Liebe Leserinnen und Leser, vielleicht haben Sie sich auch schon mal gefragt, was es denn heisst, Christ oder Christin zu sein. Oder es ging Ihnen so wie meinen Konfirmandinnen und Konfirmanden. Die habe ich nämlich gefragt, wie sie den oben stehenden Titel vervollständigen würden. Doch eines nach dem anderen.
Vom 8. bis 11. Mai waren wir im Konflager in Friedrichshafen. Wir beschäftigten uns mit den Themen Klimawandel und Bewahrung der Schöpfung, soziale Ungleichheit und dem Asylwesen. Es trafen verschiedene Meinungen, Wissensstände und Haltungen aufeinander. Die Diskussionen waren sehr spannend, und einigen Teilnehmenden wurde Neues bewusst.
Was die Bibel zu aktuellen Themen sagt
Am Freitagnachmittag schauten wir uns an, was wir aus der Bibel zu diesen Themen lernen können und wie wir als Christen und Christinnen zu leben haben. Immer im Bewusstsein, dass keiner von uns perfekt ist, nicht einmal der Pfarrer.
Die Kerngedanken notierten wir auf einem Plakat. Danach hatten die Jugendlichen den Auftrag, eine Collage aus alten Zeitschriften zu machen, in der sie die Aussage: «Christ / Christin sein heisst für mich …» vervollständigen sollten. Im Anschluss stellten sie die Kunstwerke und ihre Gedanken dazu vor. Die Palette von Antworten war sehr bunt. Jeder und jede hat sich grosse Mühe gegeben und sich viele Gedanken gemacht. Hier ein paar genannte Antworten:
• Jesus, der Sohn Gottes, ist für uns gestorben.
• Wir sollen die Schöpfung bewahren.
• Wir setzen uns für andere und für Gerechtigkeit ein.
• Wir sollen immer wieder miteinander über unseren Glauben sprechen.
• Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Mir fiel im Lager auch auf, dass fast alle Jugendlichen ein Kreuz um den Hals trugen. Während des Spaziergangs vom Lagerhaus nach Friedrichshafen sprach ich mit einer Gruppe Mädchen darüber. Ich fragte sie, was ihnen das Kreuz bedeutet. Ist es nur ein Accessoire oder steckt da mehr dahinter?
Das Kreuz als Symbol des Glaubens
Die Antwort erstaunte mich ein wenig. Das Kreuz sei das Symbol ihres Glaubens, und sie wollten offen zeigen, dass sie Christinnen seien. Jedoch gäbe es in ihrer Klasse schon auch solche, die nicht einmal zu einer Kirche gehören und das Kreuz trotzdem trugen.
Darauf folgte ein Frage-Antwort-Spiel zu verschiedenen Glaubensthemen, und wie ich zu dies oder jenem stünde. Mich erfreute die Neugier der Mädchen und ich stand Rede und Antwort. Auf dem Rückweg ging die Unterhaltung weiter und wir waren fast traurig, als wir um die Ecke zum Lagerhaus bogen.
Das Sprechen über den Glauben kommt bei mir, abgesehen von der Arbeit, meist zu kurz. Doch die Wissbegierde dieser Mädchen hat mir gezeigt, dass das Thema für Jugendliche nicht langweilig oder trocken ist. So habe auch ich wieder einmal eine Lektion bekommen, die ich wohl nötig hatte.
Nun, liebe Leserin, lieber Leser, wie würden Sie den Titel vervollständigen?
Überraschende Einsichten: Wie Jugendliche heute das Christsein erleben