Tobias Rentsch sitzt im Garten des Staader Hookipa Pubs und späht durch seine dunkle Sonnenbrille auf die weissen Wölkchen, die am Himmel verstreut sind. «Genau die braucht es für einen stimmungsvollen Sonnenuntergang.» Unzählige Male hat er den «magischen Moment» beobachtet, wenn die Sonne im Bodensee versinkt und der Himmel in Pastelltönen zu leuchten beginnt.
Der Ex-Mister-Schweiz und Ex-Bachelor wohnt im Obergeschoss des in die Jahre gekommenen Hauses mit der Aufschrift «Surf & Snowboard-Center Staad». Ihn plagen weder Heim- noch Fernweh: «Ich bin überall zu Hause und brauche nicht viel zum Leben, ausser Freiheit. Und davon am liebsten ganz viel.» Seine Freiheit bekam Flügel, als der Berner seine Zelte abbrach, den Job bei der Post hinter sich liess und sein Hab und Gut veräusserte, bis nur noch das Wesentliche übrig blieb. Und das hat in einem Wohnwagen Platz. Dieser steht auf einem Grundstück im solothurnischen Wolfwil.
Es ist der zweite Sommer, in dem Rentsch am Bodensee arbeitet und lebt. Zuvor führte er ein Jahr lang das Tanzlokal Go Wild West in der Nähe von Solothurn. Mit Line-Dance-Abenden und Konzerten. Wenn er Lust hatte, griff er selbst zur Gitarre, unterhielt die Gäste mit einer Western-Jam-Session. Ein Cowboy durch und durch. Oder doch nicht? «Wir hatten zwar zwei Ponys und ein Pferd, aber vom Reiten habe ich keine Ahnung.»
Am Himmel und im Pub soll es krachen
Von Stand-up-Paddling versteht Rentsch dafür umso mehr. Regelmässig beobachtet er von seinem SUP aus den Sonnenuntergang in Staad. Er, der bei der Sendung «Der Match» mit Trainer Gilbert Gress kickte, kann nicht ohne Sport.
Mein sportliches Jahres-Highlight? Im Frühling bin ich SUP- und Beachvolleyball-Coach in einem Sportcamp im spanischen Cambrils.
Im Gegensatz zum Meer wiegen sich die Wellen des Bodensees meist in sanfter Gelassenheit. Ob ruhig oder wellig, für den Ex-Cowboy ist der See ein Kraftort. «Die Sonnenuntergänge sind traumhaft, aber die Gewitter-Stimmungen hauen mich um.» Eine «geballte Ladung Abwechslung» biete er auch den Gästen. «Sie sollen nicht nur auf dem Barhocker sitzen und Drinks schlürfen. Bei uns können sie töggele, Pingpong spielen, Yoga machen, SUPen, zu Latino-Rhythmen tanzen, Musik hören», sagt Rentsch. Das Konzept funktioniere und er würde das Hookipa Pub auch nächstes Jahr gerne weiterführen. Wie es mit dem Haus am See und seinem beigen Nachbarn – dem Hotel Weisses Rössli – weitergeht, steht jedoch in den Sternen.
Auf jeden Fall wäre es an der Zeit, das Cowboy-Image durch jenes des Beachboys zu ersetzen. Wenigstens den Sommer hindurch. Im Winter mischt Tobias Rentsch eine Skihütte in Sedrun auf.
Vom Mister Schweiz zum Beachboy: Tobias Rentsch lebt nun am Bodensee