In meinem letzten Text vor ein paar Wochen, schrieb ich darüber, was unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden zum Thema «Christ oder Christin sein» dachten.
Ein wichtiger Punkt in der Arbeit mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden war das Doppelgebot der Liebe aus Matthäus 22,37-39:
«Jesus aber sprach zu ihm: <Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.> Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: <Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst>.»
Für mich persönlich ist das Gebot eines der ersten Aspekte des Glaubens, die mir beigebracht wurden. Und es ist für mich zu einer Art Lebenseinstellung geworden. Ich soll anderen Menschen helfen, wenn sie Hilfe brauchen, und die Menschen annehmen, wie sie sind.
Mehr und mehr denke ich in letzter Zeit über den letzten Teil dieses Doppelgebotes nach: «… wie dich selbst». Wenn ich zum Beispiel mitbekomme, wie:
- Berufskollegen und Kolleginnen in Burnout rennen.
- Menschen alles für andere geben und sich selbst dabei vernachlässigen.
- Menschen Ja sagen, obwohl sie schon am Anschlag sind.
Es heisst: « Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.» Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Über jene, die ihre Nächsten weniger lieben, wird sehr viel gesprochen und geschrieben. Ich bin auch sicher, dass alle von uns bestimmte Menschen im Kopf haben, wenn sie folgende Schlagwörter hören: egoistisch, selbstsüchtig, geizig oder gierig. Die Liste könnte man weiterführen.
Auf was ich hinaus kommen möchte, ist, dass es meist die Menschen sind, die gütig, liebevoll und grossherzig sind, die sich das «Wie sich selbst» zu Herzen nehmen sollten.
Wie sieht es bei Ihnen aus? Geben Sie auch manchmal mehr, als Sie haben?
Mich selbst sehe ich eher bei der zweiten Gruppe Menschen. Vielleicht ist es eine Berufskrankheit oder einfach meine Person. Aber, ich muss mir immer wieder vor Augen führen, dass es okay ist, auch einmal Nein zu sagen. Dass ich mehr Zeit für mich einräumen muss. Dass ich dadurch nicht weniger wertvoll oder wichtig bin. Ich kann und muss nicht die Welt retten und mich um alles kümmern.
Ich soll dort helfen, wo ich gebraucht werde. Und zwar so viel, wie ich kann, ohne mich selbst zu vernachlässigen. Sonst komme ich irgendwann an einen Punkt, an dem ich niemandem mehr helfen kann. Damit wäre niemandem gedient.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen erholsamen Sonntag und wünsche Ihnen, dass sie gut auf sich selbst Acht geben.
Vom Doppelgebot der Liebe und der sich daraus ergebenden Selbstfürsorge