Gerade erst hat man einen ersten Hauch Bergluft eingeatmet, nur ein klein wenig die Meeresbrise im Gesicht gespürt, noch kaum den unverkennbaren Duft nach einem Sommergewitter sich einverleibt – da sind sie schon wieder vorbei, die Sommertage, die Ferien, Balkonien. Lang vorbereitet, doch schnell genossen, sind die bittersüssen Tage des Sommers wie ein gutes Essen.
Momente lassen sich nicht festhalten
Einem Windhauch gleich wehen sie dahin. Bald schon stellt sich das Wohlbekannte wieder unübersehbar in den Weg und verweist das aufregend Ferne mit kühler Bestimmtheit zurück auf seinen angestammten Platz. Wollte man diese Momente festhalten, ganz egal, ob fern, ob nah, man würde genauso kläglich scheitern, wie wenn man mit blossen Händen den «Pföa» aufhalten wollte.
Gerade das, was wir ach so gerne behalten wollten, vergeht so schnell.Dieser Paradoxie liegt unbestreitbar ein gewisser Reiz inne: Es lässt sich gern beobachten, dass Touristinnen und Touristen zuweilen Orte aufsuchen, die sogar vielen Einheimischen fremd sind. In die begrenzte Zeit am noch unbekannten Ort muss alles hineingepackt werden, zu Hause aber hat man alle Zeit der Welt.
Mehr als Vergnügung und Entdeckergeist
Nichtsdestotrotz weist die tiefe menschliche Sehnsucht des Nie-beenden-Wollens auf etwas hin, was mit mehr zu tun hat als mit oberflächlicher Vergnügung oder blossem Entdeckergeist: Der Mensch sehnt sich zutiefst nach dem, was nie endet. Wir ersehnen uns nach dem Platz, an dem wir ganz so sein können, wie es wirklich gut ist.
Alles auf diesem Planeten hat ein Ablaufdatum. Der Prophet Kohelet schreibt im gleichnamigen Buch der Bibel (Koh 1,2):
Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch.
Er trifft damit den wunden Punkt der leeren Versprechen unserer Zeit.
Jedes Bemühen darum, dass das nicht vergehen möge, was einem lieb ist, mag für sich genommen richtig und wichtig sein. Aber das ändert aufs Ganze gesehen nichts daran, dass alles auf dieser Welt unaufhaltbar der Vergänglichkeit preisgegeben ist.
Das macht die christliche Botschaft so provokant, wenn man sich ihr auszusetzen wagt: Christinnen und Christen sehen genauso wie alle anderen auch, dass unser Planet letztlich dem Zerfall preisgegeben ist. Dennoch leben sie von der Überzeugung, dass da noch weit mehr ist als nur das, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen können.
Und sie vertrauen auf den «echten» Hauch, der nicht wie ein Windstoss bloss für einen Augenblick Abkühlung bringt, sondern Leben in Ewigkeit schenkt.
Warum die Sehnsucht nach dem Bleibenden die christliche Hoffnung nährt