Auszeichnung 26.06.2023

Mehr als nur Bücherausleihe: Die «biblioRii» gewinnt den kantonalen Bibliothekspreis

Auszeichnung für Innovationsfreude: Die Bibliothek Oberes Rheintal in Altstätten gewinnt den Bibliothekspreis des Kantons St. Gallen vor St. Margrethen und Berneck.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 26.06.2023

Vier Projekte schaffen es jedes Jahr in die Endrunde und werden am St. Galler Bibliothekstag von den jeweiligen Vertreterinnen und Vertretern präsentiert. In einer Publikumswahl, bei der rund 70 Teilnehmende aus anderen Bibliotheken im Kanton abstimmen können, setzte sich das Projekt aus Altstätten, dotiert mit 2000 Franken, vor St. Margrethen und Berneck sowie einem Projekt aus der Stadt St. Gallen durch.

Verliehen wird der Preis für gelungene Kooperationsprojekte oder für die strategische Weiterentwicklung einer Bibliothek. Die Bibliothekskommission möchte mit der Auslobung innovative und vorbildliche Bibliothekskonzepte fördern.

Zwölf  Projekte waren nominiert

«Ohne finanzielle Unterstützung des Kantons hätten wir unsere Projekte nicht realisieren können», sagt Nicole Schmitt, Leiterin der Bibliothek St. Margrethen. Dafür würde schlicht und einfach das Geld fehlen. Die Unterstützung motiviere, innovativ zu sein und neue Wege zu beschreiten. «Die Projekte anderer Bibliotheken geben auch Inputs, die eigene Bibliothek mit ihren Bedingungen und Bedürfnissen zu entwickeln und massgeschneiderte Projekte zu erarbeiten», sagt Manuela Schöbi, Leiterin der Bibliothek Altstätten. Die Bibliotheken im Rheintal seien gut miteinander vernetzt und man unterstütze sich gegenseitig. Schöbi sagt:

Dass wir gleich die ersten drei Plätze belegen, ist auch Ausdruck der gut funktionierenden Zusammenarbeit

Im Kanton gibt es 44 Gemein­debibliotheken, dazu kommen Schul- und Fachbibliotheken. Für den diesjährigen Bibliothekspreis wurden Projektanträge für gesamthaft 96'000 Franken gestellt. Gefördert wurden am Ende zwölf  Projekte, für die rund 55'000 Franken zur Auszahlung kamen. Die Investitionen in neue Bibliotheksprojekte liegen indes bei über 80'000 Franken, denn jeweils ein Drittel der Projektkosten hat die antragstellende Bibliothek selbst zu tragen. «Man sieht daran, dass Bibliotheken mit der Zeit gehen und mehr bieten, als nur Bücher auszuleihen», sagt Nicole Schmitt. Auch mit der Digitalisierung bleiben Bibliotheken Kultur- und Bildungsinstitutionen und fördern Digitales und Analoges in einem sinnvollen Mix.

Projekt Bibliothek Oberes Rheintal, Altstätten:Medienboxen für die Altersheime im oberen Rheintal
«Die Idee hinter dem Projekt ist die, dass eine Bibliothek der gesamten Bevölkerung zugute kommen soll», sagt Manuela Schöbi, Leiterin der Bi­bliothek in Altstätten, und erklärt: «Können die Leute also kaum mehr zu uns kommen, gehen wir eben zu ihnen.» Von den Medienboxen profitieren das Altersheim Blumenfeld, Altstätten; Betreutes Wohnen, Haus Moos, Lüchingen; das Altersheim Geserhus, Rebstein, und das Altersheim Huus Feldhof, Oberriet. Das sind die Institutionen, die sich an der Aktion beteiligen wollten. Die Boxen sind bestückt mit zehn DVDs, zehn Hörbüchern und etwa 30 Büchern, die nach zwei, drei Monaten ausgewechselt werden. Häufiger geschieht dies beim betreuten Wohnen im Haus Moos, da das Angebot stärker genutzt werde. Gefragt seien vor allem Liebesgeschichten, sagt Schöbi und weiter: «Komischerweise sind aber gerade Heimatromane, die man eher mit älteren Leuten in Verbindung bringen würde, oft nicht in gedruckter Form zu finden. Es gibt sie zwar in grosser Zahl, aber nur digital zum Herunterladen.» Ein Nebeneffekt des Projekts ist, dass sich mit Susanne Künzler eine Vorleserin bereit erklärte, in zwei Altersheimen vorzulesen. Sie liest den Bewohnenden kurze Texte, Märchen und lokale Sagen vor. 

 

Projekt Bibliothek St. Margrethen: Lesezeichen von Schulkindern für Schulkinder
«Die Schulkinder - wir sind Gemeinde-, und Schulbibliothek - fragten oft nach Buchzeichen. Wir konnten ihnen aber nur mit einem Papierschnipsel helfen. Deshalb kamen wir auf die Idee, dass Schülerinnen und Schüler uns gleich helfen könnten, schöne Lesezeichen zu machen», fasst Nicole Schmitt, Leiterin Bibliothek St. Margrethen, das Projekt zusammen. Rund 600 Talons wurden abgegeben, damit sich die Kinder am Lesezeichen-Design-Wettbewerb beteiligen konnten. In einer Vorauswahl wurden je zehn Lesezeichen pro Kategorie (Unter-, Mittel-, und Oberstufe) ermittelt, die auf einem Plakat in der Bibliothek gezeigt wurden. Die Besuchenden durften einen Punkt zu ihrem Favoriten kleben. Wegen Punktegleichstand eines Zweit- und Drittplatzierten wurden am Ende sieben Sujets gedruckt. An der feierlich gestalteten Preisübergabe bekamen diejenigen Gutscheine, die es in der Vorauswahl auf das Plakat geschafft hatten. «Die Aktion ist ein Hit», sagt Schmitt. Die Buchzeichen seien beliebt: obwohl man 1500 gedruckt habe, müsse man bereits neue bestellen. Noch heute würden die Plakate mit den Sujets oft angeschaut und kommentiert. «Mit dem Projekt schafften wir Identifikation und Bindung zur Dorfbibliothek», sagt Nicole Schmitt. 

Projekt Bibliothek Berneck: Verschiedene Aktionen zum
50-Jahr-Jubiläum

«Was machen wir, wenn wir viel Zeit und Geld in ein grosses Jubiläumsfest im Jahr 2022 investieren und es aufgrund von Corona nicht durchführen können?» So lautete die Ausgangsfrage, die die Verantwortlichen der Bibliothek bewog, stattdessen monatliche Jubiläumsaktionen für alle Altersgruppe zu planen. «Vor allem unserem Präsidenten Peter Jüstrich gebührt Dank, schaffte er es doch, von den Kosten in Höhe von 23000 Franken, 20000 durch Sponsoren abzudecken», sagt Priska Niederer, Leiterin der Bi­bliothek Berneck. Für die Kleinen gab es Lesungen, einen «Media-Tauschomaten», um ei­gene Bücher einzutauschen, und ein Figurentheater. Für die älteren Kinder gab es einen Manga- und Handyfoto-Workshop. Drei Ruhebänke wurden mit (auch jetzt noch betreuten) Bücherboxen bestückt, in der Badi gar ein Bücherschrank aufgestellt. Auch ein Buchzeichen mit Logo entstand. Zweimal wurden Lesungen abgehalten – und im Herbst stellte das Team Bücherneuheiten vor. Den Abschluss machte ein digitaler Adventskalender. «Es war ein ziemlicher Aufwand, mussten die Aktionen doch stets auch beworben und das Ganze drumherum organisiert werden», sagt Niederer und fügt an: «Aber wir konnten so sehr unterschiedliche Bevölkerungsteile erreichen.»