Fussball vor 8 Stunden

Widnau ist ausser Form – und nun kommt das treffsicherste Team

Zum dritten Heimspiel in Folge begrüsst der FC Widnau am Sonntag Gossau. Die Gefühlslagen der Mannschaften sind unterschiedlich: Während der FCG die letzten beiden Spiele gewann, je vier Tore erzielte und sich auf den vierten Platz vorgearbeitet hat, unterlag Widnau Chur 1:3.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert vor 8 Stunden

Der April brachte der Lüchinger-Elf kein Glück. Vor dreieinhalb Wochen hatte Widnau sechs und mehr Punkte Abstand auf die Konkurrenz. Doch der schöne Vorsprung schmolz weg wie der Schnee in der Frühlingssonne. Mit der Niederlage gegen Chur und Seefelds 2:0-Sieg in Frauenfeld ist der FCW die Tabellenführung los. Und zum Schluss der englischen Woche kommt mit Gossau ein weiterer Brocken auf die Aegeten. Die Gäste liegen nur noch fünf Punkte hinter dem FC Widnau.

FC Gossau ist ehemaliger Nationalligist

Gegründet wurde der FCG 1906, doch zehn Jahre später musste der Spielbetrieb eingestellt werden. Wegen Versorgungsengpässen während des Ersten Weltkrieges wurde der Fussballplatz gebraucht, um Getreide und Gemüse anzubauen. 1971 schafften die Fürstenländer erstmals den Aufstieg in die 1. Liga, damals die dritthöchste Spielklasse der Schweiz. Dabei spielte auch die Aegeten eine Rolle, denn der Aufstieg glückte den Gossauern dank eines 3:0-Sieges gegen Widnau.

Viermal stieg der FCG in die zweitoberste Liga des Landes auf: 1975, 1993, 1996 und 2007. Beeindruckend waren die Promotionen 1993 und 2007, bei denen die Fürstenländer jeweils aus zwei Ligen tiefer durchmarschierten. Bis 2023 war Gossau Erstligist. Zweimal kamen sie in die Aufstiegspoule zur Promotion League, scheiterten aber 2015 an Stade Lausanne-Ouchy und 2017 an Yverdon (2:3/0:4), nachdem vorher Münsingen ausgeschaltet wurde.

Letzte Saison konnte der Abstieg in die 2. Liga inter nicht mehr verhindert werden. Nach dem Abstieg wurden mehr Spieler aus dem eigenen Nachwuchs und dem «Zwei» ins Team integriert. Dennoch gelang die Vorrunde gut. Mit dem 72-jährigen Cheftrainer Giuliano Tobler übernahm ein regional sehr bekannter Trainer das Team. Co-Trainer ist Nico Abegglen, der seine ersten fussballerischen Erfahrungen beim FC Staad machte. Für St. Gallen bestritt er zwischen 2007 und 2013 95 Meisterschaftsspiele. Die letzten vier Jahre seiner Karriere war er Stammspieler bei Gossau.

Aus den ersten drei Spielen gab es neun Punkte. Es folgte ein Einbruch, ohne den die Saisonbilanz besser aussehen würde. In fünf Spielen gab es nur noch zwei Pünktchen. Ausgerechnet gegen Widnau gelang der Befreiungsschlag: Am 6. Oktober verloren die Rheintaler auf dem Kunstrasen der Flawiler Schützenwiese 0:4. Wegen den Umbauarbeiten auf dem Sportplatz Buechenwald genoss Gossau dort während längerer Zeit Gastrecht. In der ersten Hälfte war Widnau ebenbürtig, musste sich gegen Schluss aber auskontern lassen. Aktuell belegt Gossau Rang vier. Mit 57 Toren hat das Team am meisten Treffer aller Mannschaften in der Interregio-Gruppe 4 erzielt. Topskorer ist Nicolas Eberle, der 22-mal erfolgreich war. Er ist 12-facher Schweizer Juniorennationalspieler.

Widnau verlor Spiel und Tabellenführung

Das erste Flutlicht-Spiel auf dem Hauptplatz der Aegeten gelang am Mittwoch nicht: Vor 320 Zuschauerinnen und Zuschauern lag Widnau gegen Chur bereits nach 14 Minuten mit 0:2 im Rückstand. Seit dem 1:0-Sieg gegen Bazenheid gewann die Lüchinger-Elf in vier Spielen nur noch zwei Punkte.

Nach einem Pfostenschuss von Tiziano Stolz in der 10. Minute, brachte Widnau den Ball noch aus der Gefahrenzone. Beim fälligen Eckball stand Miguel Angel Nse Nchama goldrichtig und verwertete zum 1:0. Vier Minuten später lief der pfeilschnelle Resandan Yogarajah auf der rechten Seite durch, konnte nicht mehr vom Leder getrennt werden und bezwang FCW-Goalie Ilija Kovacic aus spitzem Winkel zum 2:0. Widnau war bemüht und hatte etwas mehr vom Spiel, Chur blieb aber jederzeit gefährlich. Die Einheimischen hatten durch Timon Cabezas zwei gute Chancen – und mit den Standards wenig Glück. Mal ging ein Freistoss darüber, ein anderes Mal landete er in der Mauer. Die Bündner standen defensiv kompakt und hätten in der 40. Minute erhöhen können. Fabio Barroso Alves setzte zum Fallrückzieher an, Kovacic wehrte spektakulär ab.

Widnau verkürzte in der 52. Minute durch Lars Ivanusa, doch keine 60 Sekunden später stellte der laufstarke Yogarajah mit einem Lobball den Zwei-Tore-Vorsprung wieder her. In der 58. Minute hatte Widnau Glück: Andri Herter setzte einen Ball an die Unterkante der Latte. Chur-Goalie Balasz Egyed erwies sich als unüberwindbares Bollwerk, als er beispielsweise zwei Chancen von Orhan Ademi mit starken Reflexen abwehrte. Chur zog sich je länger, je mehr zurück. Erst recht, als Jascha Müller mit der zweiten gelben Karte vom Platz musste. Ob Widnau aus dem Überzahlspiel noch Profit schlagen konnte? Finn Metzler war nahe dran: Ein Schuss aus spitzem Winkel landete am Aluminium. Und weil Egyed alles hielt, was auf sein Tor kam, blieb es beim 1:3.

Daniel Lüchinger sagte: «In dieser Liga ist es schwierig, Spiele zu gewinnen, wenn man Tore kassiert wie bei den F-Junioren.» Nach dem 0:2 wurde schon mit der Brechstange gewürgt: «Das geht selten gut. Viele, vor allem erfahrene Spieler, zeigen momentan die Leistungen nicht. Es kommt von allen zu wenig.» Jetzt heisse es, Charakter zu zeigen und aufzustehen, so Lüchinger. «Ist das nicht der Fall, verspielen wir eine hervorragende Saison innert weniger Wochen.» Gossau erwartet Lüchinger stärker als Chur: «Sie haben mit Eberle einen Ausnahmespieler, der den Unterschied ausmachen kann.»

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