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Motocross 11.05.2025

Rennsport trifft Volksfest: Open-Air-Festival mit Motorensound auf der Letzau

Rennatmosphäre und Partystimmung: In der Letzau in Montlingen fand am Wochenende zum 37. Mal das Motocross Oberriet statt.

Von Yves Solenthaler
aktualisiert am 14.05.2025

Wenn am Muttertagswochen­ende die Motoren dröhnen, pilgern die Rheintalerinnen und Rheintaler in Scharen auf die Wiese zwischen dem Baggersee und dem Industriegebiet Letzau. Bereits seit 1984 erfreut der Anlass fast jährlich viele Besucherinnen und Besucher.

Besonders in Jahren, in de­nen sich Mitte Mai der Sommer anbahnt – so, wie es am vergangenen Wochenende der Fall war. Der Duft von Benzin vermischt sich mit dem der Bratwürste auf dem Grill. Für die Ohren gibt’s schrill dröhnende Motoren, Fans nennen es Mo­torensound. Die ganz Eingefleischten erkennen am Ton, ob ein Töff der ­Marke Suzuki, Yamaha oder KTM vorbeifährt. Für alle anderen macht es immer «Wuuuummmm».

Gedränge auf der Piste
in den Nachwuchsklassen

Nicht nur als Fans sind Rheintalerinnen und Rheintaler vom Motocross-Spektakel angetan, einige steigen selbst aufs Motorrad und machen in einer der unzähligen Rennserien mit – immer wieder berichtet Speaker Erik Schegg von Rheintalern, die in Oberriet um Podestplätze fahren. Viele pflegen das Hobby schon als kleine Kinder; die bis zu neunjährigen Kids waren die Publikumslieblinge am Sonn­tagmorgen. Etwas umkämpfter geht’s in der Kategorie «Backyard Racing Junioren» zu, wo sich bis 15-jährige Talente messen, Andy Wirth aus Widnau, der bei den Senioren mitfährt, in Oberriet aber «verletzungsbedingt» passt, sagt:

Die Jungen auf ihren kleinen Maschinen fahren viel waghalsiger und mit mehr Ellbogeneinsatz als wir ­Alten – wir lassen einander mehr Platz in den Kurven.

Im Gegensatz zu ihm, der erst als junger Erwachsener mit Motocross begann, sind viele von klein an geschult worden.

Das gilt auch für Andy Wirths Sohn Luca. Der inzwischen 24-Jährige fährt seit bald 20 Jahren Motocross. Als Kind fuhr er mit dem Vater an die Rennen, 2018 wurde er Gesamtsieger in der SAM-Klasse «National MX2» – SAM ist das Kürzel des Schweizer Auto- und Motorradfahrer-Verbands. Der Motocrosser ist mit Shania verheiratet, nach der Hochzeit hat er ihren Namen angenommen und heisst nun Luca Gansner. Seine Frau begleitet ihn immer an die Rennen. Der Vater ist nach wie vor dabei, sei es als Fahrer oder Mechaniker.

Seit fünf, sechs Jahren fährt Luca Gansner in der höheren Kategorie Masters Open. Dort fährt er fürs Team Städler (Städler Motos, Widnau) um Top-Ten-Plätze, am Samstag erreichte er als Neunter einen solchen. Trotzdem war Luca Wirth mit seinem Rennen nicht ganz zufrieden: «Der Start war nicht gut und mein Arm verkrampfte», sagt er. Das ist im Motocross ein bekanntes Leiden:
Die Arme sind unaufhörlichem Schütteln ausgesetzt.

Wenn ich mich beim Griff nicht wohlfühle, halte ich zu fest – und verkrampfe dadurch.

Die KTM, an der sein Vater noch kurz vor dem Rennen geschraubt hat, lief hingegen gut: «Mein Eindruck ist, dass mehr möglich gewesen wäre.»

Gegner auf der Strecke sind Freunde, nicht Rivalen

Wie Dutzende andere Fahrerinnen und Fahrer sind Wirths mit einem Transporter angereist. Diesen parkierten sie im Motorhome, das rund um die Rennstrecke zur guten Atmosphäre des Anlasses beiträgt. Auf Klappstühlen sitzen die Sportlerinnen und Sportler in ihren Pausen draussen. Das Setting erinnert an ein Freiluft-Musikfestival, an dem die Musikfans vor ihren Zelten sitzen. Auf der Wiese spielen die Kinder Badminton.

Andy Wirth freut sich, viel Freizeit mit seinem Sohn zu verbringen: «Das ist möglich, weil wir beide dasselbe Hobby haben.» Die Rennfahrerei ist für Luca Gansner ein Ausgleich zum kopflastigen Studium an der Universität St. Gallen. Er hat über die Jahre viele Freundschaften geknüpft. Sein Vater Andy Wirth sagt: «Je länger man dabei ist, desto wichtiger wird die Geselligkeit.» Bei einem gemeinsamen Getränk nach dem Rennen verfliegt der allfällige Ärger über die eigene Leistung, bevor er sich überhaupt Bahn bricht.

In einer früheren Version dieses Textes wurde Luca Gansner fälschlicherweise mit seinem Ledignamen genannt.

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