Am Standort in Flawil produziert SFS Präzisionskomponenten für die Automobilindustrie. Und zwar im Herstellungsverfahren Tiefziehtechnik und Kaltmassivumformung. Die rasch voranschreitenden Umbrüche in dieser Branche haben in Europa zu einem drastischen Nachfragerückgang in der Lieferkette geführt, wovon auch die SFS Group betroffen ist, schreibt das Unternehmen in einer Medienmitteilung vom Donnerstag. Um die Produktionskapazitäten der reduzierten Nachfrage anzupassen und operative Synergien zu nutzen, beabsichtigt SFS, das Werk in Flawil bis Ende 2027 zu schliessen.
Fokus auf Kerntechnologie
Nach Heerbrugg transferiert werden sollen ausschliesslich die Kundenaufträge im Bereich der Kaltmassivumformung, der Kerntechnologie von SFS. Dabei werde voraussichtlich rund ein Drittel der betroffenen Stellen verlagert, heisst es weiter. Die Tiefziehtechnik will SFS in Zukunft ausschliesslich an Standorten ausserhalb Europas anbieten. Die technologische Fokussierung und die Konzentration auf einen Produktionsstandort ermöglichten Effizienzsteigerungen und Kostenoptimierungen.
Kursänderung aufgrund struktureller Verwerfungen
Noch vor wenigen Jahren habe sich das Marktumfeld anders dargestellt und SFS plante für das angestrebte Wachstum im Bereich der tiefgezogenen Komponenten für die Automobilindustrie einen Erweiterungsbau am Standort Flawil. Dafür stimmte die Bürgerversammlung im November 2021 dem Verkauf eines angrenzenden Grundstücks zu. Mit dem vorgesehenen Rückzug aus der Tiefziehtechnik und der Schliessung des Werks wird die Immobilie der SFS Group für die weitere Nutzung frei.
SFS beabsichtigt, die Liegenschaft an einen ausgewählten Partner zu veräussern, der sie im Rahmen der Ortsplanungsrevision entwickeln wird. In einem nächsten Schritt werden mit der Gemeinde die Möglichkeiten zur Entwicklung des Gesamtareals unter Berücksichtigung der neuen Situation geprüft.
In einem Umfeld, das von raschen wirtschaftlichen Umbrüchen und geopolitischen Spannungen geprägt ist, ist die Planbarkeit eingeschränkt. Wir bedauern, wenn wir uns von Mitarbeitenden trennen müssen, sind jedoch überzeugt, dass diese Massnahme notwendig ist, um unsere Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.
wird Jens Breu, CEO der SFS Group, zitiert. Die Standortaufgabe würde SFS schwerfallen, so Breu weiter: «Wir danken den Mitarbeitenden, der Bevölkerung, der Gemeinde sowie unseren lokalen Geschäftspartnern für die langjährige Zusammenarbeit», betont der CEO der SFS Group.
Konsultationsverfahren mit den betroffenen Mitarbeitenden
Bis am 7. November läuft ein Konsultationsverfahren, an dem sich alle betroffenen Mitarbeitenden beteiligen können. Dies mit dem Ziel, Vorschläge zur Vermeidung oder Reduktion der Entlassungen einzubringen. Nach Abschluss des Konsultationsverfahrens werde SFS über die definitive Zukunft des Standorts Flawil entscheiden.
Sollte es zu Entlassungen kommen, werde die Geschäftsleitung zusammen mit den betroffenen Mitarbeitenden einen Sozialplan erarbeiten, um die wirtschaftlichen Folgen der Kündigungen zu mildern, kündigt das Unternehmen an.
Programm zur Straffung des Produktions- und Vertriebsnetzwerks
Die geplante Schliessung des Werks in Flawil ist Bestandteil eines Programms zur Anpassung des globalen Produktions- und Vertriebsnetzwerks, das die SFS Group bereits im Juli kommuniziert hatte. Dieses Programm wurde aufgrund der fortlaufenden Veränderungen des Marktumfelds in der industriellen Fertigung und der Automobilindustrie erforderlich.
SFS plant Schliessung des Werks in Flawil – rund 110 Stellen sind betroffen