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Der Kreislauf des Wassers 09.08.2025

Wie kann der Einsatz von Wasser sicherstellen, dass ein Rasen bespielbar wird?

Perfekte Spielfelder wie der berühmte Wembley-Rasen gibt es im Rheintaler Fussball nicht. Gemeinden und Vereine setzen aber viel daran, ein möglichst schönes Grün zu präsentieren. In jeder Hinsicht entscheidend dafür: Wasser.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 10.08.2025

Wer St. Gallens Fussballstadion vor einem Spiel schon früh betritt, sieht sie noch: die hohen Wasserfontänen, mit denen der Rasen jeweils befeuchtet wird. Dieser Vorgang gehört zur Routine vor den Spielen, es sei denn, es regnet natürlich. Was in Profistadien stattfindet, gibt es auch in der Region, aber aus anderem Grund.

Marco Lüchinger, Mitarbeiter beim Widnauer Bauamt und auf der Aegeten für die Platzpflege zuständig, sagt:

Wir bewässern den Rasen nur, wenn es unbedingt nötig ist und er sonst kaputtgehen würde. Es geht also nur um das Überleben des Rasens.

Die Unterlagen in der Region und im Profistadion sind in ihrer Beschaffenheit stark unterschiedlich. Die Rheintaler Rasen sind naturbelassen, tiefer greifende Eingriffe gibt es selten. Beim FC St. Gallen sieht das mit dem Hybridrasen im Stadion anders aus.

Ziele von Amateuren und Profis sind unterschiedlich

Der Chef-Greenkeeper der Profis heisst Ivan Bonderer. Auch er sagt, er bewässere das Grün nur, wenn Bedarf bestehe. Der äussert sich beim FCSG aber anders als in der Region. Die Wasserfontänen eine Stunde vor Anpfiff sind zu sehen, weil der Profifussball dies verlangt. «Es geht nicht darum, dass der Rasen weicher, sondern nur, dass er nie stumpf wird und der Ball schneller rollt», erklärt Bonderer. Das Wasser hilft dem Spielfluss; es geht nicht darum, den Platz zu schützen.

Ungemütlich: Regnet’s zu stark, nimmt der Platz Schaden. Auch das Schuhwerk muss dann gewechselt werden.
Ungemütlich: Regnet’s zu stark, nimmt der Platz Schaden. Auch das Schuhwerk muss dann gewechselt werden.
Bild: Archiv / hst

Ein Fussballrasen ist ein lebendiger Organismus. Bonderer sagt, man dürfe ihn «nicht zu sehr verwöhnen», ja, er müsse «auch etwas tun». Das heisst: Im Alltag wird der Stadionrasen alle drei, vier Tage bewässert. Eine tägliche Befeuchtung ist allerdings nicht nötig. In einem unterscheiden sich Profi- und Amateurplätze wesentlich: in ihrer Kapazität, Wasser zu schlucken. In St. Gallen gehe das viel schneller als im Rheintal, sagt Marco Lüchinger. Deshalb komme es bei den Profis auch nur in Ausnahmefällen zu Spielverschiebungen, während solche bei den Amateuren öfter vorkommen.

Das bedeutet nicht, dass diese die Rasen weniger gut pflegen. Angestellte der Gemeinden sowie ehrenamtliche Helfer in den Vereinen geben sich stets sehr viel Mühe. Es liegt daran, dass die regionalen Fussballplätze aufgrund des Schollenbodens im Rheintal anfälliger auf Starkregen sind.

Nicht zu vergleichen mit einem Hausrasen

Meist wird trotz Regens gespielt – Fussball ist ein Outdoor-Sport; wer ihn betreibt, kommt damit klar. Und kann sich rüsten, etwa mit festerem Schuhwerk. Ungemütlich wird’s für die Rasen. Sie sind nicht mit Hausrasen vergleichbar, werden sie doch stark beansprucht. Es kommt an Wochenenden vor, dass auf ihnen acht Stunden am Stück gespielt wird. «Es ist darum wichtig, den Plätzen Erholung zu geben. Ziel ist, dass sie Wasser speichern, um lebendig zu bleiben», sagt der gelernte Gärtner Marco Lüchinger, der nicht nur in Widnau, sondern auch beim FC Rebstein als Anlagechef für das Grün zuständig ist.

Ebenfalls ungemütlich: Starkregen während eines Spiels. Im Fussball gehört dies aber gewissermassen zum Alltag.
Ebenfalls ungemütlich: Starkregen während eines Spiels. Im Fussball gehört dies aber gewissermassen zum Alltag.
Bild: Archiv /rez

Ob es sich um Regenwasser oder Wasser aus dem Sprinkler handelt, sei sekundär. Wichtig ist, dass der Platz so gut bespielbar wie möglich ist – und vor allem, dass er nicht kaputtgeht. Helfen kann ein Vorgang, der «Aerifizieren» heisst: Über Löcher wird der Rasen belüftet, um so die Sauerstoffversorgung der Wurzeln sowie die Wasserspeicherfähigkeit zu erhöhen.

Der SFV schreibt Ent- und auch Bewässerung vor

Das ist nicht nur im Interesse von Gemeinden und Vereinen, der Schweizerische Fussballverband schreibt dies auch in den Richtlinien für die Erstellung und den Unterhalt von Fussballanlagen vor. Dort steht: «Eine wesentliche Voraussetzung für das Funktionieren eines Spielfeldes ist ein geregelter Wasserhaushalt.»

Eine Entwässerung, etwa per Drainage, ist zwingend. Auch auf den Rheintaler Fussballplätzen gibt es solche Anlagen zum Abfluss von überflüssigem Wasser. Unter dem in der Regel rund 20 Zentimeter dicken Humus liegen Kiesschichten, unter diesen läuft das Wasser in die Scholle ab. Zu sehr entwässert darf der Platz aber nicht sein. Der SFV:

Eine ausreichende Wasserversorgung des Rasens ist immer sicherzustellen.

Ohne Wasser gibt’s also keinen Fussball.

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