24.05.2018

Wenn nur der Durchgang offen bliebe

In zwei Wochen wird über den Beitrag der Stadt an den Ausbau der Museumsliegenschaft abgestimmt. Am Infoabend war das Projekt selbst nicht umstritten. Kritisiert wird aber die Schliessung des Durchgangs.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerDie Museumsgesellschaft Altstätten macht sich schon lange Gedanken über eine Erneuerung der Liegenschaft Prestegg. Konkret wurde es erstmals vor gut zehn Jahren, als ein Architektenwettbewerb durchgeführt wurde, den Ursula Schwabegger und Theo Zoller (er ist in Altstätten aufgewachsen) gewannen. Doch dann begann es zu harzen. Die Idee, im Nordflügel ein Museumscafé einzurichten, gefiel der Museumsgesellschaft bald selbst nicht mehr so richtig. Sie wäre damit Konkurrentin fürs Gastgewerbe im Städtli geworden. 2011 haben die beiden Architekten darum ihr Projekt ein erstes Mal überarbeitet und einen Gerichtssaal fürs Kreisgericht in den Trakt der früheren Brauerei Prestegg hineingeplant. Daraus wurde bekanntlich auch nichts – die Richter sind mit dem Ratssaal im neuen Rathaus als Gerichtssaal recht zufrieden. Erst mit dem Diogenes-Theater als Partner wird der Ausbau der herrschaftlichen Liegenschaft nun konkret. Auch dem Kanton gefällt diese Partnerschaft. In der Lotteriefonds-Botschaft zuhanden des Kantonsrats ist die Rede von einer «kantonsweit einzigartigen Zusammenführung» zweier «äusserst etablierten Kulturinstitutionen».Die Synergien dürften jedenfalls ausgeprägter sein, als sie es beim Einbau eines Gerichtssaals gewesen wären. So wollen Museum und Theater denselben Kassenbereich nutzen, dasselbe Foyer mit Bar, dieselbe Garderobe, dieselben Toilettenräume. Bauliches Bindeglied ist der Bereich, wo heute ein Durchgang zur Gerbergasse besteht. Dieser soll dazu geschlossen werden – und genau dies gefällt manchen Altstättern nicht. In ihrem Namen meldete sich an der Informationsveranstaltung gestern im Sonnensaal Stefan Manser von der Chäsi Manser in der Obergasse zu Wort. Man unterschätze, wie viele Leute diesen Durchgang nützten, betonte er. Die Schliessung des Durchgangs könnte den Geschäften in der Obergasse Kunden kosten, fürchtet er und wünscht sich, dass Durchgang wenigstens tagsüber offenbliebe.Für dieses Projekt die SchlüsselstellePaul-Josef Hangartner, der Präsident der Museumsgesellschaft, und Michel Bawidamann, Co-Präsident des Diogenes-Theatervereins, zeigten sich skeptisch. Für das vorliegende Projekt mit dem gemeinsamen Eingangsbereich sei man auf die Schliessung des Durchgangs angewiesen. Stadtpräsident Ruedi Mattle wies ausserdem darauf hin, dass der Fussgängerstreifen über die Gerbergasse hier von der Kantonspolizei aufgehoben werde, unabhängig davon, ob der Durchgang offenbleibe oder geschlossen werde – wegen des Hausecks des Prestegg-Nordflügels, das bis an den Strassenrand reicht und die Sicht einschränkt. Eine ähnlich leide Geschichte wie beim Haus Egloff an der Churerstrasse. Nur verliere der Durchgang ohne den Fussgängerstreifen weitgehend seinen Sinn, führte Mattle weiter aus. Er rechnete weiter vor, wie viele Meter der Umweg um den Prestegg-Nordflügel ausmacht: Er kam auf rund 45 Meter.Alt-Kantonsrat und Vorstandsmitglied der Museumsgesellschaft Werner Ritter wies darauf hin, dass genau diese Ecke zwischen dem Nordtrakt und dem West- und Südtrakt die Schlüsselstelle des Projekts sei. Nur hier liessen sich die in der Höhe versetzten Ebenen der Trakte über einen Lift und eine Treppe verbinden. Früher habe es zu diesem Zweck an dieser Stelle einen Turm gegeben. Er sei abgebrochen worden, als es zu unterschiedlichen Nutzungen der Trakte gekommen sei. Zu jener Zeit dürfte auch der Durchgang entstanden sein. Dieser habe allerdings der Öffentlichkeit lange gar nicht zur Verfügung gestanden, betonte Ritter. Zu den Zeiten, als die Prestegg eine Brauerei war, sei er mit Toren verschlossen gewesen. Ritter bat, dem Beitrag der Stadt zuzustimmen. Resultierte allein wegen des umstrittenen Durchgangs an der Urne ein Nein, wäre dies für ihn tragisch. «Damit wäre die Sache wohl für längere Zeit gestorben», meinte er.Es gibt allerdings auch Leute, die den Durchgang gar nicht so attraktiv finden. Architekt Fred Müller bezeichnete ihn gestern als «hässlichen Schleichweg». Er lobte hingegen das Projekt: «Es bringt Qualität ins Städtli», meinte er. Was ihm noch fehlt, ist eine städtebauliche Gestaltung der Aussenräume um die Prestegg-Liegenschaft herum.Auch von anderer Seite wurde das Bauvorhaben gelobt. Selbst von Stefan Manser: Dass das Diogenes-Theater von der Kugelgasse ins Städtli hinauf komme, freut ihn. Halt eben: Wenn nur der Durchgang offenbliebe.HinweisIn der Abstimmung geht es um einen Investitionskostenbeitrag der Stadt Altstätten von 2,5 Mio. Franken an das Bauprojekt (das insgesamt knapp 8 Mio. Franken kostet) sowie um einen jährlichen Betriebskostenbeitrag in Höhe von 250000 Franken. Abgestimmt wird am 10. Juni.