29.05.2022

Verschwisterung und Frauenbewegung: Kloster ist 500 Jahre alt

Seit 500 Jahren gibt es das Kloster Maria Hilf in Altstätten. Mit einem Festgottesdienst und mit einem Tag der offenen Tür wurde es über das Wochenende begangen und gefeiert.

Von Christoph Mattle
aktualisiert am 05.12.2022

Aus allen Gegenden kamen Ordensschwestern am Samstag zum grossen Jubiläum ins Kloster Maria Hilf in Altstätten. Es waren Schwestern aus befreundeten Kapuzinerinnen- und Franziskanerinnenklöstern aus verschiedenen Gegenden der Schweiz und aus Österreich, aber auch aus Kolumbien, von wo die Generaloberin mit Mitschwestern angereist kam.

Beseelt durch Chorgesang und feierliche Musik

Im Zentrum des Jubiläumswochenendes stand der Festgottesdienst am Samstag in der Klosterkirche. Bischof Markus Büchel feierte die Heilige Messe in Konzelebration mit zehn Priestern, unter ihnen Dekan Josef Benz. Die Kirche war bis auf den letzten Platz besetzt. Der Kirchenchor sang unter der Leitung von Alexandra Schmid die stimmungsvolle Orgelsolomesse von Joseph Haydn. An der Orgel bot Bernhard Loss alles, was er der Königin der Instrumente entlocken konnte. Der Chorgesang und die Begleitung durch Streicherinnen gaben dem Fest den verdienten feierlichen Rahmen. Frau Mutter Angelika Scheiber, die Oberin des Klosters, sagte am Schluss der Feier, dass sie von der Stimmung und von der Atmosphäre beseelt sei. Was Bischof Markus in seiner humorvollen Art zur Antwort verleitete, diese Beseelung täte den Bischöfen manchmal auch gut.

Bischof Markus Büchel erinnerte in seiner Festpredigt an das grosse und geradezu weltweite Wirken, das von diesem Kloster ausgegangen sei:

Im Verlauf der 500 Jahre war das Kloster ein Ort des Gebets, der Kontemplation, der Erziehungsarbeit sowie der Sorge um Arme und Kranke.

Die vielen Frauen, die hier über Jahrhunderte wirkten, verfügten über eine grosse Ausstrahlung, was bis zur Missionsarbeit in Lateinamerika geführt habe. Man könne von einer imposanten Frauenbewegung sprechen. Die Schwestern lebten und leben zwar in Klausur, haben aber nach den Worten des Bischofs bis zum heutigen Tag derart viel Gutes getan und die Frohe Botschaft verbreitet, dass man nur danken könne.

Diese Dankbarkeit für die 500 Jahre der Existenz des Klosters und für die fünf Jahrhunderte segensreichen Wirkens sprach Oberin Angelika im Namen der Schwesterngemeinschaft aus. Sie dankte einer ganzen Reihe von Menschen, die in den vergangenen Jahren und heute dem Kloster beistehen und die es in die Zukunft begleiten. An erster Stelle ging der Dank an Walter Hess, der noch bis Ende Juni als Klosterberater wirkt und der gekonnt durch den Festtag führte. Den verdienten Dank erhielten auch der Spiritual des Klosters, Pater Joseph Vrdoljak, der Verwaltungsmitarbeiter Alexander Solmberg, die Mitarbeitenden sowie die vielen Wohltäterinnen und Wohltäter und die ehrenamtlich Helfenden.

Man redete in vielen Sprachen

In der Klosterkirche und beim Mittagessen der über hundert Gäste im Hotel Sonne fielen die vielen Ordensschwestern auf, die in braunem, schwarzem oder weissem Habit erschienen waren. Dazu kam das kleine Pfingsten, denn man redete in vielen Sprachen. Allen Schwestern gemeinsam war die Spiritualität des Heiligen Franziskus.Ebenso kam der Bezug zu Schwester Maria Bernarda Bütler, der einstigen Oberin des Altstätter Klosters, zum Tragen. Sie ist die erste Heilige aus Kolumbien und sie ist zugleich die erste Schweizerin, die heiliggesprochen wurde. So konnten sich am Jubiläumsfest Schwestern aus Cartagena, wo die Heilige seit ihrem Tod im Jahr 1924 beerdigt ist und verehrt wird, mit Verwandten aus dem aargauischen Auw, wo die Heilige aufwuchs, austauschen. Dazu gesellten sich die vielen angereisten Ordensschwestern, die in Klöstern wirken, die von Maria Bernarda Bütler gegründet worden sind. Ordensangehörige, Geistliche, Wohltäter, Gäste und Klosternachbarn begegneten sich im Anschluss an den Gottesdienst im schönen Garten des Klosters unter den Klängen der Stadtmusik Altstätten zum Aperitif.

Ein Fest, wie es die Schwestern verdient haben

Die zu den täglichen Gebeten eines jeden Klosters gehörende Vesper feierte die Festgemeinde am Spätnachmittag in der Klosterkirche. Stadtpfarrer Roman Karrer stand der Feier vor, die von der Schola des Kirchenchors Altstätten begleitet wurde. Roman Karrer würdigte das Wirken der Schwestern im Lauf der Jahrhunderte. Die Gratulationen zum Jubiläum überbrachten beim Essen Lothar Bandel namens des Katholischen Administrationsrates und Ruedi Mattle namens der Stadt Altstätten. Der Tenor nach der Feier lautete: Das war ein schönes und würdiges Fest, wie es die lebenden und die vielen verstorbenen Schwestern verdient haben.

Im Lauf des Jahres werden weitere Jubiläumsanlässe folgen. Am Sonntag, 3. Juli, findet um 11 Uhr im Klostergarten ein Konzert des Konzertzyklus Altstätten statt. Weitere Anlässe werden von der Primarschule Klaus und Institut sowie vom Museum Prestegg geboten.