Vöcklabruck, eine kleine Stadtgemeinde in der Nähe von Salzburg, wird vom 28. Mai bis zum 1. Juni zum Flipper-Mekka. An den European Pinball Championships trifft sich die Weltelite. 384 Pinball Wizards (Flipper-Magier) spielen an 160 Flipperkästen um Titelehren – darunter auch die beiden besten Werdenberger Flipperspieler Gregor Bucher (Weite) und Giovanni Haltner (Sevelen).
Bucher ist die Nummer neun im Schweizer Ranking, Haltner die Nummer 19. Beide fahren ohne Titelchancen nach Österreich, was angesichts ihrer Geschichten nur allzu verständlich ist. Der 30-jährige Gregor Bucher ist Bankangestellter und spielt erst seit Oktober 2022 Turniere.
Aufs Flippern gekommen ist er per Zufall, zusammen mit seiner Freundin Shirin Doppler, die übrigens ebenfalls an der EM teilnehmen wird. Bucher und Doppler mussten bei einem Escape-Room warten. Weil da ein Flipperkasten stand, überbrückten sie damit die Pause. Sie waren so begeistert davon, dass sie zwei Wochen später einen Flipperkasten kauften. Inzwischen stehen neun davon im Spielzimmer der gemeinsamen Wohnung, wo es auch noch einen Billardtisch gibt.
Unwissentlich einen Weltmeister besiegt
Diesbezüglich kann Giovanni Haltner nicht mithalten, denn er hat keinen Flipperkasten. Der 50-Jährige ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Der gelernte Koch ist seit vielen Jahren IT-Fachmann mit eigenem Unternehmen in Sevelen.
Vor eineinhalb Jahren wurde er von Fredi Vetsch, der in Buchs die Flipperbar betreibt, wegen eines Computerproblems kontaktiert. Dabei spielte er auf Vetschs Flipperkästen einige Spiele zum Plausch und gewann dabei zwei Spiele gegen die Schweizer Flipperlegende und einstigen Weltmeister Röbi Sutter, den er, da nicht aus der Szene, gar nicht kannte.
Sutter und Vetsch haben den Seveler sofort animiert, einmal ein Turnier zu spielen. «Das wollte ich zuerst eigentlich gar nicht, ich hatte ja wegen meines Geschäfts und der Familie gar keine Zeit», erinnert sich Haltner. Es kam anders, und mit den ersten gewonnenen Turnierspielen stieg die Motivation.
Dass es Bucher und Haltner in der Schweizer Rangliste in die Top 10 bzw. Top 20 geschafft haben, obwohl sie noch nicht lange flippern, zeigt ihr Talent. Viele der Weltbesten sind um die 18 Jahre alt, spielen aber schon seit 15 Jahren und sind sozusagen in Spielsalons aufgewachsen.
Gregor Bucher kann an seinen eigenen Geräten seine Spieltechnik verbessern und Erfahrungen sammeln, Giovanni Haltner hat einen Schlüssel zu Vetschs Flipperbar und kann jederzeit auch ausserhalb der Öffnungszeiten spielen. Haltner übt auch an der Playstation, betont jedoch:
Ein wirkliches Training ist das nicht, aber dabei kann ich das Regelwerk der Flipper kennenlernen.
Ein Treffpunkt der Szene ist auch Flipper Flat in Nendeln.
Kürzlich ein Turnier in Schweden gespielt
Bucher spielt insgesamt etwas häufiger als Haltner. Jüngst hat der Bankangestellte aus Weite an Turnieren in Basel und im Tessin sowie in Österreich und Schweden teilgenommen. Buchers Ambitionen an der EM sind darum auch grösser. «Ich bin die Nummer neun der Schweiz und weltweit etwa die Nummer 1200. Ich hoffe, da geht noch was gegen oben.»
An der EM in Vöcklabruck will er das Qualifying überstehen. Die 384 Teilnehmenden treten in 24 Gruppen mit je 16 Spielern an. Bucher muss in seiner Gruppe mindestens den vierten Rang erreichen, um weiterzukommen. Vom Ranking her ist er an der EM etwa die Nummer 190, also ziemlich genau in der Mitte. Sein Ziel ist es, am Schluss auch wirklich unter den 200 besten Spielern rangiert zu sein.
Ein Rang in den Top 100 an der EM wäre natürlich sensationell.
Giovanni Haltner backt etwas kleinere Brötchen. «Ich bin in der Schweiz in den Top 20. Damit habe ich viel mehr erreicht, als ich mir je vorstellen konnte. Man darf nicht vergessen, dass ich erst seit eineinhalb Jahren spiele.» In der Tat: Haltner schaffte es bei den meisten seiner bisherigen Turnierspiele jeweils bis ins Finale und schlug dabei namhafte Konkurrenten. Vielen erfahrenen Turnierspielern gelingt ein Finaleinzug gar nie oder nur selten.
An die EM fährt der Seveler trotzdem ohne konkretes sportliches Ziel – für ihn ist Flipperspielen ein Sport. «Mir geht es primär darum, Spass zu haben und die einzigartige Atmosphäre dieser riesigen European Championship aufzusaugen. Vielleicht spiele ich sogar gegen einen der Cracks, oder ich kann zumindest live die Spiele dieser Profis verfolgen. Wenn ich dann am Schluss noch ein gutes Resultat erreiche, umso besser.»
Übrigens: Richtige Profis, die vom Flipperspielen leben können, gibt es (noch) nicht, obwohl die Szene inzwischen weltweit einen Aufschwung erlebt.
Stelldichein der Pinball Wizards: Bucher und Haltner wollen's wissen