Garten 10.03.2024

Vegan oder fleischig? Schinkenwurzeln sind auf alle Fälle essbar

Sehr oft fragt man sich, wa­rum gewisse Pflanzen ins Land geholt wurden. Einige haben sich bei uns als ärgerlich invasive Neophyten entpuppt. Andere, wie Bohnen, Kartoffeln und Kopfsalat, halten wir durch Kochen und Essen im Zaum.

Von Bert Stankowski, Weisslingen
aktualisiert am 10.03.2024

Apropos Kochen und Essen: Haben Sie schon einmal von Schinkenwurzeln gehört? Dürfte dem Namen nach nicht so einfach in Veganes und Fleischliches einzuordnen sein.

Kürzlich las ich in unserer Garten-FB-Seite: «Ich ärgere mich über diese Pflanzen riesig. Mein ganzer Garten ist verseucht, die feinen Samen finden überall, sogar in Plattenfugen, einen Platz.»

Bert Stankowski, Weisslingen
Bert Stankowski, Weisslingen
Bild: pd

Nun, viele Pflanzen machen das und auch Einheimische 
wie Brennnesseln und Giersch vermehren sich invasiv. Gut, beim Giersch sagte einmal eine Biogärtnerin zu mir: «Giersch kannst du ausrotten, indem du sie alle einfach aufisst!»

Nicht nur Giersch kann man aufessen, habe ich festgestellt, sondern auch Schinkenwurzeln, oder auch Nachtkerzen (Oeno­thera biennis) genannt. Bei mir im Schrebergarten wachsen sie nämlich auch überall. Eigentlich sollte man ihnen sogar einen zentralen Platz im Garten geben, denn sie haben nicht nur schmackhafte Wurzeln, sondern sind auch Heilpflanzen gegen alle möglichen Leiden. Dabei spreche ich vom aus ihren Samen gepressten Öl, das gegen Ekzeme, Verbrennungen und sogar hohen Blutdruck und vieles mehr wirkt.

Im Jahr 1612 wurde die Nachtkerze als Zierpflanze aus Amerika eingeführt. Ihre Blüten öffnen sich abends. Es sieht aus, als würde ein Schmetterling aus seiner Puppenhülle schlüpfen. Die Blüten brechen innerhalb von Minuten auf und veranstalten ein grandioses Theater für interessierte Naturfreunde.

Wurzelfleisch sieht Schweinefleisch ähnlich

Als Gemüse ist die Nachtkerze weitgehend in Vergessenheit geraten. Die lange Wurzel wird nur im ersten Jahr geerntet. In der zweiten Saison wird sie holzig und stirbt ab. Das leicht rosarote Wurzelfleisch sieht Schweinefleisch ähnlich und hat den Geschmack delikater Schwarzwurzeln. Daher stammt natürlich auch der Name.

Wie schon oben erwähnt, lieben die Pflanzen fruchtbare, durchlässige und tiefgründige Böden. Das haben sie bei mir genug und ich werde dieses Jahr einmal versuchen, eine kleine Plantage anzupflanzen und die Wurzeln zu verwerten. Geerntet wird nach Bedarf, von Spätsommer bis zum Frost.

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