Fussball vor 3 Stunden

Widnau-Verteidiger und Doppelbürger de Almeida: «Sag mir einfach Carlos»

Nach drei erschreckend hohen Niederlagen und dem knappen 1:2 gegen Höngg gewinnt der FC Widnau gegen Mendrisio 2:1 und zeigt so, dass mit ihm auch in dieser Liga zu rechnen ist. Der rechte Aussenverteidiger sagt: «Wir sind auf gutem Weg.»

Von Beni Bruggmann
aktualisiert vor 2 Stunden

Er heisst mit ganzem Namen Carlos Daniel Giovetti de Almeida, ist 26 Jahre alt, Doppelbürger, Schweizer und Portugiese, gelernter Automechaniker, dann Technischer Kaufmann, heute bei SFS als Digital Process Manager angestellt. Das mit dem Namen ist nicht einheitlich. Im Matchprogramm steht Daniel de Almeida, die Kollegen rufen ihn Carlos. In Portugal wird nicht nur der Name des Vaters, also De Almeida, erwähnt, sondern auch derjenige der Mutter, also Giovetti. «Sag mir einfach Carlos.»

Spielen mit Adriano

Es ist Sonntag. Matchtag. In der Familie de Almeida in Rebstein beendet der kleine Adriano die Nachtruhe der Eltern. Er hat gut geschlafen, neun Uhr ist schon vorbei. Adriano will plaudern, spielen. Die Eltern, Carlos und Larissa, die aus Italien stammt, haben Zeit. Nach dem Morgenessen muss sich Papa auf den Weg machen. Der FC Widnau spielt am frühen Nachmittag daheim gegen Mendrisio.

Die Hauptaufgabe von Carlos Daniel Giovetti de Almeida ist aber die Abwehr. Diesen Auftrag erfüllt er konsequent und hartnäckig – ganz zur Freude von Co-Trainer Daniel Lüchinger.
Die Hauptaufgabe von Carlos Daniel Giovetti de Almeida ist aber die Abwehr. Diesen Auftrag erfüllt er konsequent und hartnäckig – ganz zur Freude von Co-Trainer Daniel Lüchinger.
Bild: Hansueli Steiger

«Ich bin meistens schon eine halbe Stunde vor dem Termin auf dem Fussballplatz. Ich brauche diese Zeit. Sie gehört zu meiner Vorbereitung. Grad jetzt, wenn es kühler ist, schätze ich die Massage unserer Marlis Heeb. Ich werde lockerer, ich spüre Wärme.»

In der Startformation

Eine Stunde vor Spielbeginn ist Matchbesprechung. «Sie bringt für mich diesmal keine Überraschung. Ich bin in der Startelf. Das habe ich nach den vorangegangenen Spielen erhoffen dürfen.» Aber sicher ist man erst, wenn der Trainer die Aufstellung bekannt gegeben hat. Er charakterisiert kurz den Gegner mit seinen zwei körperlich starken Sturmspitzen, und spricht dann von

unseren Stärken. Wir wollen hinten aufpassen und vorne mutig sein. Das ist nicht so einfach. Wir haben ja in acht Spielen erst drei Tore geschossen.

Dann ist es endlich so weit. Bewegen. Die Spieler kommen zum Einlaufen auf den Platz. Den Rasen spüren, den Ball spielen, locker laufen, leicht dehnen. Dann übernimmt Co-Trainer Daniel Lüchinger, der an diesem Tag Geburtstag hat, das Kommando. Jetzt gibt es klare Anweisungen. Die einzelnen Spieler werden zum Team. «Daniel hat mich durch mein Fussballerleben begleitet. Als ganz junger Spieler sass ich neben ihm in der Kabine, heute ist er mein Trainer», sagt Carlos.

Ein richtiger Widnauer

Daniel Lüchinger hält viel von seinem «Zögling». «Heute gehört Carlos zum Kern der Mannschaft. Er ist auf und neben dem Platz wichtig, menschlich und sportlich. Er ist ein richtiger Widnauer.» Carlos hat immer für den FCW gespielt, mit Ausnahme eines Jahres, als der Fünfzehnjährige bei Austria Lustenau nach Höherem strebte. «Der Übertritt hat nicht geklappt, ich konnte ein halbes Jahr gar nicht spielen.» In Widnau, wo er aufgewachsen und zur Schule gegangen ist, ist er am richtigen Ort.

Den Penalty akzeptiert

Das Spiel beginnt. Die rechte Aussenbahn ist de Almeidas Arbeitsfeld. Er baut gut von hinten auf und stürmt gelegentlich mit. Aber natürlich ist er in erster Linie Abwehrspieler. Diesen Auftrag erfüllt er konsequent und hartnäckig. Er ist auch im Strafraum, als die Gäste aus Mendrisio zu ihrem Handspenalty und damit zum Führungstor kommen.

Der Ball traf den Oberschenkel und nicht den Arm», sagt Carlos, «aber der Schiri hat es anders gesehen.

Die Akzeptanz des Entscheides führt dazu, dass Widnau immer stärker wird und in der zweiten Halbzeit durch Tore von Lirim Shala und Lars Ivanusa (Vorbereitung Carlos) verdient gewinnt. «Wir haben gut angefangen», blickt Carlos de Almeida zurück, «und haben dann den Penaltyschock verarbeitet. In die zweite Halbzeit sind wir mit neuer Kraft gestartet und mit zwei Supertoren verdient zum Sieg gekommen. Das Mendrisio-Spiel hat gezeigt: Wir sind auf gutem Weg.»

Kameradschaft

Das Publikum freut sich am Erfolg, die Spieler feiern. Kuno Jocham, Ex-Präsident, kennt Carlos schon lange.

Er gibt immer Vollgas, ist immer mit dem Herzen dabei. Der Verein ist ihm wichtig, da ist er daheim. Er hilft stets mit. Kameradschaft bedeutet ihm viel.

Auch wenn es nicht ausgesprochen wird: Arbeitet sich ein Team aus einer so schwierigen Lage heraus, geht es nur mit Kameradschaft.

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