06.11.2019

Virtuosin gibt ihr Wissen weiter

Adelina Graichen aus Diepoldsau ist eine talentierte, junge Musikerin. Sie fördert die Jugend und studiert.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelDie 21-Jährige spielt vier Instrumente, studiert Instrumental- und Gesangspädagogik am Landeskonservatorium Feldkirch, dirigiert die Jungmusik Kriessern und die Youngsters in Diepoldsau. Aktuell stehen Konzerte bevor.Sie leiten die Jungmusik seit letztem Jahr. Wie kam es dazu?Adelina Graichen: Da hat Roman Wüthrich, ein «Fäaschtbänkler», den Vermittler gespielt. Wir kennen uns vom Studium. Er kam eines Tages ins Übungszimmer und fragte: «Adelina, du spielst Klavier, studierst die Blasorchesterleitung und spielst selber auch ein Blasinstrument. Möchtest du die Stelle als Jungmusikdirigentin in Kriessern übernehmen?» Ich war interessiert. Es folgte eine Dirigierprobe, bei der ich zum ersten Mal die Jungmusikanten kennen lernen konnte. Die anschliessende Frage, ob ich mir diese Position immer noch vorstellen könne, bejahte ich.Mit den Youngsters Die-poldsau steht die Shownight bevor. Sind Sie nervös?Ich fühle eine angenehme Gespanntheit und zugleich eine kribblige Vorfreude auf das Konzert. Wir haben fleissig geprobt und werden unser Programm sicher rocken können. Als Dirigentin freut man sich, wenn man weiss, dass harte Arbeit auf fruchtbaren Boden gefallen ist.Was freut Sie an der Arbeit mit den Kindern? Gibt es auch Dinge, die nerven?Kinder sehen die Welt anders als Erwachsene. Sie sind offener für vieles, was auch die Arbeit mit ihnen so interessant macht. Kein Kind ist schlecht oder unbegabt. Alle sind aufgrund ihrer Neugier natürlich begabte Künstler. Zu sehen, wie diese kleinen Künstler durch meine Unterstützung in ihrer Musik gemeinsam aufblühen, hat manchmal etwas Rührendes für mich. Da stört es mich auch nicht so sehr, wenn es in manchen Proben an Konzentration fehlt oder etwas lauter wird.Sie spielen selber verschiedene Instrumente. Welches ist Ihr liebstes?Mein Herz schlägt zweifellos für das Saxofon, obwohl mir auch Klavier, Geige und die chinesische Zither gefallen. Das war auch der Grund, weshalb ich sie erlernen und Dirigentin werden wollte. Jedes Instrument ist einzigartig in seinem Ton und Ausdruck. Als Dirigentin kann man all diese einzigartigen Elemente zu einem grossen Ganzen aufbauen.Schon früh ist Ihr musikalisches Talent aufgefallen. Wie wurden Sie in Ihrer Kindheit in China gefördert?Im Kindergarten spielten wir immer mit Schlaghölzern, Bambusflöten, Bongos, Xylofon und Blockflöten. Da habe ich auch kurzzeitig Klavierunterricht bekommen. Mit sieben Jahren, als ich in die Schweiz kam, fing ich beim jetzigen Musikschulleiter Roland Stillhard an, Saxofonunterricht zu nehmen. Später nahm ich auch Klavierstunden bei Elisabeth Ströhle. In der Kanti besuchte ich Violin- und Klavierstunden, da ich den Schwerpunkt Musik hatte. Mein jetziger Professor schickte mich zu regionalen und nationalen Wettbewerben, wo ich viel Erfahrung als Solistin sammeln konnte.Wie wichtig ist Ihnen die Verbundenheit zu China?Ich habe nur eine kurze Zeit meiner Kindheit in China verbracht. Es ist mir aber wichtig, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen. Ich spreche mit meiner Mutter chinesisch und versuche immer aufs Neue, die Nuancen der chinesischen Kultur zu ergründen.Welches waren die Gründe, die Ihre Familie in die Schweiz führte?Meine Eltern sind zunächst wegen der Arbeit von Deutschland in die Schweiz gezogen. Die beiden waren viel in Europa und Asien unterwegs und haben beschlossen, mal in einem ruhigen Dorf zu leben. Mir hat es hier auf Anhieb gut gefallen. Man grüsst sich und jeder kennt jeden. Dieses Familiäre hat etwas Zwangloses, das ich erst richtig zu schätzen gelernt habe, nachdem ich in grösseren, anonymeren Städten war. Wir haben einen Hund und geniessen bei Spaziergängen am Alten Rhein die frische Luft und das klare Wasser.Welches sind Ihre nächsten Ziele?Musikalisch möchte ich auf dem Saxofon besser werden und den Bachelor in Feldkirch abschliessen. Danach möchte ich für den Master in Paris oder Zürich studieren, Tokio könnte ich mir auch gut vorstellen. Auch als Dirigentin möchte ich mich mehr engagieren. Dazu gehört die Anwerbung von weiteren Jungmusikanten. Musik macht erst dann richtig Spass, wenn gemeinsam musiziert wird.HinweisShownight MV Diepoldsau-Schmitter, 16. November, 20 Uhr, Mehrzweckhalle Kirchenfeld