20.10.2020

Traumjob LKW-Fahrer: «Motorengeräusch beruhigt mich»

Seit Beginn seiner Lehre als LKW-Fahrer gab es keinen Tag, an dem er sich nicht auf seine Arbeit gefreut hätte. Matteo ist Chauffeur mit Leidenschaft. Er lernt, auch mit brenzligen Situationen umzugehen.

Von mp
aktualisiert am 03.11.2022
Name:  Matteo Alter: 21 Wohnort: Widnau Beruf: 4. Lehrjahr alsStrassentransportfachmann Wolltest du schon immer Lastwagenfahrer werden? Nein. Als Kind war mein Traumberuf Koch. Beim Schnuppern habe ich aber schnell gemerkt, dass ich am Wochenende nicht arbeiten möchte und Kochen eher ein Hobby bleibt.Wie bist du darauf gekommen, eine Lehre als LKW-Fahrer zu machen? Motoren haben mich schon immer beeindruckt und ihr Geräusch beruhigt mich. Ich bin gerne unterwegs, will in Bewegung sein und mit Menschen zu tun haben. Bei einem Vater-Kind-Besuchstag durfte ich mit einem Bekannten auf einen dreitägigen Chauffeurtrip. Das hat mich überzeugt. In diesem Beruf muss man selbstständig sein und wissen was zu tun ist, wenn etwas schiefläuft.Wie hast du das LKW-Fahren gelernt? Ich bin immer noch in der Übungs-Phase. Zuerst lernte ich mit einem kleineren Lieferwagen zu fahren. Es dauert etwas, bis man sich an die Dimensionen eines Lastwagens gewöhnt hat.Wie viele Stunden am Tag verbringst du in deinem Lastwagen? Das ist unterschiedlich. Ich beliefere neun bis zehn Kunden am Tag, es können auch mehr sein. Im Durchschnitt arbeite ich dann etwa neun Stunden. Dabei spielt es auch eine Rolle, wie weit die Kunden voneinander entfernt liegen.Welche Frachten transportierst du? Oft sind es Lebensmittel wie Mayonnaise und Tomatensauce. Manchmal sind es Medikamente und Dinge, die nicht gekühlt werden müssen. Ich habe auch schon Reifen, einen Baum, Holz oder ein Motorrad transportiert.Welches war die bisher längste Strecke, die du gefahren bist? Das war wahrscheinlich die Fahrt vom Rheintal ins Tessin oder die Fahrt von St.Gallen nach Genf.Wie bleibst du bei Langstreckenfahrten wach? Ich versuche immer mit dem Kopf bei der Sache zu sein und auf mein Umfeld zu achten, damit meine Konzentration nicht schwindet. Redbull, Wasser und frische Luft helfen mir meistens. Wenn ich merke, dass ich müde werde, halte ich an einer geeigneten Stelle an, liege in mein integriertes Bett in der LKW-Kabine und schliesse kurz die Augen.An welche brenzlige Situation im Strassenverkehr kannst du dich erinnern? Da ich täglich auf der Strasse bin, kamen solche Situationen schon öfters vor. Bei einer Firma bin ich nach dem Abladen mit dem Lieferwagen und dem Anhänger nicht mehr von einem Parkplatz weggekommen. Der einzige Ausweg führte an einem Fahrverbot vorbei. Um zur Hauptstrasse zu gelangen, musste ich in einer Kurve über eine kleine Brücke. Ich habe weit ausgeholt und der Anhänger blieb vor der Brücke stecken. Ich merkte, wie die Erde unter dem Anhänger langsam abrutschte. Ich habe die Kupplung spicken lassen und dadurch den Tank des Lieferwagens angerissen. Das war eine Schocksituation für mich.Gegenüber LKW-Fahrern existieren einige Vorurteile.Wie stehst du dazu? Viele haben ein veraltetes Bild gegenüber LKW-Fahrern.Sie denken wir sind frech, Umweltverschmutzer und eine Gefährdung auf der Strasse. Wir lernen in der Schule diesem Bild entgegen zu wirken und uns richtig zu verhalten.Was gefällt dir am besten an dem Beruf? Ich lerne immer wieder neue Menschen kennen. Wenn ich von Ort zu Ort fahre, sehe ich oft sehr schöne Landschaften und weil der Arbeitstag früh beginnt,  kann ich viele Sonnenaufgänge beobachten. Durch die Situation mit Corona werden Chauffeure und ihre Arbeit mehr geschätzt, da ohne uns die Wirtschaft praktisch stillgestanden wäre.Was gefällt dir eher weniger? Am Beruf an sich gibt es nichts, das mir nicht gefällt. Mühsam ist das Strassennetz. Es wäre einfacher, wenn es eine Lastwagenspur gäbe. Wir verbringen viel Zeit im Stau und sind oft unter Zeitdruck.Wie beeinflusst dein Beruf dein Privatleben? Mein Schlafrhythmus ist sehr unregelmässig. Ich muss oft früh aufstehen oder spät nach Hause fahren. Dementsprechend sind meine Arbeitszeiten unregelmässig. Ich bin erst fertig, wenn alles abgeladen ist und der LKW an seinem Platz steht.Kannst du dir vorstellen, auch in Zukunft als LKW-Fahrer tätig zu sein? Ja, ich denke schon. Wenn ich später eine Familie habe, werde ich aber eher in der Region arbeiten und keine internationalen Aufträge mehr ausführen.