03.07.2018

Zwischen Begeisterung und Skepsis

Am 25. November wird in Marbach und Rebstein über den Zusammenschluss der politischen und der Schulgemeinden abgestimmt. Auf das Ergebnis darf man gespannt sein, denn im Besonderen in Marbach gibt es Gegner, deren Stimme einiges Gewicht hat.

Von Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Max TinnerVor kurzem hatten die Stimmberechtigten das Abstimmungsgutachten zur Gemeindefusion im Briefkasten. Oder genauer gesagt: die Abstimmungsgutachten zu den Gemeindefusionen. Denn sowohl über das Zusammengehen der beiden politischen Gemeinden als auch über die Inkorporation der Schulgemeinden muss separat abgestimmt werden. Aussergewöhnlich ist, dass sich der Marbacher Schulrat gegen die Eingemeindung seiner Primarschule ausspricht. Und dies wird bei den Überlegungen der Stimmbürger doch einiges Gewicht haben. Der Schulrat Marbach schätze die Risiken höher ein als die Chancen, erklärte Schulratspräsident Ernst Dietsche gestern am Informationsabend in der Mehrzweckhalle Amtacker.Dem Schulrat Marbach fehlen GarantienZwar besteht grundsätzlich ein Konsens darüber, dass an den heutigen Schulstandorten nicht gerüttelt werden soll. «Garantieren lässt sich das aber nicht», hält Dietsche fest, «man kann das nicht in die Gemeindeordnung schreiben.» Die heutigen Schulen funktionierten hervorragend; alle hätten ihre eigenen, spezifisch auf sie abgestimmten Lösungen. Bei einer Zusammenführung aller Reglemente sei zu befürchten, dass Kompromisse eingegangen werden müssen, meinte Dietsche. Guido Frei – der an der Bürgerversammlung 2014 den Fusionsprozess angestossen hat – hielt entgegen, dass sich der Primarschulrat Marbach letztlich nur auf Annahmen stütze.Skeptisch zeigte sich auch Ortsgemeindepräsident Walter Kobelt. Dem Banker fehlen Zahlen zu den längerfristig nötigen Investitionen. Solange er diese nicht habe, sei für ihn der in Aussicht gestellte tiefere Steuerfuss nicht nachhaltig. Ähnlich argumentierte Martin Kobelt (der wie Dietsche dem Primarschulrat Marbach angehört): «Mittelfristig tendiert der Steuerfuss dahin, wo er vor der Fusion war.» Er beruft sich dabei auf Fachleute, die letzte Woche in der Sendung «Forum» von Radio SRF zu Gemeindefusionen diskutierten.Es gab gestern aber durchaus auch befürwortende Wortmeldungen. Alt Schulrats- und Gemeindepräsident René Zünd etwa ermutigte, Ja zu stimmen: «Wenn wir jetzt fusionieren, tun wir dies aus einer Position der Stärke heraus», meinte er. Rebstein-Marbach hätte seiner Ansicht nach auch mehr Gewicht in der Region. Jenen, die argumentieren, in der grösseren Gemeinde zähle die einzelne Stimme weniger, hielt Bruno Schaible vom kantonalen Amt für Gemeinden entgegen, dass man auch Mitbestimmungsrechte gewinne: Weil nämlich auf Marbach und Rebstein beschränkte Zweckverbände hinfällig werden, werde hier der Bürger künftig mehr zu sagen haben – im Besonderen auch zum Altersheim Geserhus.Als Gäste, die aus ihrer eigenen Fusionserfahrung sprechen sollten, hat man den Widnauer Schulratspräsidenten Hugo Fehr und den Eschenbacher Gemeindepräsidenten Josef Blöchlinger eingeladen. Widnau wurde 2001 zu einer der ersten Einheitsgemeinden. Die damals in das Zusammengehen von Schule und politischer Gemeinde gesetzten Erwartungen hätten sich erfüllt, sagte Fehr. Es sei aber klar: In der Einheitsgemeinde stehe er als Schulratspräsident hierarchisch unter der Gemeindepräsidentin. Entscheidend sei eine gute Zusammenarbeit zwischen beiden. Als beste Organisationsform für die Führung der Schule hält Fehr jene mit einem vom Volk gewählten Schulrat, wie es für die Einheitsgemeinde Rebstein-Marbach vorgesehen ist. Dass letztlich der Gemeinderat über die finanzielle Ausstattung der Schule befindet, hält er nicht für nachteilig: «Ich kenne keinen Gemeinderat, der nicht ebenso daran interessiert wäre, dass es in der Schule gut läuft», meinte er.Für die Gemeinden Eschenbach, Goldingen und St. Gallenkappel sei der Zusammenschluss ein Gewinn gewesen, erklärte Josef Blöchlinger und zählte positive Konsequenzen auf, die auch für die zwischen Marbach und Rebstein vorgesehene Fusion angeführt werden: der Steuerfuss sei tiefer, die Verwaltung optimiert (nicht zuletzt dank gewährleisteter Stellvertretungen), der Einfluss in der Region ausgeprägter. «Und wir haben nach wie vor drei Musikvereine und drei Viehschauen», betonte er. Auch in Rebstein und Marbach sollen das kulturelle und das Vereinsleben unangetastet bleiben.Kritisiert wurde von Albert Ebneter, dass keine Gastredner aus Gemeinden eingeladen wurden, in denen die Fusion nicht brachte, was man sich erhofft hatte. Man werde versuchen, solche Leute zu einem weiteren Anlass nach den Sommerferien einzuladen, wurde ihm versprochen.HinweisDieselbe Veranstaltung findet morgen Donnerstag um 19.30 Uhr auch im Progy in Rebstein statt.