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Oberegg 14.04.2025

Skicrosser Marc Bischofberger feiert seinen Abschied mit Freunden, Fans und Weggefährten

Olympiasilber, Weltcupsiege und ein Fanclub mit Kultstatus: Skicrosser Marc Bischofberger hat seine Karriere beendet – und wurde in Oberegg gebührend gefeiert, dort, wo seine Reise einst begann.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 10.12.2025

21. Februar 2018, ein Mittwoch. Frühmorgens um fünf Uhr. Ein grosses Publikum sass im Oberegger «Houky» gebannt vor dem Fernseher und drückte die Daumen für Marc Bischofberger, der an den Olympischen Spielen im südkoreanischen Pyeongchang im Einsatz stand. Der Spannungsbarometer stieg immer weiter, erst recht als «Bischi» den Final erreichte. Schliesslich gewann der Athlet des Skiclubs Oberegg hinter dem Kanadier Brady Leman die Silbermedaille. Der Jubel kannte keine Grenzen. Wenig später stand der heute 34-Jährige auch als Gesamtweltcupsieger fest.

Letztes Rennen vor zwei Wochen

Vor zwei Wochen bestritt der Appenzeller des Jahres 2018 im schwedischen Idre Fjäll das letzte Rennen seiner Karriere. Am Samstag lud der Fanclub «Biski Fanatics» deshalb zu einem gemütlichen Fest ein. Skisport gehört bei Bischofbergers schon lange dazu. Marcs Vater, Beni, fuhr Europacup, seine Tante Annemarie war Anfang der 80er-­Jahre in der Schweizer Ski-­Nationalmannschaft.

Bereits mit 18 Monaten auf Skiern

Auch «Bischi» verschrieb sich zuerst dem alpinen Skifahren: «Mit 18 Monaten stand ich zum ersten Mal auf den Brettern.» Zum Skicross kam er erst im zweiten Anlauf: «Nach einer Verletzung fuhr ich ein Jahr lang nicht mehr Ski. Dann erwarb ich eine Tageslizenz für die Schweizer Meisterschaft im Skicross.» Ein anwesender Trainer erkannte das Talent, die Geschichte nahm ihren Anfang. Der Rücktritt fiel ihm nicht sonderlich schwer:

Diese Saison habe ich gespürt:
Jetzt ist gut.

Mitgespielt in die Überlegung habe auch die Situation, dass die Strecken mittlerweile flacher geworden und mit weniger hohen Sprüngen versehen seien: «Das sind alles Dinge, die mir als Techniker nicht entgegenkommen.» Sehr gut erinnern kann sich «Bischi» an ein Rennen in Innichen, als er in der Saison 2013/14 mit dem siebten Rang die erste Top-10-Platzierung im Weltcup erreichte. «Und natürlich an den ersten Weltcupsieg in Val Thorens und die Olympiamedaille. Das sind Dinge, die man nie vergisst», sagte Bischofberger. Er spricht auch einen anderen Faktor an:

Die Unterstützung war unglaublich. Ich denke, kein Fahrer hatte einen grösseren Fanclub.

Fanclub-Präsident Raphael Thür sagte: «Im November 2015 haben wir die «Biski Fanatics» gegründet. Damals hatten wir zehn Mitglieder.» Kurz danach gewann «Bischi» sein erstes Weltcuprennen, die Mitgliederzahlen stiegen sprunghaft bis auf 350 an. «Wir haben viele schöne Stunden erlebt», sagte Thür. Am Fest am Samstag wurde der Fanclub feierlich aufgelöst.

«Bischi» geniesst viel Wertschätzung

Auch einige Kolleginnen und Kollegen aus der Skicross-Szene fanden sich in Oberegg ein: Beispielsweise Jean-Frédéric Chapuis, Olympiasieger von 2014, Trainer Enrico Vetsch, Armin Niederer und die beiden Nationalteam-Fahrerinnen Sixtine Cousin und Margaux Dumont. Nicht nur in diesem Moment wurde offensichtlich, was für eine enorme Wertschätzung «Bischi» geniesst.

Marc Bischofberger

Alter: 34. Wohnort: Marbach. Club: Skiclub Oberegg. Grösste Erfolge im Skicross: Olympia-Silber in Pyeongchang 2018, Weltcup-Gesamtsieger 2018, neun Podestplätze im Weltcup, davon viermal Erster. Fünfmalige WM-Teilnahme. Zweimal Schweizer-Meister (2015 und 2023).

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