06.09.2020

Zehnter Titel nach fünf Jahren Unterbruch

Faustball Widnau wird nach einem 4:1-Finalsieg gegen Titelverteidiger und Lokalrivale Diepoldsau zum zehnten Mal Schweizer Meister.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 03.11.2022
Faustball Raphael «Dozi» Schlattinger spielte bei Diepoldsau am Anschlag, weil sich Christian Lässer im Halbfinal verletzt hatte. Der Nationalspieler zeigte eine starke Partie, seine Schläge – vor allem die immer wieder erfolgreichen kurzen Anspiele – waren massgeblich dafür verantwortlich, dass Diepoldsau nach einem 0:2-Satzrückstand ins Spiel zurückkehrte.So stand es aus Diepoldsauer Sicht nur noch 1:2 und 9:9, als Schlattinger zum Service schritt: Fussfehler, Satzball Widnau, nochmals Fussfehler, 3:1 für Widnau. Das war die Vorentscheidung – ausgerechnet Schlattinger ebnete Widnau den Weg zum ersten Meistertitel seit 2015.Schlüssel zum Erfolg: Variables AngriffsspielEs war aber nicht nur Schlattingers Geschenk, das Widnau zum Meister machte. Im Final bestätigten die Gastgeber die Eindrücke der von ihnen gewonnenen Qualirunde weitgehend: Dank der von Nationalspieler Jan Meier und dem routinierten Brasilianer Juliano Fontoura gebildeten Doppelspitze waren die Spieler der Trainer Peo Meier und Marco Köppel im Angriff variabler und schwerer berechenbar als ihre Gegner. Diepoldsaus Trainerin Sabrina Siegenthaler beorderte im dritten Durchgang den früheren Anschläger Lukas Lässer in den Angriff. Mit dieser Massnahme kam Diepoldsau der Wende nahe, aber Widnaus Klasse setzte sich letzten Endes doch durch.Klasse verkörpert in erster Linie Juliano Fontoura. Der mittlerweile 37-jährige Ju hebt sich von anderen starken Anschlägern ab, weil er ein Faustballkünstler ist. Keiner macht so viele überraschende Abschlüsse wie er, oft schickt er die Gegner mit der Ausholbewegung nach links – und schlägt dann nach rechts. Gegen Ju in der aktuellen Form hat, wenn er am Schlag so perfekt ergänzt wird wie in dieser Saison von Jan Meier, keine Schweizer Mannschaft etwas zu bestellen.Der Brasilianer ist auch der einzige in Widnaus Team, der bereits beim letzten Meistertitel dabei war. Die bisherigen Widnauer Titel (2002, 04, 05, 06, 07, 08, 13, 14, 15) waren mit dem Namen Schreiber verbunden, nämlich mit Trainer Huldi und Angriffs-Ass Cyrill Schreiber. Juliano Fontoura ist Cyrill Schreibers Schwager, früher spielten sie gemeinsam in Brasilien. Der gestrige Schweizer Meistertitel war für Ju bereits der sechste: Von 2011 bis 2015 wurde er fünfmal in Serie Champion – zuerst zweimal mit Diepoldsau, dann dreimal mit Widnau.Widnau: Jan Meier, Juliano Fontoura, Domenic Fehle, Gian Kunz, Yannick Linder; Marco Bognar, Noel Frei, Dominik Spirig, Jun Heule.Diepoldsau: Raphael Schlattinger, Jerome Sepin, Lukas Lässer, Kenneth Schoch, Mathias Ziereisen; Malik Müller, Paolo Columpsi.