04.01.2021

Spiess-Brüder verlassen den Rennsport

Die Mountainbiker Robin und Dave Spiess aus Kriessern treten zurück. Beide blicken auf je einen Einsatz mit dem Nationalteam zurück.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Robin und Dave Spiess hören auf, wie sie angefangen haben: gemeinsam. Ihr erstes Rennen haben die Kriessner Brüder im Jahr 2011 in Lachen-Walzenhausen bestritten, ihren letzten Einsatz hatten sie im Oktober am Swiss Cup in Hochdorf LU. Dazwischen waren die Spiess-Brüder eine Konstante in der Rheintaler Bike-Szene.Drei Mannschaften, ein TrainerDer 22-jährige Robin und der zweieinhalb Jahre jüngere Dave feierten viele Erfolge im Ostschweizer Bikecup, wo sie im September letztmals zum Alt­stätter Bikerennen antraten. Sie begannen ihre Karrieren beim Team Pink Gili, schlossen sich später der Equipe von Ostschweiz Druck an. «Bei beiden Teams hatten wir eine gute Zeit», sagt Robin Spiess. Ihr Trainer war während der ganzen Karriere Patrick Loher vom VC Altstätten.Diese Betreuung und Trainingsfleiss führten zu einer kontinuierlichen Entwicklung. Auch das Team wurde grösser: Seit drei (Robin) bzw. zwei Jahren fahren sie für Bischibikes, das Team des früheren Profis Christof Bischof. Dort war der national und inzwischen auch in­ternational erfolgreiche Simon Vitzthum bis vor einem Jahr ihr Teamkollege. «Mit so einem Fahrer zu trainieren, war nochmals ein besonderer Ansporn», sagt Robin Spiess.Der ältere Spiess hatte seine sportlich beste Saison im Jahr 2018, in seinem zweiten U23-Jahr. Nach einem sechsten Platz am Swiss-Bike-Cup in Schaan erhielt Robin Spiess das Auf­gebot des Nationalteams für das Weltcuprennen in Albstadt. Dort überholte er fast 100 Fahrer, fuhr von Startplatz 133 auf den 40. Rang. «Ein weiteres Highlight war die Teilnahme am Israel Epic mit Bischibikes im Herbst 2018», sagt Robin Spiess.Sein jüngerer Bruder Dave schaffte es 2019 gar ins EM-Aufgebot von Swiss Cycling, nachdem er in der UCI Junior Se­ries die Plätze elf und 13 erzielt hatte. Trotz eines ungünstigen Europameisterschaftsrennens in Brünn «bleibt dieser Start immer in meiner Erinnerung».«Profikarriere lag ausser Reichweite»Zu einer Medaille an Schweizer Meisterschaften hat es sowohl Robin als auch Dave Spiess nie gereicht. Das mag ein Grund sein für ein Gefühl, das beide als einen Rücktrittsgrund anführen: «Der Körper hätte keinen grossen Leistungssprung mehr zugelassen, weshalb eine Profikarriere wohl ausser Reichweite lag.» Vor allem für Robin, der 2021 die U23-Kategorie verlassen hätte, ist eine solche Überlegung naheliegend. Er war es auch, der den Entschluss zum Rücktritt fasste. Sein Bruder Dave schloss sich ihm an, weil er Robins Gedanken teilte. «Als Älterer war ich naturgemäss immer der Puschende», sagt Robin Spiess.Robin Spiess ist HSG-Student, Dave besucht die Berufsmittelschule. Beide können die durch den Verzicht auf Leistungssport eingesparte Zeit für die Ausbildung nutzen. Und für Velofahrten frei von Trainingsdruck. «Ich konnte in diesem Frühling, als alle Rennen ab­gesagt wurden, viele Velotou­-ren unternehmen», sagt Robin Spiess, «dabei habe ich gemerkt, dass mir das besser gefällt als für die Rennen trainieren zu müssen.» Die Liebe zum Velofahren werden die Spiess-Brüder noch pflegen, Robin Spiess bleibt auch noch im Team Bischibikes, für das er vor allem kleinere Rennen bestreitet. Ein grosses Ziel hat er allerdings für 2021 gesetzt: Gemeinsam mit dem Heerbrugger Marcel Fürer (Lippuner Cycling) wird er die Tortour bestreiten. 2020 lagen sie an diesem Mehrtagesrennen in Führung, bis es wegen eines tödlichen Unfalls abgebrochen wurde. Dave Spiess’ Pläne für die nähere Zukunft sind noch weniger konkret. Er fährt momentan bevorzugt mit einem Enduro-Bike durchs Gelände.Robin und Dave Spiess sind inzwischen erwachsen. Aber gerade in ihrer Kindheit waren auch ihre Eltern Petra und Roland stets an ihrer Seite, sie als Köchin, er als Mechaniker. Der Vater war selbst Elite-Amateur auf der Strasse.Weiter Teil der Radsport-FamilieDie grosse Radsport-Familie hat auch Robin und Dave Spiess aufgenommen. Während der Rennen sind Mountainbiker Ein­zelkämpfer, im Training und im Umgang pflegen sie aber Freundschaft. Deshalb verwundert es nicht, dass Teamanlässe wie die Trainingslager in Latsch mit Pink Gili und dem VC Altstätten sowie ein Motocross-Weekend mit dem Team Ostschweiz Druck in lebhafter Erinnerung bleiben.