Christlich 24.12.2023

Türchen Nummer 24 war leer, Jesus war weg

Als letztes Jahr Ende November die Zeit gekommen war, für die Kinder die Adventskalender vorzubereiten, bemerkte ich: Er fehlt. In unserem magnetischen, seit vielen Jahren aufgehängten Adventskalender war das 24. Türchen leer.

Von Barbara Damaschke-Bösch, Pfarrerin in Berneck
aktualisiert am 25.12.2023

Das hastige nochmalige Öffnen aller anderen Türchen brachte leider auch keine Erleichterung: Jesus war weg. Das Magnetteilchen für den Heiligen Abend mit Jesus auf Stroh in einer Krippe blieb verschwunden.

Auch ein suchender Blick in die Verpackung war erfolglos. Sogleich begab ich mich auf den Estrich, um nachzusehen, ob das Teilchen vielleicht in einer anderen Weihnachtsschachtel auffindbar wäre. Leider blieb auch dieses Unterfangen ohne Erfolg, und die Stelle in der Küche, an der dieser Kalender jährlich hing, den Advent über leer.

Die Leerstelle war gross

Ein Kamel oder ein Stern, auch ein Hirte oder sogar ein König wären irgendwie verschmerz- oder ersetzbar gewesen. Aber ohne das neugeborene Christkind in der Krippe – das Ziel allen adventlichen Wartens und Hoffens, das Zentrum des Weihnachtsfestes und unseres Glaubens – war der Adventskalender für mich unbrauchbar geworden, die Leerstelle zu gross.

Es begann die Adventszeit und damit die Zeit der Vorbereitung auf  Weihnachten. In besonderer Weise wartete ich auf das Christkind. Als wir das Haus weihnachtlich einrichteten, hoffte ich, Jesus zu entdecken. Vielleicht verbarg er sich in den Adventssachen? Oder war er allenfalls bei den Krippenfiguren untergetaucht? Beim Schmücken des Christbaums wünschte ich mir bei jeder Kugel, ihn zu finden. Doch dieser Weihnachtswunsch wurde nicht erfüllt. Jesus in der Krippe blieb verschwunden.

Monate später, beim Einpacken für den Umzug ins Rheintal, kam mir besagter Adventskalender wieder in die Hände. Ich überlegte mir, ihn zu entsorgen, legte ihn dann aber doch zum Umzugsgut.

Weihnachtsfest im Sommer

Welch ein Glück! Als ich einige Tage später bei hochsommerlichen Temperaturen das Bücherregal ausräumte, freute ich mich sehr und feierte mein ganz persönliches Weihnachtsfest: Jesus in der Krippe war ­wieder da!

Wie er zwischen die Bücher geraten war, können wir uns als Familie nicht schlüssig erklären. Mir wurde aber durch diese kleine Holzfigur gezeigt: Gott wirkt nicht nur dann und dort, wenn wir es erwarten. Seine Ankunft und Nähe, seine Botschaft der Liebe, der Hoffnung und des Friedens ist nicht auf  Weihnachten beschränkt. Und: Es braucht nicht Christbaum und Lametta, um Jesus zu finden, sondern ein Buch.

So wünsche ich Ihnen herzlich frohe Weihnachten – mit dem neugeborenen Jesus in der Krippe.