06.02.2019

Trockene Sommer, nasse Winter

Der Hitzesommer 2018 sei gut bewältigt worden, schreibt die Regierung in ihrer Antwort auf eine Interpellation des Altstätter Kantonsrats Meinrad Gschwend. Solche Jahre werde es künftig häufiger geben.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerNur wenig ob der Talebene liegt so viel Schnee wie schon manchen Winter nicht mehr. Und dies nach einem Sommer, der einer der wärmsten und trockensten seit Menschengedenken war. Solches könnte die Regel werden, lässt sich aus der Antwort der Regierung auf einen Vorstoss Meinrad Gschwends schliessen. Der Kantonsrat der Grünen Partei aus Altstätten hatte sich darin nach den Konsequenzen erkundigt, die der Kanton aus dem Hitzesommer 2018 zieht.Im Kanton St. Gallen müsse man künftig mit mehr Sommer- und Hitzetagen und Tropennächten rechnen, schreibt die Regierung und beruft sich dabei auf eine Einschätzung des Bundes zu den Auswirkungen des Klimawandels. Es werde den Sommer über weniger regnen, der Wasserbedarf steige, entsprechend weniger Wasser stehe zur Verfügung. Im Winter hingegen müsse man mit mehr Niederschlag rechnen; bei steigender Schneefallgrenze. Was bedeutet: In den Bergen kann es auch künftig tüchtig schneien, in der Talebene aber wird es im Winter mehr und teils intensiv regnen.Die volkswirtschaftlichen Schäden aus dem zurückliegenden trockenen Sommer kann die Regierung nicht beziffern. Dazu wäre eine vertiefte Studie nötig. Die Regierung ist aber der Ansicht, dass die Herausforderungen gut gemeistert worden sind. Dies auch, weil man zumindest teilweise vorbereitet war. So seien bereits nach dem Hitzesommer 2003 Massnahmen hinsichtlich der Bewilligung von Wasserentnahmen getroffen worden. Und im Herbst 2017 war ein Fachstab Trockenheit gebildet worden, der in solchen Situationen die Massnahmen der verschiedenen Ämter koordiniert und den Informationsfluss zum kantonalen Führungsstab sicherstellt. Diese Organisation habe sich letzten Sommer bewährt.Die Regierung ortet aber auch Verbesserungspotenzial. So seien die Abläufe zur Reaktion auf Wald- und Flurbrände zu wenig effizient. Hier werde der kantonale Führungsstab in Abstimmung mit den Gemeinden vorbereitende Massnahmen treffen.Nötig sei auch, die Wälder zu Mischwäldern hinzuführen. Hier kommt dem Forstdienst, der die Waldeigentümer bei der Pflege der Jungwälder berät, eine wichtig Bedeutung zu.Hinsichtlich der Fischgewässer werde ein Notfallkonzept erarbeitet, das bei einer Trockenheit wie jener von letztem Sommer Kriterien für Massnahmen festlegt. Um Schäden an den Fischbeständen durch Hitze und Trockenheit generell zu mildern, seien die Gewässerrevitalisierungen und Sanierungen von Wasserkraftwerken wichtig, wie sie laufend umgesetzt würden.Die Legislaturziele anpassen, um den Klimaschutz stärker zu gewichten, wie dies Gschwend fordert, will die Regierung hingegen nicht. Auf strategischer Ebene genügten die geplante Überarbeitung des Energiekonzepts sowie eine kantonale Strategie zur vorausschauenden Reaktion auf die Auswirkungen des Klimawandels, wie sie in der aktuellen Schwerpunktplanung bereits vorgesehen ist. Zweittext:Regierung und Verwaltung sollen den Zug nehmenUmsteigen Der Altstätter Grünen-Kantonsrat Meinrad Gschwend ist beeindruckt vom Engagement der für einen ernsthafteren Klimaschutz streikenden Schülerinnen und Schüler. «Sie machen den Entscheidungsträgern zu Recht den Vorwurf, zu wenig zu tun», schreibt er in einer Einfachen Anfrage. In dieser will er von der Regierung wissen, mit welchen Massnahmen – über bereits beschlossene hinaus – der Kanton seinen Beitrag zur Klimaschonung leisten kann.Gschwend mahnt die Regierung, ihrer Vorbildfunktion gerecht zu werden. Sie solle sämtliche Prozesse klimafreundlich gestalten und bei Investitionen jene Angebote mit dem geringsten CO2-Ausstoss wählen. Ausserdem sollten Regierung und Verwaltung ihre Auto-Kilometerleistung massiv senken, fordert Gschwend. Sprich: Regierung und Kantonsangestellte sollen für die Fahrten an ihre Auswärtstermine aufs Velo hocken oder den Zug nehmen. (mt)