Ein junger Mann war auf Weltreise. In einem kleinen Bergdorf kam er in eine winzige Kapelle. Die Wände waren einfach aus Lehm, der Boden aus festgetretenem Staub. Auf dem Altar stand ein schlichtes Holzkreuz, nicht vergoldet, nur glattpoliert von vielen Händen, die es im Gebet berührt hatten. Der Mann fragte den Mesmer daraufhin: Warum habt ihr hier nicht ein schönes, grosses Kreuz aus Gold? Würde das nicht Gott mehr ehren?
Der Mesmer lächelte und antwortete: Dieses Kreuz ist reich, reicher als jedes Gold. Es hat schon Tränen getrocknet, Hoffnung geschenkt und Menschen den Mut gegeben, weiterzugehen. Gold kann glänzen, aber dieses Holz hat Herzen berührt.
Wert liegt nicht im Material
Auf seiner Reise hatte der junge Mann viele wertvolle Dinge gesehen, doch in diesem Moment begriff er: Der wahre Wert liegt nicht im Material, sondern in dem, was Liebe und Glaube hineinlegen. Auch das Kreuzzeichen, das wir so oft und manchmal achtlos machen, birgt eine tiefe Botschaft. Wenn wir zuerst die Stirn berühren und dann bis zur Brust gehen, verkünden unsere Hände: Gott kommt vom Himmel herab zu uns auf die Erde, hinein in unser Leben.
Wenn wir dann von der linken zur rechten Schulter gehen, sagen wir damit: Wer Gott im Herzen trägt, darf sich helfen lassen, vom linken Weg auf den rechten zu kommen, im übertragenen Sinn: das Böse meiden und das Gute tun.
Das Kreuz ist keine Last
Dort, wo sich die beiden Bewegungen kreuzen, liegt das Herz. Der Ort, an dem Himmel und Erde sich berühren. Wer Gott dort trägt, sieht die Welt nicht nur mit den Augen, sondern mit einem Blick des Herzens: liebevoll, barmherzig, mitfühlend. So wird schon in einer kleinen Geste sichtbar, was das Fest der Kreuzerhöhung uns lehrt: Das Kreuz ist keine Last, die uns niederdrückt, sondern eine Kraft, die uns aufrichtet.
Das Fest der Kreuzerhöhung lädt uns ein, genau diesen Blick zu lernen. Das Kreuz zeigt uns, dass die grössten Schätze oft unscheinbar sind. Jesu Hingabe war kein äusserer Glanz, sondern eine Liebe, die bis zum Letzten ging. Und genau darin liegt der wahre Reichtum. Wer das erkennt, fängt an, mit anderen Augen zu leben: weniger getrieben vom Mehr-haben-Wollen und offener für das, was bleibt: Beziehungen, Glaube, Dankbarkeit und Vertrauen.
Guter Gott, lehre mich, im Kreuz nicht nur Leid, sondern Leben zu sehen. Schenke mir ein Herz, das den Wert in der Hingabe erkennt. Mach mich reich an Liebe, Mut und Dankbarkeit, damit ich das Kreuz nicht nur anschaue, sondern es mit Dir trage.
Zur Feier der Kreuzerhöhung: Wo der wahre Reichtum liegt