasserreserven zu tief sind, um genug Kunstschnee zu produzieren. Von mehr Vorbereitungszeit will Bischofberger nichts wissen. «Es ist schade, ich habe auf den Weltcupstart gebrannt. Nun ist halt Arosa das erste Rennen: Nicht meine Lieblingsstrecke, doch vielleicht läuft’s dieses Jahr besser als zuvor.»Genug Zeit für die Vorbereitung hatte er ja trotz der Verletzung. Und genug Zeit zum Erholen. Denn die Zeit, in der Bischofberger nach dem Training jeweils bis abends um Acht arbeiten ging, ist vorbei. Seit dem Sommer ist er Profi. Das erlaubt ihm, mehr zu trainieren und besser zu regenerieren. «Ich bin frischer und erholter, das merke ich. Ich hoffe natürlich, dass sich das in den Resultaten zeigen wird.»Gelingt dies, steht einem weiteren Sommer, in dem alle ein Stückchen Bischi wollen, nur noch die Konkurrenz im Weg.Die Skicross-Daten 2018/19: 10./11. 12. 2018: Arosa. 13. – 15. 12.: Montafon. 20. – 22. 12.: Innichen. 18. – 20. 1. 2019: Idre Fjall. 25. und 26. 1.: Blue Mountain. 2. 2.: Weltmeisterschaft in Solitude, Utah. 15. – 17. 2.: Feldberg. 22. – 24. 2.: Sunny Valley. 17. 3.: Veysonnaz.