Altstätten 27.07.2023

Mit der grossen Kelle angerührt

Da, wo einst ein lieblicher Bach zwischen Bollensteinen und Rollkies seinen Weg ins Tal suchte oder sich gurgelnd durchschlängelte, erheben sich jetzt gewaltige Mauern, die dem Wasser befehlen, wo es künftig entlangzufliessen hat.

Von Ulrich Bietenhader
aktualisiert am 27.07.2023

In der Schweiz haben wir die Aare-, die Schöllenen-, die Viamalaschlucht, alles sehenswürdige und von der Natur geschaffene Schluchten. Altstätten lässt sich nicht lumpen. Der Brendenbach darf sich rühmen, ebenfalls durch eine ansehnliche Schlucht zu rauschen und zu tosen.

Das gewaltige Brendenbachhochwasserschutzbauwerk, wird seit einigen Monaten die Brendenschlucht genannt. Altstätten hat also eine neugeschaffene Sehenswürdigkeit, eine Touristenatraktion sondergleichen. Gerade jetzt, wo sich das Städtli mit Touristen aus aller Welt zu füllen beginnt, wird sie, die Brendenschlucht, einen Besucher- und Besucherinnenandrang erleben. Führungen wird es vorderhand nicht geben, da sie noch verdeckt und nahezu geheim bleiben muss. Durch ein herzförmiges Guckloch gelingt es, ein klein wenig in die Schlucht hinunterzugucken.

Jetzt ist mir auch klar geworden, weshalb die Bogenbrücke letztlich hat weichen müssen. Das dem Gigantismus anheimgefallene, überdimensionale Hochwasserbauwerk hat verständlicherweise zur Folge gehabt, dass die schöne, alte Bogenbrücke in dem aus Hunderten von Kubikmetern Beton geschaffene Bauwerk nichts mehr zu suchen gehabt hätte.

Wäre nicht mit der grossen, übergrossen Kelle angerührt worden, also mit einer kleineren, schlichteren, hätte ein geschickter Ingenieur oder Brückenbauer es verstanden, die Brücke mit dem Beton, das Alte mit dem Neuem zu verbinden. WEine wunderbare, allseits befriedigende Lösung hätte verwirklicht werden können.

Ueli Bietenhader, Altstätten